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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #76
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    Der Primacy-Effekt bezieht sich nur auf alle tatsächlich geäußerten Informationen. Von diesen geäußerten Informationen hört/sieht der Zuhörer (Arzt) alle, aber sie bleiben ihm unterschiedlich stark im Gedächtnis. So können, wie in der Definition beschrieben, anfängliche und letzte Informationen in den Vordergrund treten, während das dazwischen Geäußerte verblasst oder sogar vergessen werden kann.
    Ich verstehe, dass der Primacy-Effekt aufgrund der von dir fett markierten Reizwörter eine verlockende Falle ist. Das Problem ist hier: die Vergewaltigung wurde nie geäußert, sie ist keine "in der Zwischenzeit vermittelte Information" (Zitat Definition), die durch die beiden Effekte überdeckt würde. Sie kann im "Verhalten des Arztes" (Zitat Aufgabenstellung) nicht vergessen werden. Der Primacy-Effekt ist raus. Tut mir leid, aber ich finde das immer noch ziemlich eindeutig, nur eben mit Fallen gespickt.

    Additive Schlussfolgerung finde ich noch "fälscher". Bei dieser wird ja geradezu betont, dass "möglichst viele Informationen" gesammelt werden ("breite Datenerfassung), unter denen auch weniger wichtige Daten erfasst werden. Auch hier gilt: Die Vergewaltigung war nie übermittelte Information.



  2. #77
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    iuoakexrmjhnc hat das Gleiche geschrieben.
    sry, zu spät gelesen.



  3. #78
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    Zitat Zitat von Alpheus Beitrag anzeigen
    Der Primacy-Effekt ist raus. Tut mir leid, aber ich finde das immer noch ziemlich eindeutig, nur eben mit Fallen gespickt.
    1. Auch wenn das Überdecken von Information nicht zutrifft, kann man den Primacy Effekt nicht ausschließen. Grund:

    "Durch diese beiden Effekte kann die in der Zwischenzeit vermittelte Information, die vielleicht wichtiger ist, überdeckt werden."

    Es kann also zwischenzeitlich Information vermittelt werden und diese kann überdeckt werden, mussaber nicht zwingend, damit es ein Primacy Effekt ist. Damit ergibt sich die in der Zwischenzeit vermittelte Information und die Überdecken dieser Information durch den ersten Eindruck als hinreichendes Kriterium und das Haftenbleiben des ersten Eindrucks als notwendiges Kriterium. Als Folge ergibt sich dass ein Haftenbleiben des ersten Eindrucks für einen Primacy Effekt vorliegen muss, da das Haftenbleiben des ersten Eindrucks als notwendiges Kriterium unersetzlich ist. Anders aber bei der in der Zwischenzeit vermittelten Information und der Überdeckung dieser Information. Hier muss gar keine Information in der Zwischenzeit vermittelt oder überdeckt werden, da es nicht obligat ist für einen Primacy Effekt. Ein Überdecken von zwischenzeitlich vermittelter Information durch den Ersten Eindruck führt zwangsläufig zu einem Primacy Effekt. Andersrum aber nicht! D.h. bei einem Primacy Effekt muss das hinreichende Kriterium (Überdecken von Information) nicht vorliegen, das notwendige (Haftenbleiben erster Eindruck) aber schon. Damit ist deine Aussage, dass du den Primacy Effekt ausschließen kannst, weil das Überdecken von Information durch den ersten Eindruck deiner Meinung nach nicht zutrifft formal logisch falsch, da das notwendige Kriterium erfüllt (der Arzt gewinnt einen ersten Eindruck im Erstgespräch, diesen ersten Eindruck verfolgt er, also bleibt der erste Eindruck gut in Erinnerung) ist. Kurz: Es muss nix überdeckt werden und auch nix zwischenzeitlich an Information vermittelt werden. Ob die Überdeckung da ist oder nicht, es tut nichts zur Sache.

    2.Zum additiven Schlussfolgern.

    Zitat Zitat von Alpheus Beitrag anzeigen
    Additive Schlussfolgerung finde ich noch "fälscher". Bei dieser wird ja geradezu betont, dass "möglichst viele Informationen" gesammelt werden ("breite Datenerfassung), unter denen auch weniger wichtige Daten erfasst werden. Auch hier gilt: Die Vergewaltigung war nie übermittelte Information.
    Da sagst selber, dass die Vergewaltigung nie übermittelt wurde. In der Angabe steht sie berichtet aus Scham nicht davon. Damit kann der Arzt gar nicht auf die Vergewaltigung kommen, da sie ihm das nicht sagen würde, weil sie sich dafür schämt. Auch wenn er danach fragen würde, würde sie es ihm nicht sagen. Diese Information ist dem Arzt also gar nicht zugänglich. Also kann er diese Information gar nicht erfassen. Er erfasst also möglichst viele Informationen auch wenn es nicht viel ist. Mehr kann er ja nicht erfassen.

    Welche Daten hat er also nun gesammelt? Zu 100% gesammelt hat er:
    - Die Patientin ist motorisch gehemmt, sie leidet seinem ersten Eindruck nach an einer depressiven Störung
    - Die Patientin bestätigt von sich aus, ihre depressiven Symptome.
    Mehr Information hat er objektiv nicht gesammelt. Alles andere ist reine Interpretation, da nur die beiden Informationen wortwörtlich in der Aufgabenstellung stehen und damit objektiv auch als gesammelte Information durchgehen. Seine gesammelte Information ist auch möglichst viel, weil auf mehr Infos kann er und ist er nicht gekommen. Er integriert alle seine Daten, auch wenn es nur wenige sind. Also nur die zwei Stichpunkte, die ich oben genannt habe, zu der Schlussfolgerung, das die Patientin an einer einer depressiven Störung leidet.

    "Die Integration derart gesammelter Daten bezeichnet man als additives Schlussfolgern, da der Arzt alle Informationen aus der breiten Datenerfassung additiv miteinander verknüpft."

    3. Das Bundesverfassungsgericht schreibt in einem Urteil:
    "Die in der Ärztlichen Prüfung zu stellenden Aufgaben müssten verständlich, widerspruchsfrei und eindeutig sein. Außerdem müssten sie dem vorgegebenen Prüfungsschema entsprechen, wonach der Prüfling in jeder Aufgabe eine richtige und vier falsche Antwortalternativen erwarten könne. Da im Antwort-Wahl-Verfahren dem Prüfling nur die Möglichkeit verbleibe, eine von fünf Antworten anzukreuzen und also jeder weitergehende Antwortspielraum entfalle, müssten alle denkbaren Interpretationen der Frage und alle möglichen Antworten vorausgesehen und durch Formulierungsvarianten erfasst werden. Nur wenn das gelinge, ermögliche die Aufgabe zuverlässige Prüfungsergebnisse. Hieraus folge, dass unlösbare Aufgaben ebenso wie unverständliche, missverständliche oder mehrdeutige Fragen nicht gestellt werden dürften. " (Quelle: BVerwG 6 C 14.04)

    Der ausschlaggebende Punkt ist für mich aber, dass die Aufgabe nicht wirklich eindeutig ist. Man kann jetzt wohl nicht abstreiten, dass Primacy Effekt und additives Schlussfolgern zu 100% nicht zutrifft und sich 0% Anzeichen für diese zwei Antwortmöglichkeiten finden. In der Fragestellung steht ja: Wodurch lässt sich das Verhalten am besten erklären?. Was ist nun am besten? Ich würde das so interpretieren: Ohne diesen Effekt würde er dieses Verhalten nicht zeigen. Ohne Primacy Effekt würde er gar keinen ersten Eindruck haben, der ihm besonders im Gedächtnis bleibt während dem Gespräch. Damit kann er diesen ersten Eindruck auch gar nicht verfolgen und bestätigen. Ohne additivem Schlussfolgern würde er die Information auch nicht verknüpfen können. Erst das Verknüpfen macht ihn so richtig sicher. Ohne Anker-Effekt würde er auch nicht das gezeigte Verhalten zeigen. Was ist an der Aufgabe also nun eindeutig? Ferner gilt, dass es nur eine richtige Aufgabe gibt und vier falsche. Und es müssten alle denkbaren Interpretationen der Frage und alle möglichen Antworten vorausgesehen und durch Formulierungsvarianten erfasst werden. Trotzdem lässt die Frage mehr als eine Antwort zu, wenn ich alle denkbaren Interpretationen einbeziehe.



  4. #79
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    ad 1:
    Woher hast du denn das, dass für den Primacy-Effekt nichts überdeckt werden muss?
    Ich verstehe ihn so, dass der erste Eindruck in den Vordergrund rückt und etwas danach überdeckt. Ein "Haftenbleiben des ersten Eindrucks" (von dir als notwendiges Kriterium bezeichnet) hat man doch immer, bei jedweder Wahrnehmung. Primacy besagt, dass diesem eine Sonderstellung zukommt!

    ad 2:
    Er kann prinzipiell schon darauf kommen, dass die Pat. es auf gezielte Nachfrage nicht sagen würde, ist deine Spekulation. Er hat sich aber auf die Depression "festgeankert" (anchoring) und "fragt infolgedessen nicht nach den Symptomen einer PTBS". Mit diesem in diese Richtung nicht weiter Nachfragen hat er sich bereits vor Ende des Gesprächs auf eine einzelne Diagnose festgelegt und fragt nun nur noch gezielt in Richtung seines Ankers: Die Pat. bestätigt (d.h. danach hat er gefragt), dass depressive Symptome vorliegen. Die Diagnose Depression muss übrigens nicht falsch sein, sie ist nur nicht vollständige Wahrheit.



  5. #80
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    Zitat Zitat von Alpheus Beitrag anzeigen
    ad 1:
    Woher hast du denn das, dass für den Primacy-Effekt nichts überdeckt werden muss?
    Ich verstehe ihn so, dass der erste Eindruck in den Vordergrund rückt und etwas danach überdeckt. Ein "Haftenbleiben des ersten Eindrucks" (von dir als notwendiges Kriterium bezeichnet) hat man doch immer, bei jedweder Wahrnehmung. Primacy besagt, dass diesem eine Sonderstellung zukommt!
    Für mich heißt Primacy Effekt einfach nur, dass der erste Eindruck besser hängen bleibt. Mehr nicht. Ob irgendwas überdeckt werden muss ist doch nicht zwingend notwendig laut Definition:
    "Durch diese beiden Effekte kann die in der Zwischenzeit vermittelte Information, die vielleicht wichtiger ist, überdeckt werden."

    Zum additiven Schlussfolgern: So hätt ich das halt interpretiert. Ist meine Meinung.

    Ich will nur zeigen, dass die Frage nicht den Kriterien (siehe oben) genügt:
    -verständlich, widerspruchsfrei und eindeutig
    -in jeder Aufgabe eine richtige und vier falsche Antwortalternativen
    -Frage muss so gestellt sein, dass alle denkbaren Interpretationen der Frage und alle möglichen Antworten vorausgesehen und durch Formulierungsvarianten erfasst werden.

    Die Frage ist eben nicht zu 100% beantwortbar wie 1+1=2. Sie lässt Interpretationsspielraum, der aber in meinen Augen hier zu groß ist, um diese Frage noch eindeutig zu beantworten. Zudem soll die Frage ja auch nach allen denkbaren Interpretationen eindeutig beantwortbar sein. Und ich denke meine Interpretationen sind denkbar.



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