An diejenigen (Ärzte) unter euch mit gewisser Lebenserfahrung...

[John Silver]

Es soll auch Leute geben, die Medizin und noch ein anderes Fach parallel studieren, weil sie sich nicht entscheiden können. Konnte ich nie nachvollziehen, aber egal. Der Punkt ist der: als Arzt, zumindest als guter, musst Du vor allem zu einem fähig sein: Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Es gibt auch unter Ärzten Rumeierer, die dann bei der Visite 10 Minuten diskutieren, ob man nun 2,5 oder 5 mg Delix ansetzt - das sind Pfeifen. Natürlich ist es eine wichtige, ja lebensbestimmende Entscheidung, die Du jetzt treffen musst - aber als Arzt triffst Du häufig solche Entscheidungen, nur dass sie nicht Dein, sondern das Leben des Patienten bestimmen. Wenn Du ein Entscheider bist - dann weißt Du, wie Du zu entscheiden hast; andernfalls wirst Du eh eine Pfeife als Arzt, und dann solltest Du lieber bleiben, wo Du bist. No offence.

[Relaxometrie]

"Den kompletten tagesablauf eines arztes kenne ich jedoch nicht, kanns mir nur vorstellen. "
Dann solltest du dringend ein Praktikum machen vor so einer wichtigen Entscheidung! Denn du kannst es dir vermutlich nicht vorstellen ;) Ich wollte schon mein ganzes Leben lang Arzt werden, aber retrospetiv hatte ich keine Ahnung vom Arztalltag, auch während der Vorklinik noch nicht. War nicht schlimm, ist trotzdem mein Traumjob. Aber man unterschätzt diesen ganzen Administrativkram und so. Und die Routinetätigkeiten. Und das Reden (gut, kommt auf die Fachrichtung an...).
Wenn du so ein "will ichs werden"-Praktikum machst, dann am besten kein Pflegepraktikum (das ist zwar gut und wichtig, aber bringt für deine Entscheidung eher nix), sondern mal 1-2 Wochen wirkliches "Arzt-Praktikum", schilder denen, dass du nicht sicher bist vor Zweitstudium und wirklich den ganzen Tag den Ärzten hinterherlaufen willst und schau, ob du nen guten Praktikumsplatz findest. Einmal Bauch-OP zugucken wird dir eher nicht bei der Entscheidung helfen.

Sehr gut formuliert!
Bei einer OP zuzugucken und festzustellen, "daß man damit keine Probleme hatte", und ansonsten "die atmosphäre im kh aus nem praktikum im medizinnahen bereich im kh" zu kennen, ist kein Einblick.
Man kommt sich so vor, als habe man unheimlich viel Wissen und Erfahrung mitgenommen, wenn man als Laie mal im OP war. Tatsächlich hat man mit großer Wahrscheinlichkeit keinen großen Erkenntnisgewinn gehabt.
Ich schließe mich der oben erwähnten Empfehlung an, mal ein paar Tage lang bei einem Arzt im Krankenhaus mitzulaufen.

[McZeppo]

So manchen steigt der Arztberuf wohl zu Kopf... bei den Antworten...

Ich selber kann dir keine Auskunft geben. Ich bin noch am warten. Ich habe mein Studium in der Hälfte geschmissen, weil ich mit nem bachelor in Biowissenschaften sicher keinen Zweitstudienplatz bekommen hätte.

Ob ich es bereuen werde weiß ich nicht. Wohl nur, dann wenn ich keinen Studiumplatz bekomme für die nächsten paar Jahre. Die Entscheidung abzubrechen halte ich selbst jedoch für richtig. Eigentlich sollte man selber merken, ob man das wirklich will oder nicht.

Ich wär froh ich hätte den Zweitstudienplatz ^^

Übrigens ich bin 23. Habe noch 10 Wartesemester vor mir. Ich kann froh sein, wenn ich mit Anfang 30 fertig bin
(evtl. Studienplatz in Österreich...).
Also was das Alter betrifft, da sind viele erst spät fertig.

[dahema]

Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Such dir eine Praktikumsstelle, damit du etwas Ahnung vom Alltag eines Arztes bekommst. Vielleicht hilft dir das.

Ansonsten wirkst du auf noch sehr, sehr unentschlossen. Du stehst vor einer sehr schweren Entscheidung. Diese kann dir jedoch niemand abnehmen, da niemand deine individuelle Lebens- und Gefühlssituation wirklich kennt.

Das Alter wäre für mich kein Kriterium, mit Anfang 30 bist du doch guter Durchschnitt, was den Berufsstart anbelangt. Und so ein Medizinstudium kann neben all dem Stress auch eine Menge Spaß machen, wenn man an der Materie interessiert ist. Warum dann also so sehr über die entgangenen Karriereschritte nachgrübeln? Wenn der Job dir liegt (was du durch ein Praktikum etwas näher eruieren kannst), wirst du darin gut vorankommen und auch mit dem Stress leben lernen.

Und nein, der Job wird mit Familie nicht unwichtiger als jetzt. Selbst, wenn du für Kinder ein wenig pausieren oder kürzertreten solltest (und kurzfristig auch das Gefühl haben solltest, neben deiner Familie sei nichts weiter wichtig) werden die Kleinen irgendwann groß, und du hast noch Jahrzehnte Berufsleben vor dir. Spätestens dann wirst du dir Vorwürfe machen, damals nicht deinem Herzen gefolgt zu sein. Also: Such den Job nicht nach eventuell entgangenen Karriereschritten oder bloßer Sicherheit oder Vereinbarkeit mit Familie etc. aus. Sondern such nach dem Job, der dich erfüllt. Das heißt nicht, dass dir jeder Aspekt Spaß macht und du nie gefrustet bist.

[Miyu]

Also ich finde nicht,dass du jetzt unbedingt dringend ein Praktikum machen musst. Ich hab Medizin auch ins Blaue hinein angefangen, weil ich es irgendwie interessant und ganz ok fand. Weder wollte ich mein ganzes Leben Arzt werden, noch hab ich vorher tausend Praktika gemacht - und stehe trotzdem jetzt vorm HEX und meiner ersten Stelle.
Wenn du Lust drauf hast und es dich interessiert - mach es! Nur weil du jetzt nicht gleich vor Begeisterung in Ohnmacht faellst, wie es hier offenbar einige als Grundvorraussetzung ansehen, heißt das nicht, dass du nicht zum Arzt taugst. Und wenn du merkst, dass es nix fuer dich ist, dann laesst du es eben wieder sein. Aber bevor du dir mit 50 sagst "ach haett ich mal", wuerde ich es probieren. Wenn du merkst, dass es dir nicht taugt, kannst du dir ja immerhin ne Stelle in deinem erststudierten Fach suchen.

Das Alter spielt uebrigens eine eher untergeordnete Rolle. Die wenigsten meiner Mitstudenten sind wie ich direkt nach dem Abi an die Uni.