Das konnte ich noch nie verstehen, wie man das Hakenhalten als Missbrauch bezeichnen kann, oder das man dabei nichts lernen würde. Seit meiner ersten Famulatur war ich immer gern im OP. Egal, was ich da tun musste, es hat Spaß gemacht. OK, ich hab mich immer um die Allgemeinchirurgie gedrückt, das fand ich eher langweilig. Ich habe viel Zeit verbracht in der Unfallchirurgie, in der Neurochirurgie, in der Herz- und in der Thoraxchirurgie. Auch wenn dir nicht jeder Schritt erklärt wird, lernt man doch was durch aufmerksames Zuhören und Zugucken! Man muss den Studenten jetzt auch nicht alles vorkauen, die können auch selber ein bisschen mitdenken. In der Frühbesprechung wird ein Fall präsentiert, es werden vielleicht auch Befunde wie CT oder Röntgen demonstriert, im Idealfall gibt es noch eine kurze Diskussion über die Indikation zur OP und die Art der OP. Und wenn ich dann als PJler später bei der OP mit dabei bin, sehe ich, wie das alles vonstatten läuft. Hinter auf Station sehe ich, wie es dem Patienten geht und wie die Nachbehandlung läuft. Wie kann man dabei nichts lernen??
Wie gesagt, ich kann nicht für die Allgemeinchirurgie sprechen, aber zumindest in der Unfallchirurgie gibt es wirklich nicht viele OPs, bei dem ich als Hakenhalter gar nichts sehe. Eigentlich nur Hüft-TEPs. Selbst bei denen hab ich gerne assistiert, ich hab das später sogar als Nebenjob gemacht für 10€ die Stunde. Ich hab sicher bei hunderten Hüft-TEPs Haken gehalten. Auch wenn ich den Situs nicht sehe, bekomme ich doch mit, was die Chirurgen machen. Welche Instrumente sie benutzen, wo es Schwierigkeiten gibt, dann wird auch darüber geredet. Man kann viel lernen, auch wenn dich keiner an die Hand nimmt und dir alles vorkaut, was er warum tut.
Und zum Thema "Spitze betonen". Ja, es nervt, das alle 3 Minuten zu hören. aber wenn du mal selbst operierst, merkst du schnell, dass es noch nerviger ist, wenn du NICHTS SIEHST, weil dir die Hand vom Assistenten die Sicht versperrt oder nicht kräftig genug am Haken gezogen wird. Dann muss man die Lage vom Haken eben korrigieren oder ihn neu setzen und den Assistenten auffordern, jetzt mal etwas mehr zu ziehen. Das ist keine Schikane und nicht böse gemeint, es ist einfach notwendig. Aber ihr Anästhesisten versteht das vielleicht nicht, weil ihr an eurem Laryngoskop immer allein zieht und der Pfleger hauptsächlich irgendwas anreicht oder auf Kommando spritzt.