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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    ehem-user-04-11-2019-1103
    Guest

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    Hallo

    Gibt es hier jemanden, der auf einer Station für fachübergreifende bzw. neurologische Frührehabilitation arbeitet und mir vielleicht von seinem Alltag erzählen kann? Das wäre super.

    Vielen Dank!



  2. #2
    Diamanten Mitglied
    Registriert seit
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    Ort
    Schwarzwald
    Beiträge
    1.794
    Frühreha ist eine Krankenhausbehandlung. Je nach Ausstattung der Klinik unterschiedlich schwer betroffene Patienten - nicht nur neurologische Grunderkrankungen. Patienten mit Critical illness Neuropathie/Myopathie, z.B. nach Koronaren Bypass-OP, viszeralchirurgische Eingriffe, nach Reanimation etc.
    Beatmungsstationen vergleichbar mit Intensivstationen, Kanülenstationen (Patienten mit Ziel der Dekanülierung), Stationen ohne vorgenanntes. Visiten wie im Akuthaus. Vieles dreht sich um medizinische Behandlung von Komplikationen. Pneumonien, Harnwegsinfekte, Pleuraergüsse, Salzverlustsyndrom, u.a... Bilanzen, Ernährung.
    Morgenkonferenz des Ärzteteams, wöchentliche Röntgendemo, wöchentliche Ärztefobi.

    Was ist anders als in der Akutneurologie?
    Neuaufnahmen: zusätzlich zum "normalen" Procedere sind bei Aufnahme 5 Scores/Assessments zu erheben, die die Kliniken selbst festlegen, z.B. GCS, Barthel, Frührehabarthel,o.a.
    1x/Woche Teambesprechung Pflege, KG, ERgo, Logo, Neuropsych, Arzt ggf. Sozialdienst mit Festlegung der Wochenziele und bewerten der Ziele der letzten Woche (MDK relevant)
    je nach KLinik morgendliche Besprechungen auf Station, wer wann am Pat. arbeitet
    bei Privatpatienten Anträge auf Verlängerung der Kostenzusage schreiben
    häufig PEG-Versorgung einleiten, je nach Haus bedeutet das ein externer Termin mit Transport
    Betreuungen beantragen
    bei Verbesserung der Patienten, Antrag auf Reha in Phase C stellen (auf Grundlage Barthelindex und Frührehaindex, die wöchentlich erhoben werden)
    bei fehlender Besserung Entlassplanung mit Sozialdienst+Angehörigen, Entlassmanagement seit Oktober genauso wie im Akuthaus
    Entlassbriefe i.d.R. ähnlich Akuthaus plus zusätzlich Formulierung eines Rehaergebnisses und einer Sozialprognose
    Befundung von EKG, EEG, Rö-Thx; diagnostische Möglichkeiten je nach Klinik (Anbindung Akuthaus?) sicher unterschiedlich. Sonos (Pleura, Abd., Cava-Schall, hirnvers. Gefäße, Thromboseauschluss...), FEES



  3. #3
    Premium Mitglied
    Registriert seit
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    Beiträge
    239
    Arbeite seit knapp einem Jahr auf einer neurologischen Frühreha-Station und kann das eigentlich so unterschreiben. Breites Spektrum teils sehr kranker Patienten. Die Neurologie ist meines Wissens die einzige Fachrichtung, in der es das Konzept Frühreha gibt in dieser Form. Bei uns sind viele Patienten mit neurologischen Erkrankungen (gefühlt vor allem intracerebrale Blutungen) und ansonsten viele Patienten mit langwierigen ITS-Aufenthalten in der Anamnese (mit oben genannter Diagnose CIP/CIM)und viele Patienten mit hypoxischer Hirnschädigung nach Reanimation. Oft geht es darum, dass die Patienten außerhalb dieses klinischen Settings überhaupt lebensfähig werden. Der übergroße Teil der Patienten geht im Anschluss schwer betroffen in Pflegeeinrichtungen. Ich empfinde das manchmal als recht frustrierend. Oft ist man auch trotz langem akutmedizinischen Aufenthat der erste, der die Angehörigen über die teils desaströsen Prognosen aufklärt. Hatte erst die Woche wieder einen Patienten mit schwerster hypoxischer Hirnschädigung nach 45-minütiger Laienreanimation, der seit zwei Monaten ohne Zustandsverbesserung quasi im Wachkoma liegt. Die Ehefrau meinte im ersten Gespräch, dass ihr die Ärzte schon gesagt hätten, dass die Prognose nicht günstig sei, aber wenigsten ein bisschen im Garten arbeiten solle ihr Ehemann doch nochmal können nach Entlassung.
    Ansonsten kommt es wohl wie eben schon erwähnt sehr drauf an, ob die Station zu einem Akutkrankenhaus gehört oder zu einer reinen Rehaklinik, dann oft noch mit Phase C und D Stationen (so wie bei mir). Letzteres bringt im Alltag Dinge mit sich, die die tägliche Arbeit ziemlich verkomplizieren können (Labore bekommt man nur einmal am Tag wenn man das Blut morgens rechtzeitig wegschickt, Röntgen nur sporadisch möglich, Konsile und Verlegungen oft nervraubend). Im Dienst ist man mutterseelenallein und muss mit wenigen diagnostischen Möglichkeiten seine Entscheidungen treffen. Ist manchmal ein bisschen so, als müsse man in der Notaufnahme anhand der Anamnese, der klinischen Untersuchung und einer BGA entscheiden, ob man den Patienten wieder nach Hause schickt oder nicht. Da ist oft viel Unsicherheit im Spiel. Trotzdem ist der Alltag meisten deutlich entspannter als im Akuthaus. Auf meiner Station sind nur 2 von 3 Assistentenstellen besetzt und trotzdem sitzen wir auch regelmäßig rum und machen Quatsch. Mittagspause ist immer möglich, meistens auch länger als die eingeplante halbe Stunde. Bei Vollbesetzung hätte man bei uns den lauesten Job im deutschen Krankenhauswesen ;) . Wenn man mal alleine ist (dienstfrei/Urlaub/Krankheit) wird's dann aber auch stressig. Die Bürokratie mit den ganzen Verlängerungsanträgen usw. finde ich insgesamt gar nicht so schlimmer auf der Frühreha. Auf der Phase C und D wird man davon allerdings geradezu erschlagen. Ich wollte hier eigentlich nur mein Neujahr für den Psychiater machen, bleibe aber jetzt wahrscheinlich doch länger und machen erstmal den Neurologen.



  4. #4
    Diamanten Mitglied
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    Schwarzwald
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    1.794
    @ throni
    Ich kannte das bisher eher umgekehrt, dass angehende Neurologen in der Psychiatrie hängen geblieben sind Freut mich, dass es Dir gefällt.



  5. #5
    Registrierter Benutzer
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    1
    Zitat Zitat von throni Beitrag anzeigen
    Oft ist man auch trotz langem akutmedizinischen Aufenthat der erste, der die Angehörigen über die teils desaströsen Prognosen aufklärt. Hatte erst die Woche wieder einen Patienten mit schwerster hypoxischer Hirnschädigung nach 45-minütiger Laienreanimation, der seit zwei Monaten ohne Zustandsverbesserung quasi im Wachkoma liegt.
    Hallo Throni, vielen Dank für deine interessante Beschreibung. Ich arbeite in einem Akut-Krankenhaus und verlege viele Pat. nach erfolgreicher Reanimation in neurologische Frührehakliniken. Viele dieser Pat. sind wie du beschrieben hast, schwerst betroffen. Meistens wird von unseren Neurologen einen offene Prognose bescheinigt, die, so ist zumindest mein Eindruck, von Angehörigen oft falsch interpetiert wird bzw. mit hohen Erwartungen auf Besserung. Bei vielen dieser Pat. sehe ich über die 2-3 Wochen, die sie im Akutkrankenhaus verbringen nur geringgradige Fortschritte. Mich würde interessieren, wie lange sind die Pat. durschnittlich bei euch bis sie "schwer betroffen" in die Pflegeeinrichtung gehen? Wovon profitieren Pat, die in Wachkoma artigen Zuständen sind, also nicht aktiv an Rehamaßnahmen teilnehmen können. Erlebt ihr auch positive Überschungen bei oben beschriebenen schwersten hypoxischen Encephalopathien nach Reanimation, die in den ersten Wochen kein Bewußstein wiedererlangt haben?

    Viele Grüße,



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