Ich weiß, das ist wahrscheinlich der hunderste Verzweiflungspost hier, aber ich wollte mal die Meinungen von anderen Medizinern aufbeschwören.
Ich steh gerade am Anfang des 3. Semesters, hab also letztes Jahr angefangen. Abi von 1,4 geschrieben und danach stand ich etwas planlos vor der Frage, was als nächstes kommt. Während meiner Schulzeit hab ich mich für Chemie interessiert und da auch in Chemie-Schülerwettbewerben ganz gut mitgemischt. Hab entsprechend auch als erstes geplant, Chemie zu studieren, bis mein Vater Medizin auf den Tisch gebracht hat. Ich hatte große Zweifel wegen meiner Abinote und weil ich mich als ziemlich undisziplinierter und sozial ziemlich unbeholfener Schüler nicht gerade als Arzt sehen konnte. Trotzdem den TMS mitgeschrieben und mit 1,0 überraschend gut abgeschnitten.
Das war irgendwie der Moment, wo ich mir gedacht hab: vielleicht sollte ich doch was aus der Chance machen. Und mit dem TMS und auf Empfehlung von Vater und Schwester hin hab ich mich auf Medizin beworben und einen Platz bekommen.
Das erste Semester war auch kein Problem. Naturwissenschaften haben mir schon in der Schule gelegen und an Psycho und Sozi soll's auch nicht scheitern. Makroanatomie fand ich etwas langweilig, aber da's dazu eh keine Klausur im 1. gab, hab ich das auch mental etwas zur Seite gelegt.
Dann kam das 2. Semester und ich konnte Anatomie nicht mehr so gut ausblenden. Biochemie war ok, der Chemieanteil hat mir ganz gut geholfen. Nur Mikro und Neuro haben mich irgendwie etwas angeödet. Der Stoff allgemein mag zwar ganz nett sein, aber diese endlose Masse von Details... uh. Da fehlte mir irgendwann komplett die Motivation oder Disziplin, mich mal richtig hinzusetzen und selbst wenn ich's gemacht hab, hatte ich das Gefühl, dass das Zeug genauso schnell rein wie auch wieder raus geht. Das hat sich im Semester auch prompt gerecht: knapp durch die mündliche Mikro und um einen Punkt jeweils durch 2 Neuro-Klausuren gerasselt.
Jetzt mach ich mich schon seit Wochen komplett fertig, wie ich weitermachen soll. Chemie hab ich mir von Anfang an als Alternative im Hinterkopf behaltenhalten, aber Medizin aufzugeben ist auch ein großer Schritt. Mein Vater rät mir als Chemiker von der Chemie ab und will lieber, dass ich mir mit einem Medizinabschluss meine Optionen offen halte und einen Abschluss mit sicherer Zukunft ablege. Das Berufsbild des Arztes finde ich halt auch nicht so attraktiv, aber da gibt es ja sicherlich viele Fachrichtungen, die ich noch nicht genau kenne. Aber so weder mit konkreter Jobvorstellung, noch mit richtigem Interesse am Stoff weiterzumachen... ich weiß ja nicht, ob ich das durchhalte und da die Kraft finde, richtig Anatomie zu machen. Andererseits wird sich mit der Klinik der Stoff ja ändern, auch wenn ich nicht weiß, ob sich mein Interesse dann besser. Außerdem bin ich sicherlich auch deswegen demotiviert, weil ich so ein Arbeitsaufwand und das Scheitern nicht gewöhnt bin, was im Chemiestudium genauso passieren könnte.
Studiere ich aus den falschen Gründen? Ist es realistisch einfach weiterustudieren in der Hoffnung, eine passende Spezialisierung zu finden?
Ich weiß nicht genau, inwiefern mir da so ein Ratgesuch helfen kann, aber ich wollte's mal loswerden.