Also diese Zusammenlegeung von UCh und Ortho war eher eine Zwangsehe aus meiner Sicht. Das sind einfach grundverschiedene Fächer mit unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen. Ich z.B. bin mehr der Unfallchirurg, Ortho ist nicht meine Welt. Für den Facharzt muss man aber zwangsläufig beides machen und so bin ich jetzt seit zwei Jahren in einer orthopädischen Klinik. Wenn man eine Präferenz hat, kann man (zumindest bisher) das andere, weniger geliebte Fach aber ganz gut umschiffen. Bisher ist die Trennung beider Fächer in einzelne Abteilungen eher die Regel als die Ausnahme.
Die Arbeitsbelastung empfinde ich jetzt nicht anders als in der UCh. Eigentlich mache ich sogar noch viel mehr Überstunden! Das ist wohl eher von der Klinik abhängig, weniger vom Fach. Ja, nachts ist es etwas ruhiger in der Ambulanz, dafür kriegt man Unmengen an Patienten mit Rückenschmerzen, was mich einfach nur nervt. Da hab ich lieber einen Schockraum als sowas.
Ich denke eine Niederlassung kann sich lohnen, wenn man ein Verkäufertyp ist und seinen Patienten viele Igel Leistungen andreht. Wenn man "richtige" Medizin machen will, ist man wohl genauso gefangen im Budget System wie jeder andere niedergelassene Arzt. Immerhin hat man die Möglichkeit, als Beleger auch zu operieren, wenn man das will.
Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, was das Patientenklientel angeht. Ich habe das Gefühl, der Altersdurchschnitt in unserer Klinik liegt locker bei über 70. In der Unfallchirurgie hat man doch häufiger junge Patienten. Ich meine, wir haben 90 Betten, in denen Leute liegen, die 70, 80 oder 90 Jahren alt sind. Herzinfarkte, Schlaganfälle, GI Blutungen, Ileus, Pneumonie, Lungenembolie, sowas passiert alle Nase lang. Und es geht auch nicht alles immer gut. Vor allem bei den Wirbelsäulenpatienten gibt es viele Komplikationen (Pseusarthrosen, Schraubenlockerung oder -dislokation, Anschlussinstabilitäten, Anschlussfrakturen....), aber bei den Prothesen auch (Infekte, Luxationen, periprothetische Frakturen...) Ist nicht immer alles "Arthrose - TEP Einbau - fertig".
Die Stellensituation würde ich eher als gut bezeichnen. In unserer Klinik waren von den letzten 7 eingestellten Assistenten 6 Anfänger dabei... weil wir einfach keine erfahrenen Leute kriegen. Wir haben zwar keine offenen Stellen, aber man findet derzeit einfach nur noch Anfänger.
Innerhalb der Orthopädie gibt es eine Reihe von Spezialisierungsmöglichkeiten. Prothesen, Schulter, Füße und natürlich Wirbelsäule. Wenn man das Ärzteblatt so liest, werden vor allem erfahrene Wirbelsäulenchirurgen gesucht. Damit lässt sich auch (noch) noch Menge Kohle verdienen.