Prüfungsangst ist ein bisschen komplexer als du offensichtlich glaubst und lässt sich nicht von heute auf morgen lösen, genau so wenig, wie man an Tag 1 sagt "es geht mir gut" und an Tag 2 "oh, jetzt habe ich behandlungswürdige Prüfungsangst, schnell einen Termin beim Psychodoc machen" - das sind Prozesse. Ich kann dir heute nicht mehr sagen, wann aus der normalen Aufregung behandlungswürdige Angst wurde. Und wenn ich unselbststädig gewesen wäre, wäre ich jetzt nicht kurz vor dem Abschluss. Ich habe mir Hilfe gesucht, habe Strategien erarbeitet, habe für Extrawürste wie das Mitschreiben in Prüfungen gekämpft (etwas, was bei euch glaube ich ohnehin üblich ist, oder?), usw und so fort.
Ich wiederhole mich: Das Problem war nicht, dass mich keiner ans Händchen genommen hat, sondern die Einstellung "Wer Prüfungsangst hat, ist für den Beruf nicht geeignet", ist es, die einem Steine in den Weg legt.
Warum muss ich überhaupt diskutieren, ob ich Zettel und Stift mitnehmen darf in ein Testat? Weiß ich weniger, weil mir das Aufschreiben hilft? Wohl nicht. Warum weist nicht einfach mal jemand im ersten Semester auf Angebote hin? Warum muss ich mit dem Prüfungsvorsitzenden ausdiskutieren, ob meine Diarrhoe zur Prüfungszeit (die ihn eigentlich sowieso nichts angeht..) nun der Tante mit dem Noro oder der Prüfungsangst geschuldet ist?
Die Antwort auf die Warum-Fragen ist immer die gleiche: Weil Profs und Prüfungsvorsitzende der Meinung sind, dass Prüfungsangst ein Ausschluss für den späteren Beruf ist. Und da wiederhole ich mich wieder (aber wie wir alle wissen, lernt man ja durch Wiederholung am Besten und ich habs noch nicht aufgegeben..): diese Einstellung ist einfach falsch und daneben - und leider ist sie bei uns besonders verbreitet bei denjenigen, von denen man besonders abhängig ist.