Pathophysiologie primär unerkannter Verletzungen

[Rettungstiger]

1. Fall:
Z.n. VU Frontal, PAt. 46 JAhre, Einlieferung mit v.a. Thoraxkontusion, offene Ellenbogengelenkslux.
Im Laufe der nächsten zwei Tage zunehmend Schmerzen im Beckenbereich. Röntgenbefund: Beckenfraktur (Os pubis)
2. Fall:
Sturz vom Pferd. Verdachtsdiagnose: SHT 1°
Am nächsten Tag treffen wir PAt. auf dem Gang mit Krücken --> Kreuzbandriß
3. Fall:
z.n. VU (dreißig Meter über Abhang geflogen, Auto in Normallage gelandet) v
Verdachtsdiagnose: Rippenserienfraktur rechts, Schlüsselbeinfraktur rechts
Im Krankenhaus: zusätzlich Rippenserien# li, Pneumothorax re, 6 gebrochene WIrbelkörper im Übergangsbereich LWS/BWS

Was passiert im Körper, dass solch schwerwiegende Verletzungen nicht vom Patienten und nicht bei der Untersuchung durch RA/NA bemerkt werden (Alle Pat. waren Ansprechbar und Kreislaufstabil)

Zustzlich: Warum gibt es manchmal ein beschwerdefreies Intervall bei HWS-Schleudertraumen. Hatte selbst schon zweimal eine leichte HWS-DIstorsion, aber immer unmittelbar nach dem Ereignis SChmerzen.

Würde mich echt freuen, wenn das jemand erklären könnte (und ich nicht ein halbes Physiologie-Selbststudium machen muss )

[RS-USER-Rippenspreizer]

Original geschrieben von Rettungstiger
Was passiert im Körper, dass solch schwerwiegende Verletzungen nicht vom Patienten und nicht bei der Untersuchung durch RA/NA bemerkt werden (Alle Pat. waren Ansprechbar und Kreislaufstabil)

Ich gehe mal davon aus, dass Patienten unmittelbar nach einem Unfall schockig im Sinne auch einer gewissen Schmerzunempfindlichkeit sind. Oder aber sie fokusieren auf ihre Primärverletzung, ohne groß ihre weiteren Läsionen zu bemerken.
An dieser Stelle sollte RettAss oder NA aber durch einen ordentlichen Bodycheck einmal die wesentlichen Gelenke, sowie Becken, Abdomen, Thorax, HWS und den Kopf durchbewegen/untersuchen. Sicherlich kann auch hier ein Patient nur bei der primären/eindrucksvolleren/einschränkenderen Verletzung Schmerzen äußern, aber prinzipiell lassen sich auf diese Weise eine Menge "näher-zu-untersuchende-Abnormitäten" herausbekommen. Zwar ohne genaue Diagnose, aber es kann in der Notaufnahme schon sehr hilfreich sein, neben der linksbetonten Atemnot auch noch die Schürfwunde bzw. eine Bewegungseinschränkung im rechten Knie zu erwähnen.

Gruß, Daniel

[RS-USER-DocMezzoMix]

Zum Thema Schleudertrauma

Meines Wissens nach ist es so, das beim Schleudertrauma oftmals die Schmerzen und einschränkungen erst später auftreten, weil sich erst dann die Muskulatur verkrampft und verhärtet, dadurch gibt es dann Fehlhaltungen und Co. und es kommt erst am nächsten morgen zu den zum Teil höllischen Schmerzen. Früher wurde dies mit ner Halskrause behandelt, heute ist das wohl out, weil es die Fehl und Schonhaltung wohl begünstigt...
Hatte bisher auch nur ein Schleudertrauma der leichteren Art (nur knapp 2Wochen Schmerzen, keine bleibenden Schäden) und eigentlich war mein Plan, zum Arzt zu gehen um evtl. Schadenersatzansprüche zu klären... bis ich am nächsten morgen aufwachte und dachte mein Kopf sei explodiert.

[Schim]

Original geschrieben von DocMezzoMix
[...] bis ich am nächsten morgen aufwachte und dachte mein Kopf sei explodiert.

Hat bei mir auch einen Tag gedauert. Unmittelbar nach dem Unfall überhaupt keine Probleme (vom verkürzten Kofferraum und den Scherben im Kragen mal abgesehen), aber am nächsten Tag musste ich mich wie Münchhausen an den Haaren hochziehen, weil ich den Kopf sonst nicht vom Polster gebracht hätte.

[RS-USER-Rippenspreizer]

Original geschrieben von Schim
... aber am nächsten Tag musste ich mich wie Münchhausen an den Haaren hochziehen, weil ich den Kopf sonst nicht vom Polster gebracht hätte.

Lustige Vorstellung
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