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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Es wurde jetzt schon in verschiednen Threads immer mal wieder angesprochen. Weil es mich aber nun doch mal genauer interessiert, eröffne ich hier mal einen neuen.

    Was genau macht eigentlich ein Amtstierarzt?
    Wie wird man Amtstierarzt?
    Was ist dran an den Gerüchten, dass man als ATA am besten verdient, wenig arbeiten muss und den ganzen Tag nichts tut?
    Welche Vor und Nachteile gibt es und warum wird einem das in diesem Studium nicht anständig vermittelt? Sie sagen doch immer, dass nur ein Bruchteil von uns in der Praxis landet, warum liegt dann der Schwerpunkt in der praktischen Arbeit?

    Danke für Eure Antworten.



  2. #2
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    Also ein Amtstierarzt kann in verschiedenen Bereichen tätig sein. Entweder im Bereich der Lebensmittelüberwachung oder im Tierschutzbereich. Aufgabenbereiche können da ja ganz verschieden sein. Kontrollen und Zulassung von Lebensmittelunternehmen, Überwachung von Transporten, Betriebskontrollen bei Nutztierhaltern, Tierschutzfälle begutachten, z.B. auch Verkehr mit Sperma und Embryonen, Attestausstellung für Export usw.
    Ich glaube nichts tun da nur die, die sicher ne Verbeamtung haben und keinen Bock zu arbeiten und ich hoffe und glaube, dass das nur auf die wenigsten zutrifft. Ein bisschen Idealismus muss man da doch schon haben, ansonsten ist einem das doch alles völlig egal.
    Ich fand, dass man ständig vor einem Haufen Papierkram sitzt und kaum praktische Sachen macht (außer den Kontrollen und da bekommt man auch nicht unbedingt immer die tollsten Betriebe und Tiere vorgestellt). Grade die unlösbaren Tierschutzfälle können einem glaube ich schon ziemlich an die Nieren gehen... hab da ein paar unschöne Fälle gesehen und Bilder von vergangenen Sachen gesehen. Blöd, wenn einem da aus gesetzlichen Gründen die Hände gebunden sind, wenn die Tierhalter immer nen Ausweg finden. Muss man wissen, ob man damit umgehen kann und Lust hat, das sein Leben lang zu machen.
    Gehaltstechnisch hab ich leider keine Ahnung, was man da so bekommt, aber vom hörensagen weiß ich, dass es relativ gut bezahlt ist ;).
    "I don't know the secret of success, but the secret of failure is to try to please everybody."
    (Bill Cosby)



  3. #3
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    Dass der Schwerpunkt bei der praktischen Arbeit liegt, liegt glaube ich daran, dass man auch als Amtstierarzt meist Erfahrungen aus der Praxis braucht, sonst bekommt man oft diese Jobs nicht. Zumindest steht oft in den Stellenausschreibungen, dass Praxiserfahrung Voraussetzung ist. Macht ja auch Sinn, wenn man bedenkt, dass man als ATA auch Fälle bewerten muss, wo es um mangelhafte tierärztliche Versorgung usw. geht. Wenn man nie in der Praxis gearbeitet hat und beurteilen kann, ob das jetzt so richtig gemacht wurde oder nicht, ist man ja einfach nur ein Fachidiot ;)



  4. #4
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    Vorab - ich arbeite im Amt

    Also es gibt so im Groben 3 große Bereiche: Lebensmittelüberwachung, Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz
    Was genau man da so macht ist auch total abhängig davon in welcher Ebene der Behörden man arbeitet (Stichworte untere, mittlere, obere Veterinärbehörde) und dann halt wie der eigene Zuständigkeitsbereich so aufgestellt ist.
    Lebensmittel: z.B. laufende Hygieneüberwachung der (großen) Betriebe (die tierische Produkte herstellen/verarbeiten), EU-Zulassungen, Atteste für Exporte, Umgang mit Schnellwarnungen usw.; Überwachung am Schlachthof (also nicht Fleischuntersuchung sondern "der Rest")
    Tierseuchen: klar im Seuchenfall halt Organisation von allem was dazu gehört (das ist bei weitem nicht das Töten! Es gibt ja auch einige Seuchen wo nicht getötet wird, aber trotzdem muss das ganze gemanagt werden z.B. Verwaltung/Beauftragen der Untersuchungsergebnisse), auch hier Ausstellen von Attesten (Bescheinigung von bestimmten Seuchenstatus)
    Tierschutz: klar, Kontrollen bei Beschwerden, aber auch Routinekontrollen (Stichworte CC-Kontrollen), Erteilen von Erlaubnissen (Stichwort §11 Erlaubnisse) z.b. für Hundetrainer etc. und laufende Überwachung dieser Betriebe
    Weitere Bereiche sind noch TNP (tierische Nebenprodukte - also alles was am Ende übrig bleibt ;) ), Arzneimittelüberwachung sowohl bei den Tierhaltern als auch Hausapothekenkontrollen.
    Immer natürlich auch Beratung von Bürgern zu bestimmten Fragestellungen (man glaubt gar nicht, was Leute alles wissen wollen )

    Insgesamt macht man natürlich nicht alles, sondern es gibt ja immer mehrere Abteilungen in den Behörden, wo man dann natürlich nur gewisse Bereiche bearbeitet, teilweise kann man seeeehr speziell werden in den Dingen die man so macht.

    Vorraussetzungen für Amtstierarzt: erstmal natürlich Approbation ;) , dann gibt es in einigen Bundesländern ein Referendariat (2 Jahre) z.b NRW, NDS, Meck-Pomm, in anderen eine andere Form von "Staatskurs" - auf schlau ist dann sowas wie "Befähigung für den höheren Veterinärdienst" - allein gemein ist, dass man einige Prüfungen hat, die über alle Bereiche des öffentlichen Veterinärwesens gehen. Vorraussetzungen um ins Referendariat bzw. einen anderweitigen Kurs zu kommen sind i.d.R. eine gewisse Praxiserfahrung (am besten im Nutztierbereich, min. ca. 1 Jahr), Promotion nicht mehr unbedingt. Wenn man mit dem Kurs durch ist hat man ganz gute Chancen eine Stelle zu finden. Auch ohne Kurs/Referendariat kann man per "Quereinstieg" reinrutschen, ist aber schwieriger würde ich sagen. Solche Stellen sind oft befristet oder Teilzeit, wenn sich Leute mit der Befähigung bewerben, werden diese in der Regel vorgezogen, einfach weil man während des Kurses schon tief in die Materie einsteigt - und selbst danach kommt man sich am Anfang so unglaublich doof vor . Spätestens wenn es um das Thema Verbeamtung geht, ist es ein ohne die Befähigung echt schwer (geht auch, aber dauert alles wohl länger und ist nicht so einfach).

    Bezahlung: was ein Amtstierarzt verdient lässt sich relativ einfach rausfinden, ist ja öffentlicher Dienst, da kann ja jeder die Besoldungstabelle einsehen ;) . Wenn man mal in die Stellenausschreibungen reinliest, steht da meistens A13/E14, Amtsleiter bekommen wohl i.d.R. A16. Ob das nun die beste Bezahlung im tierärztlichen Bereich ist oder nicht, muss jeder für sich wissen - zumindest muss man über nix verhandeln . Und man hat ne gesicherte Stelle.
    Tja wenig Arbeit ist relativ: es sind geregelte Arbeitszeiten (39 oder 40h), elektronische Zeiterfassung, jede Minute wird abgerechnet, Freitags mittags ist meist Schluss ;) Dienste gibt es zwar, i.d.R. zwar recht ruhig, aber manchmal muss man doch los. Oft ist es so geregelt, dass man eine Woche Dienst hat und dafür 8 Stunden Gutschrift bekommt. Wenn man doch mal los muss, geht diese Zeit die man unterwegs war halt on top.
    Ich würde mal behaupten, in den Veterinärämtern wird sehr viel gearbeitet, weit entfernt von "nichts tun", gerade die Tierärzte waren ja mal in der freien Praxis, wo man halt gucken muss, dass das Geld reinkommt, ich musste mich echt SEHR dran gewöhnen, dass man eigentlich eine Kosten verursachende Stelle besetzt und auch, dass man abends nicht seine "to-do-Liste" fertig hat, sondern vieles einfach länger dauert und sich teilweise über Monate ziehen kann.

    Dass es im Studium nicht anständig vermittelt wird, stimmt nur teilweise. Die Unis sind halt selber nicht in dem Bereich tätig - also an der aktiven Überwachung. Aber in so Fächern wie LM, Fleisch, Milch, AVO, Tierschutz... hat man ja auch im Studium mit Gesetzen/Verordnungen zu tun. Ob man das da so toll findet sei dahin gestellt . letztlich muss man sich ja eh selber umgucken was einem am Ende so liegt, ich denke es gibt einige Bereiche, die im Studium nicht vermittelt werden. Und sooooo viele Amtstierärzte gibt es ja nun auch nicht...

    ich habe sicherlich noch einiges vergessen, Amtstierarzt ist halt vielfältig (wirklich!) und meistens auch spannend. Man muss viel mit Leuten umgehen, die meistens halt nicht so sehr einsichtig oder nett sind. In der Praxis rufen Sie dich an, weil das Tier Hilfe braucht, wenn du als Amtstierarzt kommst, bist du halt unerwünscht. Im Büro muss man dann die Gesetze auf den konkreten Fall anwenden, wo es leider oft keine eindeutige Lösung gibt... Viele Fälle begleiten einen ewig und haben oft schon stapelweise Akten - sowas ist halt ultimativ nervig und dann wünscht man sich echt lieber wieder woanders hin ;)



  5. #5
    Registrierter Benutzer Avatar von Viehdoc
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    Cool, danke für die umfangreichen Infos ;).

    Kannst du dir vorstellen, für immer im Amt zu arbeiten?
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