Radioonkologie, körperliche Untersuchung?

[chondroklast]

Naja, der Start vom PJ ins Berufsleben ist so und so eine Umstellung, vor allem was die Verantwortung betrifft. Aber man wächst da hinein Ich kenne persönlich sogar Leute die bis zum PJ nicht mal Blut nehmen konnten.
Nicht ganz ausgereifte Untersuchungsskills kann man verbessern. Es gibt im Netz sehr gute Lernvideos zu dieser Thematik und um sich eine Untersuchungsreihenfolge anzueignen kann man sich an internistischen Aufnahmebögen bzw. dem körperlichen Status in internistischen Epikrisen orientieren.

[Chris.]

Aber da stimme ich auf jeden Fall zu: Einen Patienten aufnehmen und körperlich untersuchen können sollte jeder nach 6 Jahren Medizinstudium ;)

Ja, eben. Ich werde nach dem Studium wahrscheinlich hauptsächlich patientenfern arbeiten. Trotzdem möchte ich als Arzt wenigstens anständig untersuchen und aufnehmen können...ansonsten aber auch so viele praktische Fertigkeiten erlernen wie möglich. Dafür ist das PJ ja da.
Und wenn ich sowieso da sein muss, soll es sich auch lohnen...Bei mir wird es also später nicht Chirurgie, trotzdem freu ich mich auch auf dieses Tertial und möchte da möglichst viel lernen. Und wenn ich im OP auch nur Haken halten darf, kann ich ja vorher was zur OP lesen und so dem Operateur folgen- dann ist es auch nicht langweilig . Studium bedeutet ja nicht nur VL und Prüfungen.
Dir viel Spaß im PJ!

[HappyGal7]

Naja, der Start vom PJ ins Berufsleben ist so und so eine Umstellung, vor allem was die Verantwortung betrifft. Aber man wächst da hinein

Das denke ich auch Wenn man erst mal als vollwertiger Kollege in einem Team steht und auf einmal auch etwas von einem erwartet wird - kommt man glaub ich ganz schnell rein in die Materie ;)

Danke jedenfalls für die aufmunternden Worte!
Und für die, die noch PJ machen: Viel Erfolg!

[alex1]

Die allgemeine These, dass Strahlentherapeuten "internistisch nicht fit seien" beruht auf verschiedene Aspekte.

1. Es gibt eine Menge Strahlentherapeuten, die während ihrer Weiterbildungszeit kein Bock auf Innere haben. Sie betrachten die Zeit auf Station als Last und möchten baldmöglichst wieder weg.
2. Es gibt diverse Kliniken, die in den letzten Jahren ihre Stationen komplett an die Internisten abgegeben werden und lediglich ein strahlentherapeutischer Rotationsassistent dort arbeitet. Die Internisten haben natürlich kein Interesse daran, die Strahlentherapie-Weiterbildungsassistenten zu fürdern und daher lernen Letztere auch wenig.
3. Die Komplexität stationärer radioonkologischer Erkrankungen hat zugenommen. Während früher eher palliative Patienten auf den strahlentherapeutischen Stationen lagen, findet man heutzutage immer mehr Patienten mit multimodalen Therapien in kurativer Intention. Das macht die Sache komplexer. Bei den Glioblastompatienten achtet man darauf, dass der Blutzucker irgendwo zwischen 80-200 lag, der Rest ist Wurst. Bei einem 55jährigen sonst fitten Stadium IIA-NSCLC Patienten muss man da schon genauer hinschauen, seine Überlebenschance nach der Radiochemo ist irgendwo bei 30+% anzusehen, daher sollte man auf eine längerfristige Blutzuckereinstellung schon achten.

Insgesamt untersucht man täglich Patienten in der Strahlentherapie und zwar in einigen Bereichen mehr als Kollegen anderer Disziplinen. Ein Urologe wird sich schwer tun, einen neurologischen Status zu erheben, selbst grob. Ein Strahlentherapeut muss das können, er behandelt täglich Patienten mit ZNS-Tumoren egal ob ambulant oder stationär.
Auf Station und der Ambulanzt führt der Strahlentherapeut in der Regel eine allgemeine internistische Untersuchung durch und darüber hinaus, schaut man sich die erkrankte bzw. zu bestrahlende Region genauer an. Dabei kann man sicherlich einige Bereiche der allgemeinen internistischen Untersuchung weglassen, ich auskultiere z.B. das Herz nie bei Prostata- oder MammaCa Patienten/-innen in der Ambulanz. Die Lunge höre ich mir bei den MammaCa-Patientinnen jedoch sehr wohl an.

Ein Strahlenterapeut muss 1 Jahr auf Station verbringen und für den Facharzt die Applikation von mehreren hunderten (ich glaube es waren 500) Chemotherapiezyklen vorweisen können. Wenn man den Leuten Chemo verpasst, wird man sie wohl vorher klinisch untersuchen müssen, oder?

[HappyGal7]

Wenn man den Leuten Chemo verpasst, wird man sie wohl vorher klinisch untersuchen müssen, oder?

Das macht Sinn, ja War mir wie gesagt nur nicht sicher ob das auch die Radioonkologen machen dürfen, oder ob da extra ein Internist dafür kommen muss (was ich blöd fände, weil ich einen Patienten gerne umfassender betreuen möchte). Aber jetzt ist mir klar, dass das von der Klinik abhängt. Danke für deinen Beitrag - hat mir sehr weitergeholfen!