Ich kenne mindestens vier Leute persönlich, deren erster (!) Vertrag als angestellter FA nach der Facharztprüfung auf einen solchen Betrag lautete, und das ist sogar schon ein wenig her. Ach ja, mich eingeschlossen. Und vor ein paar Monaten hatten wir das im FA-Forum auch schon diskutiert, es ist also realistisch und nicht die Ausnahme. Im Übrigen ist das sogar 50% weniger, als (teilweise sogar die gleichen) AG mir als angestelltem Honorararzt gezahlt haben. Also bitte nicht immer gleich alles anzweifeln. Wer den Anzeigenteil im Ärzteblatt sorgfältig liest, der wird bemerkt haben, daß in manchen Schlüsselfächern OA-Posten mit außertariflicher Bezahlung angeboten werden, bzw. ein früherer AG die Poolbeteiligung auf ein fünfstelligen Betrag angehoben hat, damit dieses Level erreicht wird.
Daß es Praxen gibt, die soviel nicht erwirtschaften, ist mir auch klar (Stichwort GOUDAH), daß MVZ mit einer solchen kläglichen Bezahlung (6000 brutto hatte ich mit vielen Diensten teils im 2 WBJ) gibt, bezweifle ich auch nicht. Gerade bei MVZ ist es besonders kritisch, die Einnahmensituation ist dieselbe wie in einer Praxis, es ist aber noch ein Verwaltungswasserkopf mitzufinanzieren.
Die Frage, die Du Dir stellen mußt: bin ich bereit, auf Geld und Lebenszeit zu verzichten, weil: es in Sachsen keine Privatpatienten gibt, hier auf dem Land zuwenig Lehrer wohnen, die Praxis wirtschaftlich schlecht aufgestellt ist, der MVZ-Geschäftsführer auch einen fünfstelligen Betrag mitheimnehmen möchte inkl. Dienstwagen...oder irgendein anderer beliebiger Grund
Wenn dort alles andere auch die Hälfte kostet und die Rente später erhöht wird, wärs ok. Aber wir wissen alle, daß das nicht der Fall ist. In Ländern wo man wirklich "auf dem Land" lebt (ich meine jetzt Nordskandinavien, australisches outback usw) legt die Regierung sogar nochmal ordentlich was drauf, damit es überhaupt jemand macht. Den Fall, daß ein australischer Arzt sich freiwillig im outback niederläßt und dann noch "wegen Land" auf die Hälfte vom Geld verzichtet, kann ich mir jetzt nicht so richtig vorstellen.
Übrigens, wenn sich der TE auch außerhalb des Ärzteblattes informiert hat (das predige ich immer wieder) wird feststellen, daß die Geburtenrate seit 2015 entgegen allen "Bedarfsplanungen" rasant gestiegen ist (unsere Regierung hatte das, neben vielem anderen, einfach nicht bedacht) und dementsprechend Gyn wohl aktuell das seitens der Pat. nachfragestärkste Fach überhaupt ist. Und damit meine ich nicht nur Geburtshilfe an sich, es gehört ja auch eine Vor/Nachbetreuung dazu. Die gynäkologischen Abteilungen der KH, die ich überblicke, sind samt und sonders schon am Kollabieren. Also, wer jetzt da bei seinen Arbeitsverträgen da nur "mimimi" macht anstatt etwas zu pokern oder beinhart zu verhandeln, dem ist nicht zu helfen. Na ja, vielleicht gibt´s dafür den AOK-Orden in Gold.