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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #11
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    Einen der wesentlichsten Punkte der Arbeit als Anfänger in der Klinik (in der Inneren Medizin) finde ich, zu erleben, wie oft man mit seiner Erstdiagnose komplett danebenliegt und in welche Richtung sich Dinge entwickeln.

    Ich glaube, dass diese Erfahrung auch dazu führt, dass man (hinterher) in der Praxis in manchen Fällen eher genauer hinschaut und nicht mehr lockerflockig mit der Haltung "man kommt ja auch nicht ganz ahnungslos aus dem PJ" vor sich hinarbeitet. Natürlich hat man in der Praxis ein anderes Patientengut als in der Klinik, weniger Leute, die einem ganz plötzlich akut dekompensieren. Aber auch ich würde dir, slandi, angesichts der geschilderten Begeisterung ("es funktioniert!") etwas Vorsicht ans Herz legen. Leider ist man im Krankenhaus als Anfänger auch oft ziemlich schnell ziemlich allein (im Dienst), und auch dort muß man sich gelegentlich selbst überlegen, wann man eigentlich Hilfe braucht und wann nicht. Trotzdem hat man da, aufgrund des umgebenden Personals (erfahrene Schwestern, Kollegen anderer Fachdisziplinen, bis hin zu der Laborfrau, der was auffällt, was man selbst übersehen hätte) immer noch mehr Rückhalt und mehr standardisierte Abläufe, die durch ihre Struktur helfen, primär gemachte Fehler (und Fehleinschätzungen) rasch doch aufzudecken und aufzufangen.

    Und ich bin der Meinung, dass man trotz etwas geringerer Patientenzahl pro Tag mehr relevante Erfahrung bezüglich drohender gefährlicher Verläufe sammelt, weil man im Krankenhaus im Schnitt die schwerer erkrankten Patienten hat... und - in einem trotzdem einigermaßen geschützten institutionellen Setting - unmittelbar und schnell miterlebt, wie schief man manchmal liegt.

    Ich hätte mich niemals als Berufsanfänger in eine Hausarzt-Praxis getraut.
    Geändert von Pflaume (17.01.2018 um 22:33 Uhr)



  2. #12
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von slandi Beitrag anzeigen
    Wenn ich mal alleine in der Praxis bin, komme ich auch gut zurecht, die Helferinnen haben auch Ahnung, und im Zweifel kann man immer in die Klinik/zum Facharzt überweisen
    6 Wochen nach dem Studium schon völlig alleine arbeiten... hätte ich mich nicht getraut. Völliger Wahnsinn. Aber klar, wenn dann noch nichts passiert ist, bekommt man ein Hochgefühl und glaubt das sei sinnvoll was man tue. Glücklicherweise müssen auch solche Leute nochmal in die Klinik, per Weiterbildungsordnung.

    Das Zeug mit den Helferinnen: auch Rettungsdienstler glauben dass sie eine Ahnung haben. Aber die geben die Verantwortung per Transport einfach mal ab an den Klinikarzt. Und es ist völlig egal ob der Rettungsdienstler glaubt "das ist nicht so schlimm". Er steht in keinster Weise mehr in Verantwortung für völlige Fehleinschätzungen der Klinikärzte. In der Nacht wegen plötzlichen Schmerzen in der BWS aufgewacht, Rettungsdienst und Patient schätzen es übereinstimmend als muskuloskeletal ein, "irgendwas verrissen". Und? Ideen? Und nein, die Schmerzen waren nicht so schlimm wie wenn man mit dem Messer hinten reinsticht. Keine Aortendissektion oder sowas. Wie hättest du die ausgeschlossen? Und ja, mein Hausarzt kann Aortendissektionen in seiner Praxis ausschließen. Aber was wars dann? Und wie schnell muss das therapiert werden?



  3. #13
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
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    Die MFAs in meiner Praxis waren richtig fit was Thresen, Organisation und Abrechnung anging (wobei bei letzterem würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen wollen) fit. Bei Standardnotfällen waren sie schon heillos überfordert.
    Und meine aktuellen können ihre eigenen Abläufe ganz gut. Das wars. Patienten eimschätzen- Fehlanzeige. Leitlinien- Fehlanzeige.
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



  4. #14
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    Zitat Zitat von Evil Beitrag anzeigen
    Das klingt jetzt nicht wirklich so, als hättest Du schon einen lebensbedrohlichen Notfall in der Praxis erlebt. Glaub mir, eine Rea möchtest Du die ersten Male lieber in einem sicheren Setting erleben.

    Das Problem sind ja nicht die zahlreichen harmlosen Wehwehchen oder grippalen Infekte. Sondern daß Du den einen Patienten mit der Pneumonie oder der Lungenembolie erkennst und herausfischt, UND dann noch die richtige Therapie einleitest.
    Was macht dich so optimistisch, dass fertige Allgemeinmediziner eine gute Quote im Erkennen von Pneumonien und Embolien haben?
    Wieso sollten Allgemeinmediziner Erfahrung haben im reanimieren?



  5. #15
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
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    Ähm, weil er die Krankheitsbilder in seiner Klinikzeit schon gesehen hat? Weil er auf seiner Station schon reanimiert hat. Weil er schon im geschützten Rahmen gesehen hat, dass man mit vermeintlich naheliegenden Diagnosen falsch liegen und Fehldiagnosen stellen kann. Weil man eine gewisse Erfahrung braucht um unter den 100 Patienten mit Banalitäten die 1-2 mit abwendbar gefährlichen Verläufen rauszupicken- vor allem in einer Taktung wie man sie in der Praxis hat. Weil zwischen richtiger und falscher Diagnose manchmal nur ein "komisches Gefühl" liegt.
    This above all: to thine own self be true,
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