Wie ist das so mit Sprache und Anerkennung von deutschen Abschlüssen, Bürokratie allgemein?
Hat man als Nicht-Anästhesist überhaupt eine Chance einen Job als Notarzt zu bekommen?
Wie ist das so mit Sprache und Anerkennung von deutschen Abschlüssen, Bürokratie allgemein?
Hat man als Nicht-Anästhesist überhaupt eine Chance einen Job als Notarzt zu bekommen?
This above all: to thine own self be true,
And it must follow, as the night the day,
Thou canst not then be false to any man.
Hamlet, Act I, Scene 3
Eine deutsche Approbation wird, genau wie ein deutscher Facharzttitel, in Schweden komplett anerkannt. Papiere einschicken, Papiere zurück bekommen, fertig.
Natürlich muss man Schwedisch sprechen können um in Schweden zu arbeiten, als EU-Bürger muss man jedoch keine Sprachprüfung ablegen um die schwedische Approbation (Legitimation som läkare) zu erlangen, hier liegt die Verantwortung beim Arbeitgeber.
Bürokratie allgemein ist so lala... im Sommer braucht alles etwas länger, Entscheidungsfindung ist nicht unbedingt eine schwedische Stärke
Ich denke ohne eine längere Erfahrung in der jeweiligen Abteilung ist es momentan unmöglich in Schweden prähospital zu arbeiten, völlig egal welchen Hintergrund man hat.
Wie es in Norwegen, Dänemark und Finnland diesbezüglich aussieht weiss ich nicht, aber ich denke in Finnland dürfte die Sprache das grösste Problem darstellen
Geändert von gnuff (20.10.2015 um 21:46 Uhr)
Dermatologist is Greek for "fake doctor"! - Perry Cox, MD
Ich kann nur vom Schweizer Notarztsystem sprechen, genauer nur von meinem Kanton, da das leider sehr unterschiedlich gehandhabt wird.
Bei uns fährt als Notarzt der diensthabende Assistenzarzt Anästhesie aus, wenns gut kommt, mit etwas Erfahrung, wenns schlecht kommt 2-3 Monaten nach Staatsexamen, kaum in der Intubation geübt, geschweige denn der internistischen Krankheitsbilder...
Die dipl. Rettungssanitäter (entspricht dem neuen Notfallsanitäter) sind sehr gut ausgebildet und haben viele Kompetenzen, der Notarzt wird bei spezifischen Schlagworten (Atemwegsprobleme, schwere Trauma, Rhythmusstörungen, unklare Bewusstlosigkeit etc.) aufgeboten und wird im Krankenhaus vom NEF abgeholt.
Theoretisch gibt es wie in Deutschland die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, hier Fähigkeitsausweis Notarzt SGNOR. Für diesen sollte man 3 Jahre klinische Erfahrung mitbringen, davon mind. 1 Jahr Anästhesie und 1 Jahr Chir ODER Innere ODER Pädiatrie. Man sollte jeweils 3 Monate auf einer Notfallstation und Intensivstation gearbeitet haben und die 3 Kurse (Notarztkurs, PALS und ACLS) absolviert haben mit jeweils bestandener Prüfung. Danach folgen 50 Einsätze mit NACA 4+ Patienten. Wenn man dann noch FMH (Verbindung der Schweizer Ärzte) Mitglied ist, darf man sein Dossier eingeben und 500CHF bezahlen, dann ist man für 5 Jahre Notarzt SGNOR. Nach 5 Jahren soll man jeweils Fortbildungen und Einsätze nachweisen für die Verlängerung (und natürlich nochmals bezahlen)
Das Problem ist nun, dass im Schweizer Facharzt Anästhesie kein Fremdjahr mehr gefordert wird und es nicht mehr viele gibt, die den Fähigkeitsausweis Notarzt erwerben. Man darf nämlich auch ohne diese geforderten Ausbildungen fahren, wenn der ärztliche Leiter Rettungsdienst verantwortlich bleibt.
Es gibt in meiner Klinik ein sehr spärlich besetzes Assistententeam, einerseits Fehlplanung, anderseits ungplante Abgänge und Schwangerschaften, so dass sich der Dienst auf 4-5 Assistenten aufteilt, die 24h 7d besetzen. Der Chef findet, das Narkose nicht Hauptgeschäft der Anästhesie ist, so sind 0-4 OP Tage im Monat die Norm. Von meinem Team sind meine Mitassistentin (die schwangerschaftsbedingt ausgefallen ist) und ich die einzigen mit Fähigkeitsausweis, die restlichen Assistenten sind frisch ab Staats (schlechter Ruf der Klinik, keine Bewerbungen.... Teufelskreis).
Im einen Nachbarskanton fahren in einigen Krankenhäusern Assistenten im Dienst, in anderen gibt es Notarzt Rotationen oder es fahren die Oberärzte aus. Im anderen Nachbarskanton fahren Anästhesiepflegende als "Notarzt" aus. Es gibt auch Rotationen auf die Luftrettung (REGA) an Universitätskliniken.