Ein nicht unerheblicher Teil der Ausbildung beginnt erst nach dem Studium btw.
Ich weiß nicht wirklich, was einen "guten" Arzt ausmacht. Ich vermute mal eine Mischung aus kompetentem und empathischem Auftreten und die Fähigkeit, den Eindruck zu erwecken, dass die verabreichte Behandlung effektiv ist. Sorry, aber in meinem Weltbild sind die Algorithmen, die ein Arzt im Alltag anwendet (jaja ich weiß ich habe keine Berufserfahrung und gar keine Ahnung davon, wie man als wirklicher Arzt denken muss), einfach nicht so faszinierend. Viel ist da imo Pi mal Daumen und beruht auf reiner Erfahrung.
Was muss man als Arzt wirklich können, um gut zu sein? Bzw. was sind kognitive Fähigkeiten, die einen guten Arzt auszeichnen? Bis auf "viel wissen", "nichts vergessen" und "nett sein" fällt mir da wirklich nicht viel ein. Und die ersten beiden Fähigkeiten übernehmen ja mehr und mehr Maschinen für uns...
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Abstrakt wird es dann, wenn man neue Algorythmen entwickelt, die Leitlinien aktualisiert und abwägt, welche Erkenntnisse relevant sind. Aber so lange man sich auf dem "da ist noch eine Gerinnung"-PJler Niveau bewegt, macht man noch wenig weltbewegendes. Arbeit soll Spaß machen, interessant sein, aber doch nicht die Erfüllung des Lebens sein müssen. Wer so hohe Ansprüche an die Arbeit stellt, wird fast immer scheitern, außer man wird selbstständig und dait richtig erfolgreich. Für eine 08/15 Ausbildung (und das ist jeder Studiengang, immer eine Art Massenabfertigung) gibt es auch einen 08/15 Job (wobei Medizin jetzt schon interessanter als ein Job bei Penny an der Kasse sein kann).
Ein guter Arzt ist in der Lage, die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge zu stellen, die richtigen Untersuchungen durchzuführen und mit den Ergebnissen eine korrekte Diagnose zu stellen. Und ein guter Arzt ist dann außerdem noch in der Lage, aus all den Behandlungsmöglichkeiten, die er mal im Studium gelernt hat, diejenige herauszufiltern, die für diesen Patienten passt, die effektiv ist und die hilft. Da muss man keinen "Eindruck" erwecken - zumindest nicht wenn man sich jenseits von Schamanismus und Globuli bewegt.
Und nun zeig mir mal die Maschine, die sowas verlässlich kann. Hast du mal einen der "alten" Hausärzte erlebt? Die ohne technischen Schnickschnack dennoch die korrekte Diagnose stellen? Weil sie ihre Sinne und ihr Köpfchen benutzen statt wahllos "Irgendwas" zu tun...
Tja, aber all das kannst du nicht wissen, denn du hast lediglich dein Studium absolviert, vom wahren Leben als Arzt aber noch nichts gesehen und damit noch keine wirkliche Ausbildung genossen. Diese kommt in der Medizin nämlich erst nach dem Studium. Und dann wird es auch intellektuell fordernd... wenn man will... man kann natürlich auch weiter stumpfsinnig Algorithmen abarbeiten statt sinnvoll zu variieren und auch mal über den Tellerrand des eigenen Fachs zu schauen.
Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!
„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)