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Thema: Luxusproblem

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #6
    gamo lefuzi nibe
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    24.10.2009
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    Ich bin mir nicht sicher, ob du das, was du in der Medizin suchst, auch finden wirst. Ich habe selbst mein erstes Studium (naturwissenschaftlich) abgebrochen, um Medizin zu studieren, aus ähnlichen Gründen wie du sie anführst - irgendwas Sinnvolles machen, Menschen helfen können, etc. bla. Mir wurde zwar damals auch schon von Ärzten abgeraten, zur Medizin zu wechseln, aber man muss seine Fehler ja selbst machen, ne?

    Mittlerweile bin ich im 6. Jahr des Studiums. Die letzten 5 Jahre haben mir zwar viel Spaß gemacht und ich weiß mittlerweile, dass man Menschen in der Theorie sehr gut helfen kann. In der Praxis sieht es, zumindest was meine bisherigen praktischen Erfahrungen angeht, anders aus:

    1. Geht es sowohl im KH als auch in der Praxis darum, möglichst viele Patienten für möglichst wenig Geld durchzuschleusen, was die Möglichkeiten des effektiven Helfens sehr begrenzt. Zu wenige Ärzte auf zu viele Patienten bedeutet, dass man permanent mit der Angst lebt, Fehler zu machen und irgendwas zu übersehen. Abgesehen davon handelt es sich hierzulande oft um chronische, Lifestyle-bedingte Erkrankungen, die man nicht wirklich heilen kann (zumindest nicht ohne einen grundsätzliche Lifestyle-Änderung, wozu allerdings die wenigsten Patienten bereit sind), was auf Dauer ziemlich frustrierend ist, weil man meist nicht das Gefühl hat, dem Patienten wirklich geholfen zu haben.

    2. Sind die Arbeitsbedingungen für Ärzte alles andere als gesund. Andere heilen zu wollen durch eine Arbeit, die einen selbst krank macht, ist absurd.

    3. Gibt es andere Wege, mit denen man Menschen deutlich effektiver helfen kann. Hast du dich schon mal mit dem Effektiven Altruismus auseinander gesetzt? Der EA versucht, den Impact von Spenden oder auch Berufen zu "messen" und kommt zum Schluss, dass du mehr Gutes in der Welt tun kannst, indem du einen Beruf ergreifst, in dem du sehr viel verdienst, und wenigstens 10% deines Gehaltes (manche effektive Altruisten spenden auch bis zu 50%) an effektive Projekte spendest, als wenn du "nur" in einem helfenden Job arbeitest und nichts spendest. Oder anders gesagt: Wenn du deine aufaddierten Einkommenseinbußen durch den Verlust deines "Chefarztgehaltes" stattdessen an eine Stiftung, die Malarianetze verteilt, spendest, wirst du damit mit ziemlicher Sicherheit deutlich mehr Leben retten, als du als Arzt jemals schaffen könntest. Wenn du dich mal in die Materie einlesen willst, hier ein paar Anregungen:
    http://blog.tagesanzeiger.ch/berufun...-meines-lohns/
    https://80000hours.org/
    https://80000hours.org/career-reviews/medical-careers/

    Auf der anderen Seite macht es natürlich auch wenig Sinn, in deinem jetzigen Job zu arbeiten, wenn er dich total ankotzt. Wenn du davon überzeugt bist, dass Medizin das Richtige für dich ist, dann mach es. Letztendlich wirst du es erst wissen, wenn du anfängst im Job zu arbeiten. Wenn es dir aber nur darum geht, dass du deinen jetzigen Job als sinnlos empfindest, dann hast du mit der Kohle, die du jetzt verdienst, deutlich mehr Möglichkeiten, etwas gutes zu tun, als mit einer Arztkarriere.
    Geändert von roxolana (12.06.2016 um 15:19 Uhr)



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  2. #7
    the day after
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    Ich arbeite seit mehreren Jahren. Und es geht jedem älteren Kollegen so , egal ob fit oder unfit.
    Die Dienste sind einfach anstrengend und belastend. Vor allem, wenn man allein da ist.
    Dermatologen kenne ich keine. Die Augenärzte, mit denen ich befreundet bin, haben harte und vor allem viele Dienste gehabt, waren alle aus der gleichen Uniklinik. Wir in der Niederlassung besser, aber nicht jeder strebt die Niederlassung an.

    Wo ist dein Problem mit der deutschen Gesellschaft? Du bist doch Australier. Haben die denn auch Probleme mit, hmm, exzentrischen Lebensläufen?
    Wobei ich das nichtmal von hier bestätigen kann. Du solltest halt erklären können warum und wieso dein Lebenslauf so ist wie er ist. Selbst wenn du das Medizinstudium wieder abbrechen solltest - das ist doch einfach zu erklären!

    Auch ich bezweifle, dass du in der Medizin das findest, was du suchst- viel Unterschied besteht nicht.
    Ich mag meinen Job, aber ich mochte auch meinen früheren Job in der Wirtschaft. Aber ich trat auch nicht mit dem vordringlichen Ziel an, Menschen helfen zu wollen. Da war ein Interesse, wissen zu wollen, wie das alles funktioniert. Und mit Menschen zu arbeiten, nicht nur mit dem PC.
    Und bei den Diensten dachte ich: ach, bist ja ne Nachteule, dass wird schon nicht so schlimm.
    Tja, hinterher ist man immer schlauer. Anfangs geht das noch locker, je älter du wirst, umso anstrengender.



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  3. #8
    Registrierter Benutzer
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    153
    Aber hängt es nicht immer davon ab, in welcher Klinik man arbeitet? Ich meine, dass eine Uniklinik stressig ist, kann ich mir vorstellen- aber ich lebe beispielsweise auf dem Land- glaub mir- du hast in deinem Leben noch nie eine so leere Notaufnahme gesehen Dienste gibt es natürlich überall, aber wenn man nicht mehr unbedingt eine mega Karriere anstrebt- sollte ea doch in kleineren Häusern vielleicht etwas humaner zugehen, oder? Aber du hast da sicher deutlich mehr Erfahrungen als ich



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  4. #9
    the day after
    Mitglied seit
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    Ne Augenklinik gibt es halt auch nicht überall, soweit ich informiert bin. Sollte eigentlich auch eher ein Hinweis sein, dass die alle aus der gleichen Klinik sind, in dies m Fall eben einer Uniklinik.

    Und Land ist nicht gleich weniger Arbeit, je kleiner die Klinik, umso höhere Wahrscheinlichkeit, dass man da im Dienst allein ist - mit all den kleinen und größeren Problem auf Station, ITS und der Ambulanz. Die mir persönlich bekannten Landkliniken zeichnen sich jetzt nicht gerade durch leere Notaufnahmen aus, wo bist du, damit wir die zu dir schicken können!

    Du hast sicher recht, es kommt auf die Klinik an, da sollte man sehr, sehr genau überlegen, wohin man geht.

    Aber die Dienste schaffen einen im Laufe der Zeit.



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  5. #10
    Registrierter Benutzer
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    22.11.2011
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    14
    Erstmal vielen Dank alle für die Kommentare, die ich erstmal auf mich wirken lasse und die mir auch Helfen, die zur Zeit vll. noch etwas rosa-rote Sicht abzulegen.

    Ich hatte mich hier ein bisschen eingelesen und eher den Eindruck dass Augenärzte nicht so viele Dienste haben. Nicht zu vergessen dass man ja auch einen Teil des FA Weiterbildung ambulant machen kann.

    Ich kenne eine Dermatologin (zwar in der Schweiz) und die hat gar keine Dienste und ist zufrieden. Ich denke es komm immer auf den Arbeitgeber an, wie in einem anderen Job auch. Ausser dass man als Mediziner im Moment vll. etwas einfacher wechseln kann, wenn die Umstände zu krass sind.

    Also meinen Lebenslauf würde ich jetzt nicht als exzentrisch betrachten. Klar kann ich das erklären, habe allerdings aber das Gefühl, dass in D viel mehr als in Oz ein sauberer Lebenslauf verlangt wird - da werden einem Ausreißer gleich negativ angerechnet. Es ist in Australian auch relativ normal, dass man mal ein Sabbatical macht, in D kommt das erst so langsam. Würdest du Medizin denn nochmal stuideren oder es bei deinem Job in der Wirtschaft belassen? "Da war ein Interesse, wissen zu wollen, wie das alles funktioniert. Und mit Menschen zu arbeiten, nicht nur mit dem PC." --> geht mir ähnlich und eine der Hauptmotivation für mich. So langsam kann ich die sinnlosen Excel und PPT nichts mehr sehen. Fragt sich nur, ob ich dann irgendwann die sinnlose Dokumentation als Arzt auch nicht mehr sehen kann.

    Danke für die Links zum Thema Effektiven Altruismus. Werde ich mir mal anschauen. Denke aber, dass es mich trotzdem mehr stimuliert einen Menschen direkt behandeln zu dürfen. Deine ersten zwei Punkte sind für mich Hauptargumente das Studium nicht zu machen. Man wird für was ausgebildet und handelt dann genau nach dem Gegenteil. Der Frustrationsfaktor wäre ähnlich hoch wie meinem jetziger Job ganz nach dem Motto: different subject but same shit. Ist es denn wirklich immer so schlimm?

    Ein Argument das aber noch sehr stark für den Arztberuf spricht ist, dass es immer Bedarf hierfür geben wird und man sogar mit dem Alter erfahrener wird. In der freien WI wirst du irgendwann zum alten Eisen abgelegt, dabei möchte ich doch so lange wie möglich arbeiten um auch eine gewisse Agilität zu erhalten. Gerade im IT Bereich wird viel outgesourced und automatisiert, so dass man vll. in naher Zukunft gar keine "teuren" Projektleiter mehr braucht. Insoweit geht es mir auch etwas darum, einen Beruf zu haben, den man bis ins hohe Alter ausüben kann. Ich glaube dass sich hier in der Medizin auch sehr viel tun wird, aber die letzte Entscheidung wird immer noch ein Arzt (Mensch) treffen.

    Ach, was mich noch ein bisschen wundert ist, dass es mehr Leute gibt die nach den klassichen Bürojob-Studiengängen in WiWi, Jura etc. auf Medizin umsatteln als umgekehrt von Medizin in einen Bürojob. Das wird doch wohl auch seine Gründe haben, oder?


    Zitat Zitat von Solara Beitrag anzeigen
    Ich arbeite seit mehreren Jahren. Und es geht jedem älteren Kollegen so , egal ob fit oder unfit.
    Die Dienste sind einfach anstrengend und belastend. Vor allem, wenn man allein da ist.
    Dermatologen kenne ich keine. Die Augenärzte, mit denen ich befreundet bin, haben harte und vor allem viele Dienste gehabt, waren alle aus der gleichen Uniklinik. Wir in der Niederlassung besser, aber nicht jeder strebt die Niederlassung an.

    Wo ist dein Problem mit der deutschen Gesellschaft? Du bist doch Australier. Haben die denn auch Probleme mit, hmm, exzentrischen Lebensläufen?
    Wobei ich das nichtmal von hier bestätigen kann. Du solltest halt erklären können warum und wieso dein Lebenslauf so ist wie er ist. Selbst wenn du das Medizinstudium wieder abbrechen solltest - das ist doch einfach zu erklären!

    Auch ich bezweifle, dass du in der Medizin das findest, was du suchst- viel Unterschied besteht nicht.
    Ich mag meinen Job, aber ich mochte auch meinen früheren Job in der Wirtschaft. Aber ich trat auch nicht mit dem vordringlichen Ziel an, Menschen helfen zu wollen. Da war ein Interesse, wissen zu wollen, wie das alles funktioniert. Und mit Menschen zu arbeiten, nicht nur mit dem PC.
    Und bei den Diensten dachte ich: ach, bist ja ne Nachteule, dass wird schon nicht so schlimm.
    Tja, hinterher ist man immer schlauer. Anfangs geht das noch locker, je älter du wirst, umso anstrengender.



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