Korrekt. Als Assistent fühlt man sich erst unersetzbar, weil man als feste Säule der Klinik gewertet wird. Die obere Riege nimmt den geplanten Mangel, bei laufendem System, erstmal hin und gewöhnt sich dann daran. Wenn dann noch ein Ausfall dazukommt stehen alle plötzlich mit "Hose runter" da und der fehlende Assistent (egal ob Krankheit, Urlaub, Tod) ist erstmal Schuld.Ein Mangel an Personal bedeutet zwangsläufig Umverteilung der gesamten Arbeitsbelastung an die übrigen Kollegen. Hinzu kommen Urlaub, Krankheit, Fortbildungen und Kollegen die ins Dienstfrei gehen.
Also werden die Abläufe ausserhalb des OP weiter gestreamlined mit dem Ergebnis, das der Assistent fast garnicht mehr in den OP kommt. Irgendwann kommen die Beschwerden über fehlende Ausbildung. Also wird durch "OP-Schmankerl" kompensiert (komm mal rein, mach mal den Whipple), aber das ist keine Ausbildung sondern billiges Zuckerbrot und Peitsche, was nach ca. 6 Monaten völliger Überarbeitung und fehlendem operativem Progress dann dem Letzten auffällt (ein Whipple alle 4 Monate kompensiert nicht die fehlende operative Ausbildung. Nur weil man sowas hingehalten bekommt heisst das nicht, dass man schichtgerechtes operieren beherrscht).
Also kommt entweder ein Assistenten-burnout oder ein Assistenten-Weggang. Noch mehr Engpässe, noch mehr schimpfende Chefs und das rasche Auffüllen der Lücke mit irgendwem, völlig unabhängig von den Fähigkeiten, Hauptsache "da".
Und wenn das dann noch eine absolute Graupe ist, hängen sich die verbliebenen Assistenten endgültig auf.
Und dann wundert sich die Führungsriege, warum es irgendwie nicht läuft.....ohne langfristiges Denken und eine langfristige Personalplanung ist fast jede Abteilung irgendwann sturmreif geschossen.
Erst fällt Assistentenarbeit zu den OAs, die wollen das nicht, hauen dann auch ab. Der letzte "gute" Assistent wird, bei fehlender operativer Vorausbildung, schnell zum F-OA gepusht was zwar den Stellenschlüssel weiter voll aussehen lässt, aber nur auf dem Papier.
Der F-OA muss von den verbliebenen OAs gestützt werden oder er verballert die Eingriffe. Die Komplikationsrate steigt.....etcetcetc
Und am Ende steht der Chef da und fragt sich, was da eigentlich schief gelaufen ist....