WiWI, wieso studierst Du denn jetzt noch Medizin?
WiWI, wieso studierst Du denn jetzt noch Medizin?
Das ist tatsächlich ein interessantes Phänomen. Greifswald zählt Jahr für Jahr zu den beliebtesten Medizin-Unis, und hatte auch früher recht viele Postings, aber in letzter Zeit hat die Zahl der Beiträge eher abgenommen. Auch andere Unis im Norden und Osten haben vergleichsweise wenige Beiträge verglichen mit kleinen Unis aus dem Süden... vielleicht lernen die dort oben ja alle? Oder vielleicht genießen sie die Nord- bzw. Ostsee während wir im Süden vor dem PC sitzen?
@ davo:
an heißen tagen wie heute sind die bestimmt an der ostsee/nordsee oder quälen sich gerade mit nem kpp in den ferien wie ich
und mitte/ süden wohnen ja auch einfach mehr leute, die was schreiben könnten.
Wieso nicht? ;)
Wartezeit-Leute (20% jedes Jahrganges) haben zwischen Abitur und Medizinstudium 6 - 7 Jahre verbracht, ich nur 3. Als Wiwi zu arbeiten ist für mich derzeit keine Option, die meisten WiWi-Jobs sind recht monoton und öde, abseits von der bunten Welt, die die Hochglanzprospekte versprechen. Hinzu kommt eine latente Unsicherheit. Die interessanten Arbeitgeber können es sich leisten, nur befristete Verträge anzubieten, zumindest am Anfang. Der Konkurrenzdruck ist extrem, gerade auch auf auf den unteren Karriereebenen dank "Up or out"-Policy, die mehr und mehr am Kommen ist.
Medizin hat mich schon immer interessiert, ich habe aber auch einen gewissen Reifeprozess benötigt, um mich selbst im Arztberuf sehen zu können.
Ja, du bist noch jung. Sehe ich auch kein Problem.
Bzgl Monotonie: Das kommt wahrscheinlich auch sehr auf den Job und die eigenen Erwartungen an. Ein Kumpel von mir arbeitet bei der Audi AG im Controlling und dieser findet den Job sehr spannend.
Bzgl. Unsicherheit: Ich glaube Betriebe - wie auch Kliniken - sind durch Unsicherheit geprägt. Aktuell sind ja 19 % der deutschen Krankenhäuser vor der Insolvenz bedroht. Dies wird mit der Einführung des DRG-Vergütungssystems (sinkende Einnahmen je Fall) und mit dem enorme Investitionsstau (kommunale Investitionen bleiben aus, weil kein Geld in den Kassen ist) erklärt. In der Autoindustrie gibt es sicherlich ähnliche Unsicherheiten; so ist z.B. in 2009 der Umsatz bei BMW um 20 % eingebrochen, was Unsicherheit in der Belegschaft verbreitet hat.
Also mein Kumpel hat bei Audi einen unbefristeten Vertrag erhalten. Ich hatte als Assistenzarzt zunächst ein auf zwei Jahre befristeten Vertrag erhalten - war halt auch Uniklinik. Wie gesagt - es ist die Frage, was interessant ist. Investmentbanken und Unternehmensberatungen, deren Geschäft sehr schwankend ist, werden bestimmt nur befristet Verträge vergeben. Und dort gibt es sicherlich die ""Up or out"-Policy".
Du solltest das Med-Studium auf jeden Fall nur aus Interesse und nicht wegen angeblich guten Karrierechancen oder guten Arbeitsbedingungen oder gutem Gehalt machen, weil die drei Aspekte nicht stimmen.