Ich glaube da spielen zwei Sachen eine Rolle. Das richtige Fachgebiet finden und die Veränderungen im PJ.
Zum gewissen Grad ist Medizin immer stressig, aber mit Beginn des PJ und auch später in der ersten Zeit als AA kommen viele Eindrücke, mehr Verantwortung und gestiegene Ansprüche auf einen zu. Die Arbeit wird einfacher wenn man erstmal die Basics drauf hat, es ist normal sigh am Anfang unwohl und überfordert zu fühlen. Ich würde dir raten dich durch zu beißen und Ausschau danach zu halten wo du langfristig deine Nische finden könntest.
Manchmal geht es mir heute noch so, dass ich gerne mit der Putzfrau tauschen würde, aber mit der Zeit kommen doch auch immer mehr bereichernde Momente hinzu.
"Wir hatten Zeit. Er, weil er alt, ich, weil ich jung war."
Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Nein du spinnst nicht.
Zum einen ist man als Berufsanfäger eigentlich immer ersteinmal chronisch überfordert (ja, so ging es mir auch zu Anfang als Rettungssanitäter) - sobald man die täglich anfallenden Dinge sicher beherrscht wird es deutlich entspannter. Das dauert natürlich je nach Beruf mal mehr, mal weniger lange.
Zum anderen geht es mir auch manchmal so, dass ich mir einen Beruf mit weniger Verantwortung wünschen würde. Als Rettungssanitäter oder -assistent oder Pflegekraft kannst du dir immer nen Arzt dazu rufen und die Verantwortung abgeben. Auch bei primär nicht-fachlichen Problemen sondern organisatorischen Dingen wird das von einigen Pflegekräften bei uns so gehandhabt "nicht meine Aufgabe, soll sich wer anderes drum kümmern. Bis es läuft bin ich in der Kaffeebude". Aber wie so vieles gibt es dabei zwei Seiten der Medaille: Ich möchte nicht auf Dauer weisungsgebunden arbeiten und ich stelle mir das schon schwierig vor, wenn ich mir nach 30 Jahren Berufserfahrung von nem blutjungen Notarzt erklären lassen müsste, wie ich zu arbeiten habe...
Letztlich gibt es in der Medizin ja auch unendlich viele Möglichkeiten als Arzt zu arbeiten. An einem Maximalversorger wird dich das latente Gefühl der Unzulänglichkeit bei bestimmten Patienten vermutlich bis zur Rente begleiten - in der ambulanten Medizin oder einem kleinen Haus bzw. Fach dürfte das hingegen irgendwann zur Ausnahme werden. Letztlich passiert da doch das gleiche wie oben zwischen den Berufsgruppen beschrieben: Schwieriger, komplexer Kasus bei dem man nur verlieren kann -> lieber an die Uni weiterverlegen...
Werd Hausarzt. Da hast du vieles von dem, was du gerne hättest.
Oh das Gefühl kenne ich. Verantwortung ist manchmal zu kotzen.
Du spinnst nicht. Ich denke man romantisiert am Anfang den Arztberuf. Man kommt schwer ins Studium, strengt sich an und ist geflasht von dem vielen Input. Naja und die Realität ist manchmal ätzend. Auch arbeiten im Team hat nervige Seiten, so wie Patienten eben auch Menschen mit negativen Eigenschaften sein können und nicht nur der spannende Fall aus der Vorlesung.
Aber jeder Beruf hat solche Seiten. Ich habe auch mal in einer Tiefphase in andere Fachbereiche geschnuppert, hospitiert und da irgendwie den Weg zu meinem Fach zurück gefunden. AUch wenn ich immer noch morgens beim Wecker klingeln das Bett verlockender finde als den Weg zur Arbeit.
Wichtig ist ein ausgeglichenes Privatleben und ein zwei liebe Kollegen, bei denen man sich mal ausheulen darf. Dann fällt es auch leichter, das Schöne aus dem Beruf zu ziehen.
Und zum Innere-Tertial: alles geht mal vorbei