Ich war nach 2 Jahren in akutinternistischem Haus für knapp 1 Jahr in internistischer Reha-Klinik und kann auch nur dringend davon abraten, dort beruflich anzufangen. Außer mir waren kaum Ärzte dort mit akut-internistischer Vor-Erfahrung. Die anderen waren lauter Leute, die in der Reha angefangen haben und da hängengeblieben sind (entweder 2 bis 3 Jahre für die WB zum Allgemeinmediziner oder noch länger).
Es war furchtbar: Gerade die Anfänger waren am schlimmsten dran, und sie hatten es meiner Meinung nach nicht leichter als in der Akut-Klinik. Die hatten in jedem Dienst Angst vor Notfällen. Dabei passierten ja fast nie Notfälle. Und gerade deshalb lernten sie auch nie, damit umzugehen, und hatten selbst nach 2 Jahren noch Angst, daß sie vielleicht mal reanimieren müssen. Haben, wenn dann tatsächlich mal ein Notfall war, auch meistens ganz schön versagt.
Abgesehen davon haben sie aber auch ansonsten medizinisch (meiner Meinung nach) nicht viel gelernt, auch wenn sie dauernd davon redeten, daß sie viel lernen würden. Ich würde zwar sagen, daß das 1 Jahr Reha mir auch was gebracht hat und ich da mehr gelernt habe als gedacht, aber das meiste davon habe ich nur gelernt, weil ich bereits akutinternistische Vorerfahrung hatte und darauf aufbauen und selbst machen konnte.
Aus Angst vor der akutinternistischen Medizin und aus Glaube an bessere Weiterbildung (weil es ja "strukturierter zugeht") in die Reha zu gehen, bringt nix. In der Reha bist du Verwaltungstölpel mit 20 oder mehr Patienten, mit denen du ein meist weitgehend sinnloses (von der Versicherung gefordertes) Standardprogramm durchziehst. Hast wenn es hoch kommt einmal pro Woche eine Facharztvisite und machst selbst so gut wie keine Untersuchungen, weil das alles die CÄ/OÄ machen oder aber an irgendwelche MTAs delegiert ist. Abgesehen davon, daß meiner Erfahrung nach die Untersucherqualität in diesen Kliniken sehr zu wünschen nachläßt und man die Befunde somit eh zum großen Teil direkt in den Papierkorb stecken kann. Es gibt in der Reha kaum Supervision, du wirst von Anfang an viel mehr allein gelassen als im Akuthaus, weil ja meistens trotzdem keiner stirbt.
Im Akuthaus lernst du viel eher mit Notfällen umgehen, weil sie TATSÄCHLICH passieren, und da hast du auch andere Leute um dich, die dir helfen können - ärztliche oder pflegerische Kollegen, z.B. von Intensivstation oder anderen Fachrichtungen oder von deiner eigenen Station. Wenn in der Rehaklinik ausnahmsweise MAL jemand nachts schlecht ist, stehst du allein mit ein oder zwei Schwestern da, die seit 20 Jahren nicht mehr richtig medizinisch arbeiten mußten und in Panik noch nicht mal eine Ampulle Lasix aufgebrochen bekommen. Dann nach 5 bis 20 Minuten kommt der Notarzt und du bist den Patienten los.
Man kann sich meiner Meinung nach irgendwann entscheiden, Reha-Arzt werden zu wollen und da sein restliches Berufsleben verbringen zu wollen. Wegen der Weiterbildung in die Reha gehen sollte man aber nicht oder allenfalls nach bestehender Akut-Erfahrung als kurze Zwischenphase, um mal zu sehen, welche Art von Medizin es noch so gibt.
Ich würde zu einem Beginn entweder in der akut Inneren oder in der Anästhesie raten. In jedem Fall sollte man als Allgemeinmediziner mindestens 2 Jahre Innere gemacht haben (meiner Meinung nach mehr). Und ich würde in der Krankenhaus-Anstellung NICHT sagen, daß man Allgemeinmediziner werden will, da man damit tendenziell leicht aufs Abstellgleis im Sinne von "ist nach 2 Jahren eh wieder weg" geschoben wird und unter Umständen noch weniger Ausbildung bekommt als die Kollegen. Die paar tausend Euro, die die Klinik für die Ausbildung von Allgemeinmedizinern bekommt, steckt sie gerne ein, aber die einzige Gegenleistung ist im allgemeinen, daß man für den Kurs zur psychosomatischen Grundversorgung freigestellt wird und evtl. auch noch die Anreise finanziert wird.
Der Vorteil, als zukünftiger Allgemeinmediziner mit Anästhesie anzufangen und dann 2 Jahre Innere zu machen, besteht meiner Ansicht nach darin, daß man sich nach etwas Anästhesie und etwas Innerer ehe in der Lage sieht, nach 2-4 Jahren Weiterbildung nebenher als (guter) Notarzt zu arbeiten, was einem meiner Meinung nach für die spätere allgemeinmedizinische Tätigkeit auch etwas bringen dürfte, außerdem Geld bringt und den meisten Spaß macht.