Bratze, was mich an deiner "Argumentation" stört, ist, dass du offenbar die Frauen, die eine Geburt als Gewalt empfinden, gleich mit Veganern und was weiß ich gleich setzt. Das ist aber nicht so! Ich kenne jetzt nicht Unmengen von Frauen, die sowas erlebt haben, und hab ja auch noch selber keine Geburt hinter mir, aber von dem, was ich bisher so gelesen habe, denke ich, dass es jede Frau treffen kann. Es behauptet ja auch keiner, dass jede Maßnahme immer unnütz und schlecht ist, aber wie schon andere hier schon beschrieben haben, kann man durchaus mal hinterfragen, ob es IMMER gerechtfertigt ist. Es gibt solche und solche Philosophien und ehrlich gesagt hab ich jetzt als Schwangere auch nicht die Lust, sämtliche Kliniken in der Gegend abzuklappern und zu informieren, wo es mir vielleicht am besten passen könnte. Wonach soll ich mich denn auch richten? Selbst als Mediziner empfinde ich mich beim Thema Geburtshilfe als Laie. Das fängt schon beim PDK an: ja oder nein? Woher soll ich das wissen?? Gott sei Dank habe ich eine Hebamme, der ich größtenteils vertraue, auch wenn sie wiederum einige Ansichten habe, die ich nicht teile. Ein Vorsprechen bei 5 verschiedenen Hebammen war leider auch nicht drin, hier in Berlin muss man schon froh sein, wenn man überhaupt jemanden findet.
Was die Geburtsvorbereitungskurse angeht: da bemängelt die "betroffene Freundin" von mir, dass die Kurse zu weit an der Realtität vorbei gehen. Meinen Kurs hatte ich noch nicht. Meine Hebamme meinte schon, es gäbe halt Kurse mit viel esoterischem Tralala, die totaler Quatsch sind, ihr sind andere Dinge wichtig. Da ich meinen Kurs nicht bei ihr habe, wird es auch nochmal eine Nachbesprechung geben.
Zum Thema Schockraum: ja, da hat der Patient wenig zu melden. Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, als wir mal jemanden bekommen haben, der in suizidaler Absicht aus dem 1. Stock der Onkologie gesprungen ist mit seiner Leukämie. Gott sei Dank hat er es trotzdem geschafft und ist gestorben.
Angeregt durch die Diskussion habe ich mal über mein eigenes Handeln nachgedacht und finde schon, dass ich selbst auch durchaus mal Gewalt ausübe, wo es unnötig ist. Das fängt beim Festhalten von Kindern zur Wundversorgung an und geht bis zum Reponieren von Frakturen. Da hat mir mal eine ältere Dame sinngemäß gesagt, das sei grausam, was ich da tue. In dem Moment dachte ich mir halt, die soll ihre Klappe halten, ich muss halt den Bruch richten, fertig. Aber ein bisschen mehr Aufklärung im Vorfeld hätte wahrscheinlich die Situation deutlich entschärft. Eigentlich versuche ich immer, dem Patienten zu verstehen zu geben, was mit ihm los ist und warum wir was machen. Aber manche brauchen da vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit als andere.