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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #26
    Platin Mitglied
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    04.07.2012
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    So, vorneweg: Ich habe den Weg andersrum gemacht und zuerst ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen, bevor ich mich der Medizin zugewandt habe. Trotzdem finde ich, dass du deine Nase ziemlich weit oben trägst.


    1. Ich habe während meines Studiums durchaus andere Sachen gemacht, wie z.B. Japanisch gelernt, ich bin Tanzlehrerin geworden, zusätzliche Vorlesungen in Fächern besucht, die mich interessiert haben. Aber ja, das bedingt, dass man sich interessiert und v.A. auch informiert... womit du ja offenbar durchaus etwas Schwierigkeiten hast. Ausserdem habe ich relativ viel gearbeitet, hätte ich das nicht getan, hätte ich problemlos noch ein Nebenfachstudium in einem beliebigen anderen Fach durchziehen können.. hätte ich das gewollt. Natürlich ist es teilweise etwas nervig, müssen alle das Gleiche besuchen... war aber in meinem Erststudium auch so, und ist bei ziemlich vielen naturwissenschaftlichen Studenten, die ich kenne, genau gleich. Fertige Mediziner MIT klinischer Erfahrung sind aber durchaus auch gefragt, man muss halt nur berücksichtigen, dass man mit dem Studium nicht wirklich fertig ausgebildet ist, und noch etwas praktische Erfahrung benötigt, bevor man wirklich gefragt ist.
    2. Da kannst du gerne von dir reden, ich habe mich immer mehr mit dem Verstehen beschäftigt und dadurch meine Lernzeit deutlich eingeschränkt. Natürlich muss man Fakten auswendig lernen, aber egal, worauf du dich sonst einlässt: gewisse Fakten müssen nun mal präsent sein. Ich fände es abgesehen davon aber schon praktisch, im Medizinstudium einen "Spickzettel" für die Prüfungen benutzen zu können, wie es bei den Prüfungen in den NaWis bei uns möglich war. Man lernt in der tat im Naturwissenschaftlichen Studium eine andere Denkweise, ABER: Auch dort gibt es Leute, die das nicht können. Genauso, wie es im Medizinstudium Leute gibt, die das können. Ist nicht zwingend vom Studium abhängig, sondern auch von den Voraussetzungen der einzelnen Personen. Und: Das Studium hat nur begrenzt etwas mit dem Leben zu tun, egal welches man anschaut. Im Labor waren zwar teilweise auch intellektuelle Denkleistungen erforderlich, der allerallergrösste Teil des Alltags bestand aber aus stupider praktischer Arbeit, die auch ein Schimpanse hätte erledigen können.
    3. Natürlich ist man in der Pflege näher am Patienten, ist für mich auch komplett in Ordnung so, ich möchte es gar nicht anders. Hätte man aber tatsächlich im Pflegepraktikum merken können. Schlussendlich ist man auch kein Richter, dem ein Urteil über fremde Menschen zusteht, dumme Menschen gibt es übrigens auch in allen anderen Arbeitsgebieten. Bezüglich deinem Eindruck von der Praxis, und der Praxis in anderen Arbeitsgebieten kann ich dir nicht wirklich zustimmen, die Lehrer die ich kenne haben auch ziemlich strikte Vorgaben was sie machen müssen, Hochschulprofessoren verbraten auch viel Zeit mit Dingen, die sie lieber nicht tun möchten. Evtl. täte dir etwas Berufserfahrung in verschiedenen Gebieten auch ganz gut.
    4. Das ist von Klinik zu Klinik und Job zu Job unterschiedlich. Dass Patienten aber nicht nur von 8-5 krank sind und Pflege/Behandlung bedürfen, war mir aber schon vor dem Abi klar.
    5. Ist doch schnuppe. Ein guter Arzt muss nicht ein guter Forscher sein, und umgekehrt. Warum man jemanden, der gerne klinisch arbeiten möchte, dann noch 3+ Jahre in ein Labor o.ä. einsperren möchte, erschliesst sich mir nicht. Man möchte auch in der Ausbildung von angehenden Ärzten dann auch klinisch tätige Personen einbinden, so dass man da nicht Vollzeitforscher als Professoren benutzen kann. Das ist aber auch allen irgendwie klar, und ich kenne auch keinen der sich auf seine Mediziner-Diss jetzt etwas einbildet. Du musst ja deinen Dr. med. nicht machen, wenn du nicht möchtest. Gibt hier genügend Ärzte, die keinen Doktortitel führen.
    6. Natürlich gibt es Idioten in der Medizin. Das liegt daran, dass es Idioten auf der Welt gibt. Davon wirst du übrigens auch viele in allen anderen Gebieten antreffen. Vielleicht je nach Situation mal mehr oder mal weniger, aber eine idiotenfreie Umgebung habe ich noch nirgendwo getroffen. Ich bin zwar durchaus der Meinung, dass das Biochemiestudium anspruchsvoller war als das Medizinstudium, ABER: das macht nicht die ganze Disziplin anspruchslos. Dass es in vielen Gebieten noch alte Zöpfe gibt, ist übrigens auch nicht allein auf die Mediziner zurückzuführen, wenn man da mal hinter die Kulissen sieht, ist es dann manchmal doch nicht so einfach, wie man ursprünglich gedacht hat.

    Ich wünsche dir noch einen etwas breiteren Horizont und eine Möglichkeit, deinen offenbar angestauten Frust irgendwie produktiver loszuwerden als mit solchen Posts in einem Forum.



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  2. #27
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    04.08.2012
    Semester:
    5. WBJ Psychiatrie
    Beiträge
    10.700
    doktormatte, ich denke, dass man in anderen Berufen deutlich weniger Freiheiten genießt als du vermutest.

    ad 1) Dass das Medizinstudium in Deutschland extrem standardisiert ist stimmt, aber das liegt nicht am Fach per se - in den USA z.B. sind die Curricula viel selektiver, mit relativ großen Unterschieden von Uni zu Uni, und nennenswerter Wahlfreiheit.

    ad 2) Dass man nur Fakten lernt stimmt IMHO gar nicht. Ich bin zwar erst im 3. Semester, aber hatte viel mehr Auswendiglernen erwartet. In sehr vielen Fächern kann man sich durch logisches Denken viel Arbeit ersparen, das stimmt sowohl in Neuroanatomie als auch in Biochemie - in Physik oder Physiologie sowieso. Und was bitte soll an BWL oder Jura komplexer oder abstrakter sein, oder mehr analytisches Denken erfordern? Es trifft auf fast jeden Job zu, dass der Großteil repetitiv und simpel ist, das ist bei einem Programmierer oder bei einem empirischen Ökonomen/Soziologen/Psychologen an der Uni auch nicht anders. Das ist sogar bei einem Schriftsteller oder Musiker so.

    ad 3) Man muss sich in fast jedem Job mit extrem vielen Vorschriften und "stakeholder"-Interessen auseinandersetzen. Glaubst du ernsthaft, dass man als Lehrer einfach so tun und lassen kann, was man will? Nicht einmal als W3-Professor hat man mehr Narrenfreiheit - auch denen machen Dekan, Rektor und notfalls auch das Wissenschaftsministerium die Hölle heiß, wenn "Leitlinien" wiederholt verletzt werden.

    ad 4) Das mag stimmen. Das mag in anderen Berufen tatsächlich besser sein.

    ad 5) Dass es in der Medizin eine extreme Vielzahl an Doktoren und Professoren gibt, stimmt. Dass die wissenschaftliche Leistung im Vergleich zu anderen Fächern oft gering ist, ebenfalls. Aber das alleine wäre für mich persönlich noch lange kein Grund, die Medizin zu verlassen.

    ad 6) Glaubst du ernsthaft, dass es anderswo weniger Fachidioten gibt? Es stimmt natürlich, dass das Medizinstudium es durch den hohen Zeitaufwand schwer macht, andere Interessen zu verfolgen. Aber der durchschnittliche BWL-, Jura- oder Lehramt-Student verbringt die so gewonnene Zeit auch nicht mit der Lektüre von Kant oder Plato, sondern eher mit dem intensiven Studium der Bars und Pubs. Wer wirklich vielfältig interessiert bleiben will, kann das IMHO auch während des Medizinstudiums. Es gibt ja auch genug Leute, die es schaffen, zeitaufwändige Hobbies (wie Reiten oder Handball) weiterhin zu betreiben. Dass Krankenhäuser im Vergleich zur Privatwirtschaft relativ träge und innovationsresistent sind, stimmt, aber auch das ist eher ein europäisches Problem. Die USA zeigen wiederum, dass es auch anders geht. (Aber das trifft halt auch nur auf die Top-Krankenhäuser zu - die schlechten sind dort sicher deutlich schlechter als bei uns.)

    Insofern: wenn du mal in andere Berufe reinschaust wirst du IMHO sehen, dass es dort die meisten Sachen, die du an der Medizin kritisiert, ganz genauso gibt.



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  3. #28
    *Unitasche schwing*
    Mitglied seit
    16.08.2010
    Beiträge
    9.050
    Zitat Zitat von ProximaCentauri Beitrag anzeigen
    Natürlich gibt es Idioten in der Medizin. Das liegt daran, dass es Idioten auf der Welt gibt.



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