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Das von mir gesehene Problem mit den "90%-Stellen" (oder 80% oder 70%) ist, daß ich bei keiner meiner bisherigen Stellen (alle in der Inneren Medizin) jemals die vereinbarte Arbeitszeit gearbeitet habe, sondern stets für mehr eingeteilt worden bin als 100%. Ich habe mich dagegen mehr als andere Leute gewehrt, war aber trotzdem nur sehr bedingt erfolgreich.
Aus meiner Erfahrung (wie gesagt, in der Inneren Medizin) sind die einzigen Teilzeit-Modelle, die sich einigermaßen durchsetzen lassen, solche, in denen man vereinbarterweise täglich zu einer bestimmten Uhrzeit geht (z.B. 13 oder 14 Uhr) und die bis dahin unerledigte Arbeit und die nachmittäglichen Angehörigengespräche einfach den Vollzeit-Kollegen auf den Tisch schmeißt, oder solche Modelle, in denen man einen fest vereinbarten Wochentag frei hat. Alles andere wird zu mehr als zwei Dritteln meiner Erfahrung nach nicht eingehalten und führt im übrigen auch dazu, daß die Lohn-Abrechnung noch komplizierter wird und alles zum eigenen Nachteil irgendwie ausgelegt wird oder die Personalabteilung insgesamt zu blöd ist, das auf die Reihe zu kriegen, jedenfalls läuft man ständig Geld hinterher. Für Überstunden in einer Teilzeitstelle gibt es auch erst dann Überstundenzuschlag, wenn die Arbeitszeit der Vollzeit-Arbeitnehmer erreicht ist, super Regelung.
Ich glaube, daß man prima Teilzeitregelungen kriegen kann, wenn man 1) fachlich ziemlich gut ist oder zumindest schon einiges an Erfahrung hat und 2) starken Rückhalt vom Chef hat (möglicherweise auf Grund der Qualifikation). Da funktionieren dann auch so Modelle wie "ich arbeite gern Vollzeit, aber will dann auch irgendwann mal ein paar freie Tage am Stück haben" oder "meine Überstunden / Dienste werden vollständig in Freizeit ausgeglichen". Wenn man diese starke Position nicht hat, funktioniert es meiner Meinung nach (zumindest während der Weiterbildungszeit) nur mit ganz klaren, schriftlich vereinbarten Regelungen wie "Montag frei" oder "immer die letzte volle Woche im Monat frei".
Die Beobachtung, daß Teilzeitmitarbeiter im Schnitt sehr deutlich langsamere Fortschritte in den "Fachkenntnissen" machen als Vollzeitmitarbeiter, habe ich persönlich auch gemacht, obwohl ich am Anfang dachte, daß man als Teilzeitmitarbeiter eigentlich doch viel eher die Möglichkeit haben sollte, zuhause mal was nachzulesen.
Ich mache übrigens zur Zeit (nach abgeschlossener Weiterbildung) ein Teilzeitmodell, in dem ich mit dem Chef schriftlich vereinbart habe, daß ich nur jeden zweiten Monat arbeite und jeden zweiten Monat frei mache. Das klappt super, allerdings wahrscheinlich nur deshalb, weil die Abteilung genau diesen Bedarf hat und für mich diese Art der Anstellung ok war. Tatsächlich arbeite ich mehr als 50% (eher 60%), weil ich in den "Arbeitsmonaten" mehr als 100% arbeite (so wie überall), aber im Vertrag stehen halt 50%, mit den entsprechenden Vorteilen für den Arbeitgeber...
Übrigens merke ich bei dem Modell, daß ich trotz aller Routine an jedem Monatsanfang mir echt nochmal auch Routine-Sachen wiederholen muß und in den Job so zwei bis drei Tage "wieder reinkommen" muß.