Was ich vor allem schade finde, ist die Einstellung der Bevölkerung zu ihren Ärzten. Nur ein kleines Beispiel: In der BILD (ich weiß, sollte man nicht glauben, aber ich lese grundsätzlich alles, man könnt ja was verpassen.... ) stand die Meldung, daß 10% (!!!) aller niedergelassenen Ärzte unter Aufsicht der Banken stehen und 5 %(!!!!!!!!!!!) ihr Gehalt/Verdienst gepfändet bekommen. So weit, so tragisch. In der folgenden Ausgabe wurde das Thema groß ausgealzt mit einem angeblichen Experten (Verbraucherzentrale oder so) mit seltsamen Fragen wie: Muß ich nun befürchten, daß mein Arzt mich abzockt, weil er pleite ist? Antwort: Das ist keinesfalls auszuschließen. Oder: Muß ich dann noch längere Wartezeiten in Kauf nehmen? (s. Beitrag von England...die wissen, was "längere Wartezeiten" sind) Antwort: Ja, vor allem wenn sie bei einer "billigen" Krankenkasse versichert sind, kann es sein, daß sie der Arzt länger warten läßt, weil die anderen Patienten ihm mehr Kohle bringen. Er riet dann dazu, möglichst bei Verdacht eine Verbraucherzentrale (ABM für sich) oder gleich einen Anwalt zu konsultieren.
Na, wer will schon bei solchen Verhältnissen arbeiten. Die Ärzte gelten doch hierzulande nur als A****löcher und Abzocker, daß sie über 6 Jahre studieren und danach lang nicht so priviligiert sind, wie es immer noch in den Köpfen der Menschen rumgeistert...tja, daß ist niemandem klar. Deswegen werden alle Versuche, sich zu wehren, in den Boden gestampft, weil man an einen Aufstand der "oberen 10 000" glaubt. Und die Lobby der Ärzte ist selbst so scheinheilig, daß es einem schlecht wird. Marburger Bund...daß ich nicht lache. Hilfe ist von dieser Seite her nicht zu erwarten. Was bleibt also übrig, vor allem, wenn man den Beruf mit dem Anspruch ergreifen will, wirklich etwas sinnvolles zu tun und für den Patienten da zu sein? Wegziehen.
Ich hatte mal im Forum vom Spiegel (als Ausgleich zu BILD ) eine rege Debatte mit einem Lehrer, der sich über die Unverschämtheit der Ärzte aufregte, weil die "doch alle nen Mercedes fahren und 3 Ferienhäuser in Florida" haben, dann aber noch rummeckern. Er dagegen, der Arme, muß jetzt pro Woche EINE EXTRASTUNDE unterrichten, die ihm nicht mal voll bezahlt wird. Bitte einmal kollektives Mitleid für den geschröpften Beamten: OOOOHHHHHH.... Die Disskussion war natürlich vergebens, weil die Vorurteile einfach zu tief drin stecken. (Ich gebs ja zu, habe auch Vorurteile gegen manche Lehrer...bei meiner Schwester wurde jetzt aus Protest der Lehrerschaft die Studienfahrt abgeschafft...wär ja auch schrecklich, wenn da ein Lehrer nach Malta müßte....ohhhh...sorry, wieder Mitleid.)
Also, ich persönlich sehe es nicht ein, so lange zu studieren, dann jederzeit für die Patienten da zu sein und am Ende hab ich die Verbraucherzentrale oder gar den Anwalt im Nacken sitzen zu haben, weil jemand mit Schnupfen eine Viertelstunde länger gewartet hat. Nö nö. Aber vielleicht ist das ja überall so?
Nur ums Geld gehts mir dabei wirklich nicht, will nur nicht der Depp vom Dienst sein.
LG an alle und schönes Wochenende, Lee