Wir arbeiten ja nicht...
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Unabhängig von der Dienstarztfrage hat man eh das Gefühl, dass Angehörige denken, man sei immer da und für sie zu sprechen (oder bei uns ist gerade so ne Phase). Telefonat: " Ich komm am Sonntag zu Besuch, ich würd sie da gerne mal sprechen". Auf Station nachmittags: " Ich hätte gerne morgen Abend ein Gespräch mit Ihnen, meine Tochter kommt auch dazu." "Um diese Zeit habe ich aber schon Feierabend." "Ja wie sollen wir das denn dann machen? Meine Tochter arbeitet doch."
Kennt Ihr das nicht auch?
Wir arbeiten ja nicht...
Kacken ist Liebe!
Salmonella ist Kacken!
What have you done today to earn your place in this crowded world?
Auf unserer Intensivstation wurden die meisten Angehörigengespräche durch den Tagdienst geführt (Besuchszeit zwischen 14 und 16 Uhr, nur in Ausnahmefällen ausserhalb dieser Zeiten). Nur bei kritischen Patienten wurde ausserhalb dieser Zeiten informiert, sowie bei jedem Neuzugang.
Im Dienst (bei uns zudem Bereitschaftsdienst!) verweise ich Angehörige grundsätzlich an den zuständigen Stationsarzt (ausser eben die genannten Ausnahmen). Wir haben Gesprächszeiten am Arztzimmer angeschrieben, zu denen sich die Angehörigen einfinden können.
Ich gebe als Stationsarzt den Angehörigen immer ein Zeitfenster, in dem sie zu mir kommen können (Nachmittags, in dieser Zeit schreibe ich meiste die Briefe für den Folgetag) - bei fitten Patienten gehe ich dann auch gerne zu den Patienten mit ihnen und lasse den Patienten berichten, was ich in der Visite gesagt habe. Über geplante Verlegungen ins Pflegeheim und Reha etc. ist bei uns zum Glück die Pflege auch immer informiert und kann diesbezüglich Auskunft geben.
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Diese Kollegin ist sich des Widerspruchs schon bewusst, oder? Wenn man eine hohe Dienstbelastung hat, dann gehören Angehörigengespräche nicht in den Dienst. Punkt. Und wenn man diese Gespräche doch führt, dann braucht man sich nicht zu beschweren.
Es erscheint wirklich abwegig, dass ein Arzt pünktlich aus der Klinik kommen möchte. Warum auch; es kann doch nicht sein, dass auch Ärzte Kinder irgendwo abholen und irgendwohin bringen, einkaufen, eigene Angehörige, die im Krankenhaus sind, besuchen, Behördengänge erledigen, und einfach Erholungszeit brauchen, um am nächsten Tag motiviert und fit den Patienten zu helfen. Leider denken noch recht viele Kollegen der älteren Generationen genauso; die haben treudoofe Ehefrauen, die sich bereit erklären, Witwe bei lebendem Mann zu sein, und dessen ganzes Leben zu regeln, während der strahlende Workahol...äh, Held in Weiß das Heil über die Menschheit bringt. Wir haben und wollen keine solchen Frauen, und kein solches Leben. Mann, sind wir egoistische Schweine.
Es erscheint wohl ebenso abwegig, dass der Dienstarzt nicht für jeden Blödsinn da ist, sondern nur für Notfälle. Warum auch; es ist doch egal, wieviel dieser Arzt gerade zu tun hat - er ist eben da, und weil er da ist, hat er sich stante pede bei den Angehörigen einzufinden, die nunmal jetzt da sind, und jetzt ein Gespräch führen wollen. Was? Er kommt nicht? Unverschämtheit! Das gibt eine Beschwerde! Fauler Sack! Ist mir egal, dass da gerade eine Reanimation läuft! (Das ist übrigens kein Scherz: Ein Mal hat eine suuuperbesorgte Privatpatienten-Ehefrau vehement verlangt, dass ihrem Ehemann, der im Übrigen nach einer Leistenhernien-OP da war, SOFORT ein Schmerzmittel gebracht werden soll. Ja und, na dann sind eben alle bei einer Reanimation, es sind doch so viele Leute, einer kann sich doch wohl um die anderen Patienten kümmern!)
Menschen sind rücksichtslose Egoisten. Das wird gerne durch die Unwissenheit-Ausrede kaschiert ("Ja, ich weiß doch nicht, wie bei Ihnen die Abläufe sind!" - Wie wär's mit Fragen, bevor man etwas verlangt???). Mit rücksichtslosen Egoisten ist das Gespräch kurz.