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  1. #66
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    Lieber Peter,

    Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich in meinem ersten Post so aggressiv auf deine mir anfangs total unverständliche Arumentation reagiert habe. Da hatte sich leider bei mir auch viel Enttäuschung entladen, da so viele Menschen (auch mit akademischen Hintergrund) kaum Verständnis zeigen wie und warum wissenscht. Forschung so komplex (im Bezug auf Allokation von Forschungsgeldern und Karriere abläuft). Mir scheinen da auch bissl die Pferdchen durchgegangen sind. Es tut mir leid, falls du dem einen oder anderen Satz von mir als zu aggressiv, überheblich oder dich abqualifizierend empfunden hast. Das wollte ich rückblickend natürlich nicht. Also Sorry!

    Die Situation, die wir in der Forschung erleben erscheint natürlich sehr hart und ungerecht. Und wenn man es versucht irgendwie anhand eines durchschnittlichen Arbeitsverhältnisses zu betrachten, kann es natürlich befremdlich sein, dieses hin- und her- zu erleben. Natürlich machen die Begriffe Glück & Vitamin B auch in der Wissenschaft einen nicht zu unterschätzende Faktor aus.
    Ich denke aber Glück und Vitamin B sind auch wichtiger Bestandteil jeder gehobenen Karriere in der Industrie, Wirtschaft, Verwaltung oder Chefarztkarriere. Das hört man von Menschen, die in diesem Bereich nach oben wollen immer wieder. Und auch dort werden immer wieder Top-Leistungsträger aus politischen bzw Vitamin-B Gründen ausgebremst und abgesägt.
    Man könnte statt Glück und Vitamin B aber auch einfach von „gutem Bauchgefühl“ und neu-deutsch „Networking“ sprechen. Dann hört sich alles schon konformistischer an und sympathischer an.

    Was Promotion, Habilitation etc, betrifft:

    Als Doktorand in der naturwissenschaftl Forschung muss man ja so ungefähr durchschn. 4 Jahre an seiner Doktorarbeit arbeiten. Dabei muss man jede Drecksarbeit machen, man muss Forschungsgelder anwerben (meist zusammen mit dem Prof.), man muss wissenschaftliche Arbeiten schreiben, Kongresse vorbereiten, endlos viel Powerpoints produzieren, ständig Vorträge halten, seine Arbeit verteidigen gegen Bedenken und Argumente anderer, 12 Std pro Tag im Lab stehen, Wochenenden werden für Literaturrecherche verwendet, andere Arbeitsgruppen besuchen um neu Methoden zu lernen. Nebenher muss zusätzlich noch in der Uni-Lehre mitgearbeitet werden etc. aber 4 Jahre trotzdem nur 100% auf eine Sache konzentrieren und für sich selbstständig eine dynamische Strukturierung entwickeln.

    All das musste ich in meinen grundständigen Studien nicht.
    Im Studium hab ich viel gelernt…aber aus jeder Ecke etwas…manche Sachen sind längst vergessen, mache Sachen längst widerlegt und manche Sachen schlummern noch immer ungenutzt in irgendwelchen Gehirnwindungen. Als ich meinen ersten akademischen Grad hatte, dachte ich dass ich die Uni-mühle zwar überlebt habe, aber wirklich „können“ konnte ich damals ja eigentlich nichts.
    Hatte Nur einen Freischein um die nächste Tür öffnen zu dürfen.
    Im Doktoradsstudium lernt man selbstständig Forschung umzusetzen....und nicht nur pseudomäßig wie eine Masterarbeit.

    Und ich denke, wenn eine Promotion oder Habilitation auch wirklich ernsthaft angegangen wird (ohne zu betrügen oder sich irgendwie durchzuschlängeln) darf sie auch im Umfeld einer Anstellung Ansehen generieren.
    Wenn sich jemand vom Bäcker als Herr Dr.Dr xy MPH ansprechen lässt finde ich das natürlich auch sehr peinlich

    Summa sumarum: Ich denke, dass ein Doktoratsstudium sehr wohl befähigt wissenschaftlich zu arbeiten und als Nachweis dienen darf. Und das ohne dieses Studium schon ein erheblicher Teil fehlen würde.

    Wenn es dann weitergeht, Habilitation etc. wird die Sache natürlich noch komplexe, härter, anspruchsvoller und Vitamin B lastiger…….und wer das dann bis zum Ende auch durchstehen will, erreicht irgendwann viellt eine Professur. Die Leute die dann da sitzen haben es dann auch in meinen Augen verdient. (natürlich gibt’s subjektiv wahrgenommene Ausnahmen). …und es gibt natürlich auch viele die es nicht schaffen werden oder wollen…aber das ist man sich natürlich schon vorher bewusst.
    Ich denke „heutige Professoren“ sind das Ergebnis einer knallharten Selektion. „survival of the fittest“. Sie sind in der Lage Millionen an Stuergeldern zu koordinieren und gezielt für Forschung einzusetzen. Das ist auch nicht planwirtschaftlich zu gestalten, da die Entscheidungsträger diese Materie dynamisch überblicken können müssen. und das kann man in meinen Augen nur nach jahrzehntelanger Ausbildung.
    (Ich werde das z.B. nicht schaffen und auch nicht machen wollen aber trotz allem habe ich Respekt vor diesen Leistungen.)

    Ich denke im Enddefekt gleicht die Karriere in der Wissenschaft teilweise einer Art Raubtierkapitalismus. Allein das Ergebnis zählt und der nutzen.... Aber rechtfertigen kann man das mit den immensen Kosten die Durch Forschung den Geldgebern und der Gesellschaft erstehen.
    Genauso würde aber auch jeder Aktienkonzern handeln müssen um den Erwartungen seinen Aktionären gerecht zu werden.

    grüezi

    PS.: zu meiner Qualifikation: nat.wissenschaftliche Studien + med Studium. Letzteres falls Forschungskarriere irgendwann nicht mehr klappen will oder gewünschte Familienplanung mir wichtiger wird.
    Geändert von Pullo (22.03.2015 um 17:46 Uhr)



  2. #67
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    Liebe/r Pullo,

    nur als Ergänzung noch: ich wollte nicht die individuelle Leistung einer Dr.arbeit schmälern, im Gegenteil, mir ist bewusst, es bedeutet (zumindest in den meisten Fällen) extrem viel Fleiss, Disziplin, und ein dickes Fell um da zum Ende zu kommen. Mir geht es nicht um eine Herabwürdigung dieser Leistung und ja man darf da auch absolut berechtigt stolz drauf sein! Ich sehe einfach die Notwendigkeit für eine wissenschaftlche Karriere nicht als absolut gegeben und sehe in der Realität wie viel Ausbeutung es ermöglicht (nicht unbedingt in der Medizin, wie gesagt).

    Sei es drum, Dir viel Erfolg in der Wissenschaft.



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