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  1. #1
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    Hallo!
    Da diese Seite gerade auch für viele angehende Medizinstudenten eine Hilfestellung zur Studienplatzwahl im Ausland ist, möchte ich hier gerne meine persönlichen Erfahrungen an der Medical University of Bialystok teilen.

    Grundsätzlich kann ich diese Uni niemandem empfehlen. Warum? - Weil man als ausländischer Student dort wirklich nur zu spüren bekommt, dass man nur als Geldgeber da ist und da es sich bei dem Studium faktisch um ein komplettes Sebststudium handelt. Diese und weitere Aspekte werde ich im Folgenden etwas detailierter beleuchten:

    Geld/Finanzen:
    - Studiengebühren werden plötzlich grundlos um 750€ pro Jahr erhöht
    - es treten nicht vorher angekündigte Kosten auf (z.B. 15€ für jeden wiederholten Test etc.)

    Unterrichtsqualität:
    Wenn man ins Ausland geht, darf man grundsäztlich keine zu hohen Erwartungen haben. Diese hatte ich auch nicht. Meine einzigen Erwartungen an die Uni bzw. die Stunden waren: 1. PP-Präsentationen bzw. Skripte zu den Vorlesungen zu erhalten. 2. einigermaßen verständlich englischsprechende Professoren/Dozenten, sowie 3. kleineren Gruppenunterricht zu haben (damit macht die Uni Werbung!!!).
    Leider wurde man in Bialystok in allen drei Punkten enttäuscht.
    zu 1. Man hat als Student eigentlich nie die Präsentationen/Skripte erhalten. Wenn man die Frage gestellt hat, ob man diese haben könnte kam nur: "Nein, ihr sollt in den Vorlesungen ja etwas lernen und aufpassen" als Antwort. Es wurde auch abgelehnt, dass dann etwas langsamer durch die Folien gegangen werden kann. Ebenfalls durfte man keine Fotos etc. von den Präsentationen machen.
    zu 2. Viele der Dozenten sprachen ein wirklich grässliches Englisch. Dabei legte ich weder großen Wert auf den Dialekt noch die Grammatik. Sie scheiterten häufig an den einfachsten Dingen. Viele Dozenten lasen wirklich nur ihre Präsentationen vor, die sie in den meisten Fällen aus unseren Lehrbüchern abschrieben. Der Lerneffekt war also gleich 0. Des Weiteren muss man sich auch Gedanken über die Qualität des Englischs machen, wenn selbst meine amerikanischen Kommilitonen bei manchen Dozenten kein Wort verstanden haben.
    zu 3. Der kleine Gruppenunterricht war ein Witz. Klar wir waren kleine Gruppen (ca.9-15 Leute) in den "Labs" (sowas ähnliches wie Praktika), aber Fragen zu stellen war trotzdem schwierig. In Biophysics und Histology scheiterte es mal wieder an den mangelnden Englischkenntnissen der Betreuer. Dazu kam aber noch, dass jene häufig auch einfach den Raum verlassen haben und demzufolge nicht mehr anzusprechen waren. Die Gründe für das Verlassen des Raumes waren dann in Biophysics "Meetings" (Rauchpausen des Betreuers) bzw. in Histology wurden Arbeiten kontrolliert. In Biochemistry und Anatomy waren meine Betreuer in Ordnung, andere hatten aber in Anatomy auch das Problem von unfähigem Personal.

    Ebenfalls wichtig zu erwähnen bzgl der Unterrichtsqualität ist, dass man häufig "Quizzes/Tests" etc. schreibt, bevor man zu den Themen eine Vorlesungen hatte. Ja, es ist eigentlich unvorstellbar, aber man bringt sich komplette Themengebiete selbst bei, ohne jemals etwas dazu in Vorlesungen gehört zu haben. Danach wird man dann getestet und 2 Wochen später hat man dann die Vorlesung zum längst beendeten Themengebiet.
    Ich bin mir dessen bewusst, dass man im Medizinstudium viel selbst zusätzlich erarbeiten muss, aber dass man die Arbeit des Dozentens komplett übernimmt ist meiner Meinung nach nicht akzeptabel. Wenn ich Medizin mir komplett selbst beibringen will, dann brauche ich auch gar nicht mehr zur Uni gehen und lasse mich am Ende des Jahres einfach testen. Jetzt könnte jmd. ja sagen, dass man dann doch einfach mit den vorgeschlagenen Büchern der Uni lernen soll und es dann zwar mehr Aufwand ist, aber man trz bestehen kann - Leider war das nicht der Fall. Es wurden teilweise Fragen drangenommen, die in z.B. keinem meiner 5 Histology Bücher irgendwo "beantwortet" bzw. thematisch erwähnt wurden.

    Verhalten des Uni-Personals gegenüber ausländischen Studenten
    Wie schon mehrmals erwähnt ist das Englisch vieler Mitarbeiter der Uni Mangelware. Das macht die Kommunikation wirklich schwer, wenn man sich z.B. in der Bibliothek anmelden will oder nach dem Weg fragen muss, denn es wurden uns auf unseren "Stundenplänen" nur die Gebäude und nicht die Raumnummern angegeben. Man hatte dann aber auch nicht das Gefühl, dass sie einem wirklich weiterhelfen wollten.
    Besonders erwähnenswert ist auch, dass die Managerin des internationalen Wohnheims kaum Englisch konnte. Selbst der Feueralarm und Durchsagen waren erstmal für 30 sek auf Polnisch, bevor dann kurz mal die Mitteilung auf Englisch kam, dass man das Gebäude verlassen soll. Ansonsten war sie aber eine der wenigen die dann einen Weg der Kommunikation gesucht hat (z.B. Google Übersetzer).
    Die einzigen Personen, die wirklich relativ gutes Englisch konnten, waren die Sekretärinnen. Leider legten diese aber eine Arbeitsmoral und Höflichkeit an den Tag, dass man wirklich nur ungern in die Höhle des Löwens gegangen ist. Sie haben wirklich alles unnötig verlängert und auf nett gestellte Fragen kamen patzige Antworten. Wenn es mal Kritik von der Seite der Studenten gab, wurde sofort die Managerin dazugeholt und es wurden auch schon Leute mehr oder weniger grundlos aus dem Sekretäriat geschmissen. Nebenbei wurde immer erstmal irgendetwas gefordert, bevor sie einem Dokumente ausgefüllt haben o.ä. Immer erst musste die Uni alles haben, bevor unsere Angelegenheiten geklärt wurden. Es macht keinen Spaß, wenn man wirklich dauernd nachhaken muss und die Leute ans Arbeiten erinnern muss.

    Nun ja, ich könnte noch stundenlang die Liste fortsetzen. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, sich für eine andere Uni zu entscheiden. Man wird dort nicht glücklich, wenn man nicht gerade darauf steht dauernd wie der letzte Dreck behandelt zu werden und wenn man nicht gerade sich am liebsten alles selbsterarbeitet ohne mal ein kurzes Feedback zu bekommen. Meine einzig positiven Erfahrungen waren, dass das Wohnheim einen recht guten Standard hatte, die Stadt schön ist und meine Komillitonen supernett waren. Leider sind das aber nicht die wichtigsten Punkte, wenn man Medizin studieren will.
    Da man nicht viele Infos/Erfahrungsberichte zu der Uni findet, hoffe ich, dass ich jetzt einen kleinen Einblick geben konnte. Bei weiteren Fragen könnt ihr euch natürlich gerne melden.
    Geändert von qrk18 (17.11.2016 um 09:41 Uhr)



  2. #2
    Z.n. Studium Avatar von *milkakuh*
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    Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Das hilft sicher vielen weiter.

    Viele deiner angesprochenen Punkte sind sicher fast überall in Osteuropa ein Problem, wenn auch nicht immer so ausgeprägt. Auch wir hatten Profs/Dozenten, deren Englisch nicht sehr gut war. Meistens aber dennoch zumindest innerhalb ihres Fachbereiches verständlich. Sowie es um organisatorische Themen ging wurde es aber auch oft schnell schwierig.
    Die Respektlosigkeit gegenüber Studenten habe ich in Lettland auch erlebt. Allerdings wurden die lettischen Studenten ganz genauso behandelt. Ich glaube das ist eher der anderen Mentalität geschuldet. In Deutschland könnten sich Lehrende so etwas gar nicht erlauben, weil sie hier dafür mit Konsequenzen rechnen müssten.
    Was ich damit sagen will: Egal wohin man ins Ausland geht - mit solchen Bedingungen (natürlich nicht so extrem wie vom TE geschildert) muss man leider rechnen.

    @qrk18: Was machst du jetzt? Beendest du die Vorklinik in Bialystok? (Die Stadt hat mir übrigens auch sehr gut gefallen und falls du eine Empfehlung für einen guten Veranstalter für Kajaktouren brauchst melde dich ).



  3. #3
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    Ja, es scheint ein wirklich größeres Problem zu sein. Ich hatte mehrere Leute in meinem Jahrgang, die dann auch schon ein Jahr an anderen Unis in Polen studiert haben und jetzt nochmal komplett neu angefangen haben und mir sogar gesagt haben, dass die Uni in Bialystok immernoch besser ist, als ihre vorherige. Das fand ich ziemlich erschreckend, denn ich finde das so ein Verhalten der Uni absolut gar nicht geht. Das ist Geldschneiderei und in gewisser Weise auch Betrug, wenn man nicht seine Versprechen erfüllt und der Unterricht in der English Division für die Uni nur nebensächlich zum Geld verdienen ist. Und ich hatte leider auch häufiger das Gefühl, dass dort diese Tests wirklich absichtlich so gestellt wurden, dass ein gewisser Teil einfach durchfällt und Leute die Fächer dann im nächsten Jahr wiederholen müssen. Das bringt ja extra Geld ;)

    @*milkakuh*
    Ich habe nach 2 Wochen dort aufgehört und bin jetzt erstmal wieder in Deutschland. Ich habe mich sofort für das Sommersemester an der RSU in Riga beworben, da ich dort dann von mehreren gehört habe, dass es zwar Kleinigkeiten gibt, die einen ebenfalls zur Weißglut bringen können, aber die Grundbedingungen sollen stimmen. Ich will doch einfach nur Medizin studieren, manno
    Man, hätte ich das früher gewusst, wäre ich gerne mal eine Runde Kajak gefahren! In Bialystok gibt es ansonsten auch viele Paintball-Anlagen, gute Bars und generell recht viel preisgünstig zu machen. Es wäre eine gute Studentenstadt, wäre die medizinische Uni nicht so schlecht wie sie ist.



  4. #4
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    Ich kann über Universität und Stadt kein Urteil fällen, weil ich nie dort gewesen bin, aber nach 2 Wochen "Studium" kann man das meines Erachtens auch nicht! Schon gar nicht über die med. Fachkenntnisse mancher Mitarbeiter oder hast du vorher bereits woanders studiert?
    Natürlich soll man Lerninhalte in Vorlesungen und Praktika vermittelt bekommen, allerdings ist Medizin zum Großteil ein REINES SELBSTSTUDIUM, und das Überall!!! So viele tests und Vorlesungen kannst du doch nach 2 Wochen noch gar nicht gehabt haben?

    Die Mentalität der Menschen mancher osteuropäischer Länder ist scheinbar etwas gedämpfter, aber als Freshman ist man auch das unterste Glied in der Nahrungskette. Natürlich sollte man mit Respekt behandelt werden, aber man muss sich auch erstmal beweisen..

    Zu dem Argument bzgl. der Tests und des Geldes fällt mir auch nichts ein.. Ich nehme mal stark an, dass die Universität auch im nächsten Jahr genügend Bewerber haben wird, um die zur Verfügung gestellten Plätze, besetzen zu können. Diese Tests dienen einem Qualitätsmanagement, um sicher gehen zu können, arbeitstaugliche Ärzte auszubilden!!! Was hast du denn erwartet???



  5. #5
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    @deluxe2712 Ich habe mich nicht negativ zu Fachkenntnissen geäußert. Ich habe mich negativ über die Englischkenntnisse geäußert. Das hat dann dazu geführt, dass in den Labs nur vereinzelt mal Fragen von den Betreuern verstanden wurden. Das lag sicherlich nicht an deren Fachkenntnissen, denn die polnische Abteilung soll wohl ziemlich gut sein und es sind die gleichen Dozenten/Professoren.

    Wahrscheinlich haben wir beide unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff Selbststudium. Ich weiß, dass man sich für die Vorlesungen/Labs vorbereiten muss und dann ebenfalls nachdem diese stattgefunden haben nochmal nacharbeiten/lernen/zusätzliche Infos raussuchen muss. Das ist alles völlig okay und das sehe ich auch nicht als Problem an- Das ist definitiv viel Arbeit und nicht in 30 min gemacht. Das bedeutet für mich aber auch nicht Selbststudium. Für mich heißt Selbststudium keinerlei Leitfaden zur Vorbereitung (damit meine ich grobe Themengebiete und Schwerpunkte bzw. einfach die PP oder die Skripte) zu bekommen und die Tests vor den eig Vorlesungen zu schreiben. Weil dann werden die darauffolgenen Vorlesungen sinnlos, denn man hat die Tests dazu eh schon geschrieben bzw. die Themengebiete eh schon gelernt. Tests wurden dort wöchentlich geschrieben und zwar in Histo, Anatomie, Chemie und Biochemie. Die Tests zählen und z.B. in Histo gab es die folgenden Regeln: wer eine bestimmte Anzahl von diesen Tests nicht bestanden hat, der wurde nicht für die Partialtests (größere Tests nach mehreren Wochen) zugelassen. Wenn man nicht für die Partialtests zugelassen wurde bzw. diese nicht bestand, dann durfte man das Examen nicht schreiben, was bedeutet, dass man das Fach im nächsten Jahr wiederholen musste.
    An der Uni hat man in Biochemistry, Anatomy, Histology und Chemistry wöchentliche Tests.
    So viele Vorlesungen hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, allerdings gab es vor Studienbeginn einen Pre-Course bei dem man viele Dozenten schon kennengelernt hat.

    Zur Mentalität sehe ich das ähnlich. Ich habe mich aber mit höheren Semestern unterhalten und die meinten, dass es dort mit dem Sekretäriat schon immer Stress gab und es auch schon mehrere Beschwerden beim Dean gab, es aber nix ändert. Damit hier ungefähr klar wird auf welchem Niveau man dort behandelt wird:
    Wir sollten ins Office kommen, um einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Dort im Vertrag wird man plötzlich darüber informiert, dass die Studienkosten ab nächstem Jahr um 750€ erhöht werden. Auf die Frage warum diese erhöht werden kommt die Antwort: "Warum erhöht man wohl Studienkosten?". Ich habe dann gesagt, dass ich diesen Vertrag erstmal ununterschrieben mitnehmen möchte, damit ich mit meinen Eltern bzgl. der zusätzlichen Kosten nochmal reden kann. Von der Sekretärin kommt dann als Antwort, dass dieser Vertrag nicht ununterschrieben den Raum verlässt und wenn ich jetzt nicht unterschreibe, ich nicht mehr an den Vorlesungen/Labs teilnehmen darf. Das ist doch nicht normal, oder?!

    Das ist ja gerade das komische! Die Uni hat generell nur ca. 67 freie Plätze und selbst diese waren dieses Jahr nicht vollständig vergeben!!! Sie hatten nicht wirklich genügend Bewerber, denn der Bewerbungsprozess wurde noch bis in den vorgeschriebenen Pre-Course rein verlängert. Der Pre-Course ist eig eine Pflichtveranstaltung über 3 Wochen vor dem eig Studienbeginn und auf der Website steht eig auch, dass man nicht ohne den Pre-Course dort anfangen darf. Sowas habe ich bis jetzt von noch keiner Uni gehört.

    Wofür man diese Tests braucht, ist mir klar. Ich finde das System mit wöchentlichen Tests auch gut, aber dann bitte so, dass man auch eine Chance hat. Die wäre gegeben, wenn man Skripte/Präsentationen hätte bzw. einfach mal eine Vorlesung vor dem Test. ;) So hat man sich stundenlang vorbereitet, um am Ende dann doch mitzukriegen, dass man komplett die falschen Sachen gelernt hat. Sowas wäre vermeidbar, wenn einfach davor irgendeine Art von Material dagewesen wäre auf der man dann aufbauend etwas Lernen kann oder sie hätten halt die Schwerpunkte genannt oder Buchseiten, was auch immer. Hauptsache man weiß überhaupt grob, was der Test enthält und man sollte sich darauf dann auch verlassen können.
    Und ich kann nur betonen, dass ich nie erwartet habe, dass es einfach wird. Ich bin von vornherein an das Studium rangegangen mit der Einstellung, dass ich mind. 2-3h tgl nach der Uni mich noch hinsetzen und lernen muss (in der Prüfungszeit natürlich mehr). Ich wusste, dass ich vorbereitet kommen muss und die Vorlesungen nicht alles abdecken können. Ich wusste auch, dass ich womöglich mal einen Tests nicht bestehen würde. Aber ich habe einfach nicht erwartet und bin auch davon überzeugt, dass es nicht normal ist, dass man komplett von der Uni alleingelassen wird. Wofür bezahlt man denn dann bitte die Studiengebühren?
    Zu den 2 Wochen: ich habe leider einfach nicht das Geld komplette Fächer wiederholen zu müssen und ein früher Wechsel hat mir so noch die Möglichkeit gegeben mich an anderen Unis fürs Sommersemester anzumelden. Ich war auch nicht die einzige die nach kurzer Zeit gegangen ist.



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