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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallöle Mitforisten,
    ich bin gerade auf einen etwas älteren Artikel bei Spiegel Online gestoßen, der mich nachdenklich gemacht hat:
    http://www.spiegel.de/gesundheit/dia...-a-835983.html

    Wie die Überschrift schon sagt, sollen zahnärztliche Röntgenaufnahmen das Risiko von Hirntumoren erhöhen.
    Ich bin noch am Anfang meines Studiums und kann daher noch nicht so gut einschätzen, wie das alles zusammenhängt, aber ist das nicht ein ziemliches Problem? Was tut man dagegen?
    ~~~ Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. ~~~



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  2. #2
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    Ich habe zu eben dieser Studie einen Vortrag auf dem Deutschen Zahnärztetag 2012 gehört.
    Ich drücke es ein bisschen überspitzter aus, als der Referent, dessen Name mir entfallen ist, aber diese Studie ist ganz klägliche Wissenschaft. Ein Zusammenhang, zwischen Meningeomen und Zahnfilm-Aufnahmen, wie ihn die Forscher hier gefunden haben wollen, lässt sich mit dieser "Studie" nie und nimmer nachweisen.
    Weißt du, wie hoch die Strahlenbelastung einer einzelnen Zahnfilm-Aufnahme ist? Weißt du auch, wie viel Röntgenstrahlung ein Mensch allein durch kosmische Strahlung aus dem Weltraum jeden Tag abbekommt? Berücksichtigt die Studie, wie oft die Meningeom-Patienten in der Zeit Flugreisen unternommen haben oder wo sie gelebt haben?
    Der Artikel bzw. die Studie ist eher ein Beispiel dafür, wie Behauptungen auf angeblich wissenschaftliche Beweise gestützt werden und wie wichtig es ist, sich damit auseinanderzusetzen, wie Wissenschaft gemacht wird und wie man Studien interpretieren sollte.



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  3. #3
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    Okay, danke für deine Antwort. Leider habe ich keine Ahnung von den Strahlenbelastungen, vielleicht kannst du das kurz erklären?
    ~~~ Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. ~~~



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  4. #4
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    Puuh, okay, aber ganz kurz.
    In Deutschland liegt die durchschnittliche Dosis Röntgenstrahlung, die du allein dadurch abbekommst, dass du auf der Erde bist, bei 2,4 MilliSievert http://de.wikipedia.org/wiki/Sievert_%28Einheit%29
    Ein (analoger Zahnfilm) belastet dich mit ca. 6 MikroSievert (ein digitaler ungefähr die Hälfte).
    Jetzt brauchst du nur ein bisschen Mathematik und gesunden Menschenverstand und solltest deine eigenen Schlüsse ziehen können.



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  5. #5
    ehem-user-02-08-2021-1033
    Guest
    Zitat Zitat von jan_mediklin Beitrag anzeigen
    Puuh, okay, aber ganz kurz.
    In Deutschland liegt die durchschnittliche Dosis Röntgenstrahlung, die du allein dadurch abbekommst, dass du auf der Erde bist, bei 2,4 MilliSievert http://de.wikipedia.org/wiki/Sievert_%28Einheit%29
    Ein (analoger Zahnfilm) belastet dich mit ca. 6 MikroSievert (ein digitaler ungefähr die Hälfte).
    Jetzt brauchst du nur ein bisschen Mathematik und gesunden Menschenverstand und solltest deine eigenen Schlüsse ziehen können.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenschaden
    Stichwort stochastischer Strahlenschaden:
    Die Zelle teilt sich, vererbt aber die veränderte DNS an die Tochterzellen weiter. Die Folge sind stochastische Strahlenschäden. Sie treten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Exposition auf. Für sie gibt es vermutlich keine Schwellendosis; die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines solchen Schadens ist proportional zur Dosis. Die Höhe der Dosis beeinflusst dabei nicht die Schwere der Erkrankung, sondern nur die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens. Die stochastischen Strahlenschäden sind entscheidend bei niedrigen Dosen und für die Abschätzungen des Strahlenrisikos im Strahlenschutz.

    Ja, auch ein zahnärztliches Röntgen kann Ursache eine Hirntumors sein, da es sich schlicht um ionisierende Strahlung handelt. Das ist molekularbiologisch erwiesen. Das Eintreten ist allerdings eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Schwierig ist es aber aufgrund von Confoundern, mangelnden Daten und niedriger Inzidenz dieses Risiko epidemiologisch für die Gesamtbevölkerung zu erfassen bzw. zu quantifizieren.

    Einen Exkurs möchte ich aber dennoch geben:
    Bei der Transfusion eines Erythrozytenkonzentrates liegt das Risiko einen Patienten mit Hep B zu infizieren bei etwas 1:1.000.000, für HIV liegt es bei 1: 16.000.000 (Quelle: https://www.blutspendedienst-west.de...sicherheit.php)

    Für meine ärztliche Praxis bedeutet es aber, dass ich den Patienten explizit über das Risiko aufklären muss und auch äußerst streng die Indikation zur Transfusion stellen muss, da ich bei mangelnder Indikation zur Transfusion im Falle einer Infektion schuldhaft handeln würde und dem Patienten gegenüber zum Schadensersatz verpflichtet wäre.

    Risiko des Röntgens beim Zahnarzt hin oder her, wie bei allen medizinischen Maßnahmen muss man immer eine individuelle Risiko-/Nutzenabwägung treffen. Alles andere wäre verantwortungslos.



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