Ich denke eine HAES ist nicht ungerechtfertigt. In dieser Situation mit einem stark blutendem Patienten, keinem Blutdruck und keinen Konserven gibt es nicht all zu viele Möglichkeiten.
Der theoretische Gedanke der gegen die HAES spricht ist die sehr langsame Verstoffwechselung im Körper. Da die Leber dieser Patientin durch die Zirrhose eingeschränkt ist kommt die Frage auf wie sich die zusätzliche Belastung langfristig auswirkt? (Mein Gedanke wäre -> Keine/langsame Verstoffwechselung der HAES -> Anlagerung in / Verschluss von Glomeruli -> Niereninsuffizienz, damit gesteigerte Anforderungen an die Leber, die aber schon funktionseingeschränkt ist; zusätzlich ein potentieller Pruritus durch Ablagerung des HAES in der Haut).
Mein persönliches Gefühl ist, dass HAES über seinen Wirkstoff nicht viel rausreißt, ich denke das Volumen zählt eher, aber das driftet schon in Richtung "Kristalloid vs. Kolloid-Debatten" und da bin ich nicht auf dem Laufenden was die aktuellen Studien sagen.
Eine Idee für ein "sicheres" (= nebenwirkungsarmes) Kolloid zur Infusion wäre Humanes Albumin zusammen mit kristalloidem Volumen (z.B. Ringer). Es steigert den kolloidosmotischen Druck und ich könnte mir auch vorstellen, dass es in diesem speziellen Fall hätte helfen können. (Gedankengang: Leberzirrhose -> Proteinsynthese gestört -> Hypo-Albuminämie...)
Mal als Frage von mir:
Wie sähe es mit FFPs aus? Das müsste wegen der langen Haltbarkeit doch leichter verfügbar sein als Blut, ist ebenfalls über den Proteingehalt kolloidosmotisch wirksam, und bei chronischer Blutung werden die Gerinnungsfaktoren ebenfalls hilfreich sein? -- Müssen FFPs nach Blutgruppe transfundiert werden?