teaser bild
Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 5 von 12
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    06.12.2017
    Beiträge
    12

    - Anzeige -

    Interesse an einer Werbeanzeige hier?
    mehr Infos unter www.medi-a-center.de

    Hey Leute,

    Besteht in absehbarer Zeit mal wieder die Möglichkeit, Medizin für den Menschen zu machen, statt für das Kapital?

    Mal ganz ehrlich:
    Habt ihr euch Gestern auch die aktuelle Folge der Politsatire-Sendung "Die Anstalt" im ZDF reingezogen???
    Zwar ging es da primär um die Pflege im abmulanten Bereich, das System ist aber ja im Prinzip das Selbe und spielt auch z.B. in den Arbeitsaltag von mir als Stationsarzt, wenn ich zum 5.Mal im Monat die Omi mit Versorgungsproblem "behandeln" muss.

    Allgemein gehen immer mehr Assistenzärzte, verständlicherweise, in Teilzeit, was den Ärztemangel insbesondere in strukturschwächeren Regionen noch verschärft.
    Ich habe nun auch beschlossen auf eine 75%-Stelle zu gehen und mich politisch zu engagieren!

    Was ist eure Meinung zur neoliberalen, kapitalistischen Umstrukturierung des Gesundheitssystems bzgl. voranschreitender Privatisierung mit Gewinnausschüttung (pervers!!!), Schuldenbremse der öffentlichen Haushalte (was die Situation zugunsten der Privatisierung in meinen Augen verstärken wird), zu geringer Ausbildungsquote (ein syrischer Freund arbeitet in einer Klinik, die inzwischen auf der Inneren keinen Muttersprachler mehr unter den Assis hat!) und zunehmender Aufpfropfung betriebswirtschaftlicher bzw. rechsdokumentarischer Vorschriften?

    Ich für meinen Teil, fühle mich völlig entfremdet von meiner Arbeit!

    Wie geht es euch und euren Kollegen?
    Was sagen bei euch, insbesondere ältere Kollegen, über die Zustände früher?
    Wie holen wir uns die menschliche Medizin zurück?
    Könnt Ihr Literatur oder politische Initiativen empfehlen?

    FRAGEN ÜBER FRAGEN!



    Vorbereitung auf dein Physikum! - Kompaktkurs oder Intensivkurs - [Klick hier!]
  2. #2
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
    Mitglied seit
    06.01.2007
    Ort
    Covfefe
    Beiträge
    1.902
    Zitat Zitat von Roger1987 Beitrag anzeigen
    Könnt Ihr Literatur oder politische Initiativen empfehlen?

    FRAGEN ÜBER FRAGEN!
    Literatur: schau mal nach den Büchern von Renate Hartwig zum Thema
    Initiativen: insgesamt eher hoffnungslos, da im deutschen Gesundheitswesen jeder für sich kämpft bzw. die Handelnden gegeneinander ausgespielt werden (Arzt vs Pflege, Ambulant gegen Stationär, AA gegeneinander usw.)
    Was bleibt, ist ein Abstimmen mit den Füßen bzw. für jeden einzelnen eine Strategie (z.B. Zulassungsrückgabe, TZ etc.
    Anregungen diesbezüglich kann man sich in geschlossenen Foren wie dem Hippokranet holen...
    Politik: CAVE "false friends": es ist leider so, daß sämtliche etablierten Parteien den aktuellen Kurs seit Jahren mittragen (wo die "Alternative" diesbezüglich steht, weiß man nicht so recht) und ironischerweise die allerschlimmsten kapitalistischen Auswüchse durch Protagonisten aus der linken Ecke wie Lauterbach verursacht werden. Google mal nach "Lauterbach-Rede". Auch von Gewerkschaften wie ver.di und dem MB ist keine echte Hilfe zu erwarten, da deren Führungsetagen relativ unverblümt für die "Gegenseite" arbeiten und arbeiteten (folge der Spur des Geldes...). Gilt übrigens auch für die Institutionen wie KV und Ärztekammern. Blätter mal in meinen älteren Beiträgen.
    Vernünftige Ausnahmen in der Politik sind leider nur kleine, regionale Erscheinungen (wie z.B. eine süddeutsche Wählervereinigung, mit einem bekannten TV-Richter). Da die aber regelmäßig kaum gewählt werden, muß man konstatieren, daß auch die Wahlschafe (Patienten) den Kurs mittragen.
    "An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
    Erich Kästner, "Das fliegende Klassenzimmer"



    Vorbereitung auf dein Physikum! - Kompaktkurs oder Intensivkurs - [Klick hier!]
  3. #3
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    15.03.2005
    Beiträge
    2.485
    Neoliberal und kapitalistisch sind zunächst mal Kampfbegriffe. Und das Gesundheitssystem ist immer noch sehr gut im internationalen Vergleich. Vor der "Effizienztrimmung" war das System leider auch nicht gut, es war verschwenderisch, langsam, träge, etc... Es musste was passieren. Es gab viel zu viele kleine Kliniken die schlecht waren und Omis 4 Wochen liegen haben kassen dass die Betten belegt waren. Auch nicht gut.

    Ich gebe dir aber recht, dass es Entwicklungen gibt, die eigentlich einen Aufschrei provozieren müssten. Die Bevölkerung verschläft da in meinen Augen diese Entwicklung, welche schon seit Jahren in Gang gesetzt wurde und sich immer weiter beschleunigt.

    Ich habe für persönlich Konsequenzen gezogen, raus aus der Klinik, Tätigkeit finden die sinnvoll ist, Spaß macht und gut bezahlt wird. Meinen Patienten helfen wo es geht aber sich persönlich nicht vom System zermürben lassen.

    Außerdem habe ich Aktien der großen Gesundheitsanbieter schon vor langer Zeit gekauft und partizipiere so an der Entwicklung, auch wenn ich sie nicht in allen Teilen gut finde. Und jetzt beschimpfe mich dafür als neoliberaler Kapitalistensack (wenn du magst).



    Vorbereitung auf dein Physikum! - Kompaktkurs oder Intensivkurs - [Klick hier!]
  4. #4
    unsensibel Avatar von Lava
    Mitglied seit
    20.11.2001
    Ort
    schon wieder woanders
    Semester:
    FA
    Beiträge
    30.090
    Zitat Zitat von DrSkywalker Beitrag anzeigen

    Ich habe für persönlich Konsequenzen gezogen, raus aus der Klinik, Tätigkeit finden die sinnvoll ist, Spaß macht und gut bezahlt wird. Meinen Patienten helfen wo es geht aber sich persönlich nicht vom System zermürben lassen.
    Das ändert ja nichts an der Gesamtsituation. Ich kann es schon verstehen, dass man sich manchmal verzweifelt und ohnmächtig fühlt, wenn man nur der Spielball in einm unfairen System ist. Meiner Meinung nach sollte Medizin bzw. Entschedungen in der Medizin absolut nichts mit Wirtschaftlichkeit zu tun haben. Aber das wäre ein Idealzustand, den man wohl nicht erreicht kann.

    Wird die erbrachte Leistung individuell abgerechnet, verführt das dazu, Leistungen zu erbringen, die nicht notwendig sind. Außerdem ist es aufwendig.
    Wird die Liegedauer abgerechnet, verführt das zu unnötig langen Liegezeiten.
    So gesehen scheint das DRG System schon das geringste Übel zu sein.
    Man müsste nur dagegen vorgehen, dass sich Kliniken auf geldbringende Patienten spezialisieren und alles ablehnen können, was Miese bringt, und was dann an andere Kliniken, meist den großen, hängen bleibt.
    "tja" - a German reaction to the apocalypse, Dawn of the Gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house Moami



    Vorbereitung auf dein Physikum! - Kompaktkurs oder Intensivkurs - [Klick hier!]
  5. #5
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
    Mitglied seit
    06.01.2007
    Ort
    Covfefe
    Beiträge
    1.902

    - Anzeige -

    Interesse an einer Werbeanzeige hier?
    mehr Infos unter www.medi-a-center.de

    Zitat Zitat von Lava Beitrag anzeigen
    So gesehen scheint das DRG System schon das geringste Übel zu sein.
    Man müsste nur dagegen vorgehen, dass sich Kliniken auf geldbringende Patienten spezialisieren und alles ablehnen können, was Miese bringt, und was dann an andere Kliniken, meist den großen, hängen bleibt.
    Pauschalen (dazu zähle ich auch DRG) sind per se leistungsfeindlich und verführen dazu, daß der "Empfänger" zum einen minderwertige Leistungen erhält, weil nur so der Erbringer Profit macht, ferner führen sie zu ungebremster Nachfrage auf der anderen Seite. Sieht man ganz gut an jedem all-you-can-eat-Buffet, wo man auch keinen Kaviar vorfindet, umgekehrt sich aber manche umgehemmt vollschaufeln.

    In der restlichen Wirtschaft und in den allermeisten Ländern der Welt auch im Gesundheitswesen funktioniert das so: Leistung wird nachgefragt, Rechnung geht an Empfänger, Empfänger oder seine Versicherung zahlt. Fertig. Die Rechung wird so kalkuliert, daß der Erbringer keine Miese macht, Empfänger kann eine fehlerhafte oder ungerechtfertigt hohe Rechung jederzeit überprüfen, anfechten oder gleich den Anbieter wechseln. Funktioniert in jeder Autowerkstatt. Das aktuelle Modell, daß eine Seite im intransparenten Sachleistungsnebel sich bereichern kann (oder Miese machen muss) und die andere Seite (PKV) das über überzogene Rechungen kompensieren muß, ist Mist.
    Die sog. "Patientenquittung" ist fake, wie jeder weiß, der schon jemals eine gesehen hat. Das Modell, daß auch der GKV-Versicherte eine Rechung erhält und einreicht, existiert zwar, wird aber absichtlich "versteckt". Das ganze heißt "Kostenerstattung" und ist aus gesundheitspolitischen Gründen schlicht nicht erwünscht.
    Übrigens wurde das im Gesundheitswesen herrschende Sachleistungssystem im Zusammenhang mit Asylbewerbern (d.h. Hausmeister kauft Essen, teilt das aus und behält Differenz) vor Jahren für verfassungswidrig erklärt und daraufhin die Geldzuteilung eingeführt (fällt uns heutzutage wieder auf die Füße, aber das ist eine andere Geschichte).
    Bevor jetzt jemand mit Ethik kommt: ich habe noch nie gehört, daß in Ländern wie Österreich, Frankreich oder Schweiz arme Patienten vor der Praxis-oder Krankenhaustür versterben müssen, obwohl man dort eine Geldbörse zücken muß. Und selbstverständlich schreibt auch in Deutschland die "ethisch gute" Feuerwehr für jede einzelne "Dienstleistung" eine Rechung an den "Nachfrager" aus und bekommt nicht irgendeine Pauschale von einer "Löschkasse" oder so. Wäre letzteres der Fall, hätte sie vermutlich jeden Tag hunderte Einsätze für nachts um drei zu beseitigende Wespennester, Kfz-Starthilfe oder notfallmäßig eingefrorene Autoschlösser zu öffnen. Berechtigte Einsätze erstattet die Versicherung nach Prüfung, Mißbrauch nicht. Fertig. Eigentlich kann man das auch gleich in den Ambulanzthread reinkopieren.
    "An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
    Erich Kästner, "Das fliegende Klassenzimmer"



    Vorbereitung auf dein Physikum! - Kompaktkurs oder Intensivkurs - [Klick hier!]
Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte

MEDI-LEARN bei Facebook