Ich habe es währenddessen immer mal...sehr stark hinterfragt
. Allerdings lag das an zwei Dingen die einen altersunabhängig betreffen können:
1. ich bin relativ lernschwach in den Naturwissenschaften. Das war schon im Gymnasium so und da war ich zudem schon ewig lange raus. An der Uni gab es dann zwei Fächergruppen: in Physik und Physio hatte ich Dozenten und studentische Lehrkräfte mit denen es richtig klick gemacht hat und ich war besser als ich mir zugetraut hatte. Ich habe die Leute einfach verstanden. Genau so war es mit einem pensionierten Mathelehrer, den ich vor dem Studium zum Auffrischen engagiert hatte. Chemie hingegen, Biochemie und Pharma und weiterführende mathematische Hilfsmethoden habe ich auch an der Uni kaum wirklich begriffen sondern mich mit Hängen und Würgen durchgequält. War teilweise schrecklich.
2. hat eher was mit meiner schizoiden Ader zu tun
Man muss sich halt klarmachen dass man zwar an der Uni selbst nicht unbedingt ein hyper-Exot sein wird, aber der Rest des Lebenswandels wird schon relativ stark abweichen. Es gibt Exemplare, die ihr Studium machen wenn sie richtig ernsthaft die Schäfchen im Trockenen hatten (hatte so einen Kommilitonen ein paar Semester drüber, der machte was mit IT, war ganz offensichtlich richtig wohlhabend und hatte passives Einkommen aus seiner Firma), oder mit Besserverdienern verheiratet sind die einen auf "angemessenem" Niveau frei halten können. Das sind aber wenige. Für die meisten Oldies wird es darauf hinauslaufen, relativ stark abzuweichen, und damit meine ich nicht unbedingt das rein materielle. (Auch wenn studentische Armut eine sehr reale Belastung sein kann, das sollte man nicht herunterspielen). Man ist einfach an einem anderen Punkt im Leben. Man ist weder jung und aufstrebend und voller unendlicher Möglichkeiten (wie die "normalen" jungen Studenten), aber auch nicht so gesettelt wie die eigenen Altersgruppe. Materiell gesehen wird man das (bis auf die genannten Ausnahmen) auch in der Regel niemals aufholen, man wird also mit grosser Wahrscheinlichkeit eine relativ neue Art Arzt darstellen, die zwar anständig bezahlt wird, aber keineswegs den traditionell assoziierten Wohlstand erlangt - und das lebenslang. Bei mir kam noch hinzu (und das halte ich für nicht ganz selten unter Altstudenten) dass die Zeit vorher auch irgendwie dadurch geprägt war, eben nicht das zu machen was man eigentlich wollte (in meinem Fall Medizin). Ich hatte aus verschiedenen Gründen einen anderen Beruf, aber diese Zeit auch nicht wirklich genossen da es ein Kompromiss war. So einen "ewigen Wunsch" zu schieben ist nicht unbedingt positiv, und wenn dieser dann irgendwann auf die Realität trifft muss er das auch erst mal überleben, denn natürlich ist das alles dann gar nicht das grosse Glück. Man ist also in gewisser Weise bis in ein relativ hohes Alter immer noch "im Werden begriffen" und ich persönlich fand das psychisch anstrengend. Speziell Vergleiche musste ich mir unter Mühen abgewöhnen, sonst wäre ich echt unglücklich geworden. Keine Ahnung ob das geschilderte Sinn macht. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass es für manche die sich erst spät verwirklichen können auch noch ein persönliches Hintergrundsetting gibt, das gesehen werden will. Ich glaube, dass viele die es nicht packen, an diesem Setting scheitern.
Was für ältere auch noch so ein Punkt ist, ist der Berufseinstieg. Hier habe ich von mehr Respekt (weil man es mit mir nicht mehr machen kann, quasi) bis hin zu "was abweicht wird gemobbt" alles mögliche erlebt. Ich wich ab, altersmässig und weil ich die Ausbeutung nicht mitgemacht habe und mich weigerte, qualifizierte Arbeit an die Aktionäre eines Gesundheitskonzerns zu verschenken. Geholfen hat mir, dass ich schon (gut geführtes) Berufsleben kannte, wusste dass es nicht an mir liegt und ich die Hyänen-Abteilung schlichtweg von heute auf morgen verlassen habe. Mit Krankschreibung bis zum Kündigungstag und Arbeitsrechtler im Hintergrund zu einem bewusst gewählten Zeitpunkt, wo die Belastung dann auf die Hyäne selbst übergegangen ist, da war ganz sicher jemand mindestens 3 Monate sehr unglücklich - voll in die Fresse zurückgehauen sozusagen. Ich war da einfach klarer und geschickter, was ich mit Mitte 20 ohne Berufserfahrung nicht gewesen wäre. Das würde ich auch jedem anderen so raten, gerade wenn man die Lebenserfahrung auf seiner Seite hat sollte man die problematischen Seiten eines überlasteten Personalkörpers möglichst sofort ausmanövrieren.
Mein Fazit: teilweise harter Weg, habe es nicht wirklich genossen. Und man muss damit leben können, dass man nicht irgendwann "einer von den Ärzten" ist, sich das grosse Unerlöste eines alten Wunsches nicht mit der Approbation einfach auflöst, sondern das Anderssein dieses eingeschlagenen Weges wird einen über den ganzen Weg begleiten. Im Studium, im Beruf, im Leben, für immer. Wenn das integrierbar ist, ist es lohnend - ich bin froh, es gemacht zu haben.