Mal ganz ketzerisch gefragt: was machst Du denn mit Patienten, die Du von der ITS auf die Normalstation übernimmst? Nix anderes machst Du ja erstmal auf der IMC. I.d.R. sind das ja Patienten, die halt noch ein bißchen überwacht werden sollen. Z.B. Eure tollen Lappenplastiken, die ja um Himmels Willen auf die Intensiv müssen, weil sie Heparin 5000IE/24h brauchen + 2l O2 und eine Wärmedecke, bis die Kerntemperatur >40°C beträgt...
Oder der Urologe, der unbedingt jede Nephrektomie, transvesikale und / oder radikale Prostatektomie auf der Intensiv sehen will. Letztendlich ist das das Wohlfühlprogramm für Operateure, aus dem OP, aus dem Sinn. Was machen wir? 3 Kabel auf die Brust, einen Sensor ans Ohrläppchen und eine RR-Manschette an den Arm. Möchten Sie was trinken? Abendessen genehm? Gerne. Ach zu laut? Ja klar können wir die Alarme leise stellen. Und morgens geht es wieder auf die Station.
Die Patienten, die wirklich ein Problem haben, gehen eh auf die Intensiv...
Also alles gar nicht so schlimm, wie man meint. Und Katecholamine? Ja, und? Ich kenne einen Gynäkologen, der als Vorbereitung auf seine Schwenklappen die Patienten 2 Tage O2 inhalieren ließ, damit das Gewebe für die OP schön präoxygeniert wird. Dazu gabs Dobutrex niedrig dosiert auf der Normalstation OHNE Monitoring, gleicher Sinn und Zweck...
Ich finde übrigens mal wieder die Aussage: bei Fragen und allen anderen Problemen ist der/die Anästhesist/-en ja da, und auch immer gerne ansprechbar! NEIN! Ist er nicht! Denn der ist auch froh, wenn er irgendwann mal ins Bett gehen kann. Und da will er auch nicht aus dem Tiefschlaf geholt werden. Nicht falsch verstehen, wir helfen ja (meistens) gerne. Aber wir sind nicht die Idioten, die ja sowieso da sind und daher jederzeit erweckbar sind, um alle möglichen Probleme zu lösen. Denn dazu gibt es auch Hintergründe EURER Fachgebiete. Und ich finde es einfach unverschämt, wenn Verwaltung / Chefs meinen, dass man ja die Leute, die zwar gar nix mit der Station zu tun haben, aber eben im Haus sind, mal 24 Stunden durchbeschäftigen kann. Nochmal: ich komme gerne auf die Intensiv und intubiere internistische Patienten, weil ich weiß, dass die Diensthabenden dort wenig bis keine Erfahrung damit haben. Aber wenn die anfangen und mich fragen, ob sie Lasix geben sollen oder welches Antibiotikum oder welche Medikamente bei der Herzinsuffizienz, dann werde ich etwas unleidlich. Dafür habt IHR einen Hintergrund.
Was könnt ihr machen? Naja, erstmal kann man mit den Chefs reden, eine vernünftige Einarbeitung fordern, mit der MAV / BR sprechen... Nur, in den meisten WBO steht ja ein halbes Jahr ITS / IMC drin. Also wirklich weigern kann man sich nicht. Wenn ihr meint, dass ihr überfordert seid, dann schreibt halt jedes Mal eine Überlastungsanzeige. Stichwort Organisationsverschulden, Übernahmeverschulden. Und wenn niemand Euch ernst nimmt, dann muss man halt Konsequenzen ziehen.
Meine Meinung: Ein bißchen Intensivmedizin oder Intensivmedizin light schadet auch dem HNO / GYN / URO Assistenten nicht. Und Katecholamine und ein bißchen NIV (oder Beatmung light) sind gar nicht so böse wie man immer meint. Und wie gesagt: Wir helfen gerne. Nur bitte kommt damit nicht um 3 Uhr in der Nacht, sondern man kann Fragen auch zu christlichen Zeiten stellen. Ich gehe mit meinen Schwestern abends um 21:30 Uhr einmal über die Station und bespreche, was in der Nacht gemacht werden soll und was noch alles gegeben werden kann, auch optional. Und dann gehe ich ins Bett und weiß, dass ich wirklich nur bei neu aufgetretenen und wichtigen Problemen angerufen werde.
Ach so: WICHTIG! Wenn man auf der IMC gescheites Pflegepersonal hat, dann kann man a) wirklich viel von denen lernen! Man muss halt nur wollen und vielleicht nicht unbedingt den "ARZT" raushängen lassen. Denn die wissen i.d.R. deutlich mehr als so mancher Assistent, geben das auch gerne weiter, wenn man sie ernst nimmt und respektiert. Und wenn mir eine Intensivschwester (und wichtiger noch: Kinderintensivschwester) sagt, dass ihr ein Patient nicht gefällt, dann geh ich dahin!
Und wenn man nett zu seinen IMC / ITS Pflegenden ist, dann klappt es auch mit der Zeit auf derselben Station und i.d.R. mit dem Bett...