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  1. #1
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    Hallo zusammen,
    ich habe kürzlich meine erste Facharztausbildung (Innere Medizin) abgeschlossen. Aktuell bzw. beginnend schon gegen Ende meiner Weiterbildungszeit habe ich zunehmend das Gefühl, dass ich mir diesen Job nicht für die nächsten 30 Jahre vorstellen kann. Derzeit arbeite ich an einer Uniklinik und könnte in knapp 2 Jahren noch eine weitere Spezialisierung im Bereich der Inneren machen. Die ursprüngliche Idee war die Spezialisierung zu machen und dann in eine Praxis zu gehen, aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass mich nicht das nicht wirklich zufriedenstellen wird und mein Herz nicht komplett für dieses Fach schlägt.
    Daher überlege ich, ob ich eine weitere Facharztausbildung machen sollte (konkret Neurochirurgie), was jetzt natürlich etwas völlig anderes wäre und insofern mind. 6 Jahre Weiterbildung bedeuten würde.
    Als Hintergrund dazu ist zu sagen, dass ich ursprünglich während des Studiums immer Neurochirurgie machen wollte, mich damals aber davon habe abbringen lassen (von Familie und Freund u.a. wegen des Arguments, dass man sich damit auf sehr große Kliniken festlegt, wenig Möglichkeiten der Niederlassung hat, Frauen es generell dort schwer hätten und Vereinbarkeit Familie und Beruf schwierig wäre, damals keine Stelle am Wunschort frei war....) und ich dann nach einem sehr netten PJ-Tertial direkt eine Stelle in der Inneren bekommen habe. Die Idee war dann Innere 1 Jahr auszutesten und ggf. dann mit bereits etwas Berufserfahrung zu wechseln. Aus einem Jahr wurden nun inzwischen fast 6 Jahre. Die erste Zeit war spannend und aufregend, vor allem das Team war genial und ich habe mich einfach wohlgefühlt, aber nun fühle ich mich zunehmend frustriert und gelangweilt. Ich sehe wenige Erfolge, vielen Patienten können wir nicht richtig helfen, viele kommen ständig wieder, viele sind sehr alt und weitere Therapien nicht mehr gewollt...in den Notaufnahme sind wir als Internisten der "Mülleimer" für alles, ob alkoholisierte aggressive Patienten oder verwahrloste Versorgungsfälle mit sozialer Indikation.....
    Nun stellen sich mir folgende Fragen:

    1.) Soll ich tatsächlich einen kompletten Neustart wagen und eine komplett andere Facharztausbildung beginnen?
    2.) Oder die sichere Variante mit Wechsel in die Praxis planen?
    2.) Bin ich als Fachärztin und Quereinsteigerin (noch dazu Frau Anfang 30) überhaupt interessant für potentielle Chefs?
    3.) Was sind generell eure Erfahrungen mit chirurgischer Weiterbildung und Familienvereinbarkeit (derzeit für mich noch nicht relevant, aber in absehbarer Zeit)?

    Ich würde mich sehr über Reaktionen/ Meinungen freuen, vielleicht hat jemand ähnliche Situationen erlebt?



  2. #2
    Diamanten Mitglied
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    Also zur Praxistauglichkeit von Neurochirurgen kann man sagen, dass teils viele Praxen gibt die Neurochirurgen händeringend suchen.
    Der Job besteht halt dann darin, Patienten mit z.B. Bandscheibenproblematik zu beraten und entsprechend zu operieren. Also ganz viel Wirbelsäulenchirurgie. Ist auch eine sichere Variante bzgl. Praxis.

    Klar bist du interessant. Bzw. du kannst interessant sein. Kommt auf den Chef an. Es gibt Chefs die wollen ausschließlich Assistenten frisch von der Uni mit 1er Schnitt. Ist so, kann man nicht ändern. Hat für die den Vorteil, dass Sie sich die Leute viel stärker formen können und den Nachteil dass die keine Ahnung von irgendwas haben.
    Wir haben grad zum ersten Mal seit ich in der Abteilung arbeite einen Anfänger. Ist sauanstrengend. Wenn man immer nur Leute ab Common Trunc hatte, die eigentlich schon einigermaßen selbständig sind und dann plötzlich einen Anfänger dastehen hat. Schlimm. Man muss dann selbst wieder soviel mitdenken, weil man nicht einen 2-4 Jahre Grundstock voraussetzen kann. Ist echt anstrengend. Daher hat unser Chef lieber fachfremde Fachärzte statt Anfänger eingestellt. Auch es für einen Facharzt ein leichteres ist eine Station zu stemmen. All das Prioritäten setzen, delegieren, Dinge abzuarbeiten ohne sich zu verzetteln, manche Dinge einfach ignorieren weil man eh einen Anschiss bekommt dann lieber wegen was unwichtigem usw... Ein Facharzt hat schon seinen Wert!



  3. #3
    Registrierter Benutzer
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    Was spricht dagegen, es auszuprobieren? Mit abgeschlossenem Facharzt Innere kannst du jederzeit wieder in irgendeine internistische Richtung gehen, auch wenn du zwischendurch ein oder zwei Jahre Neurochirurgie gemacht hast. Das Haupt-"Opfer" für dich dürfte sein, dass du eine neue Stelle ggf. mit den Plänen und Möglichkeiten deines Lebenspartners vereinbaren können musst.

    Persönlich halte ich nicht so viel davon, sich nochmal eine ganz neue Facharzt-Ausbildung anzutun. Gerade nach abgeschlossenem Internisten. Der Facharzt Innere ist ja doch recht vielfältig einsetzbar oder erweiterbar und eröffnet zahlreiche Nischen. Ich glaube, dass du auch mit dem Facharzt Innere eine Stelle oder eine Art zu arbeiten finden kannst, die dir zusagt. Gibt auch internistische Stellen, die nicht nur mit alten Leuten zu tun haben und bei denen man nicht nur der Ansprechpartner für Alkoholleichen ist. Übrigens gibt es auch Kliniken, in denen jedes alkoholisierte SHT automatisch in die Neurochirurgie aufgenommen wird. *g* Gerade wenn man noch 2 Jahre in eine Spezialisierung investiert, gibt es auch noch mehr Möglichkeiten. In einer neuen Fachrichtung ist man wieder der Anfänger, in der Hierarchie niedriger als bei Fortführung der bisherigen Tätigkeit, macht wieder viele Dienste, und ob man am Ende wirklich zufriedener ist, wenn sich der "Neuigkeitsfaktor" abgenutzt hat, ist meiner Meinung nach sehr die Frage.

    Aber wenn man, wie du, dabei nicht viel riskiert, kann man es ja einfach probieren. Die Bewerbersituation im Bereich Neurochirurgie kenne ich nicht so genau, aber genau wie anignu kann ich mir nicht vorstellen, dass man mit abgeschlossenem FA Innere deutschlandweit *keine* Stelle in der NCH bekommt. Neurochirurgie gibt es ja sogar nicht nur an Unikliniken. Ich würde sogar so weit gehen, zu versuchen, auszuhandeln, dass man nicht nach Tarif in der höchsten Weiterbildungsstufe, sondern als Facharzt eingestellt wird. Ich war nach der Facharzt-Prüfung Innere eine Zeitlang zu Facharzt-Konditionen an einem Maximalversorger fachfremd angestellt. War am Anfang zwar etwas Überzeugungsarbeit für die Einstufung in die Facharzt-Entgeltgruppe nötig, aber hat geklappt, und die Klinik (einschließlich Chef) war am Ende traurig, als ich (wie von Anfang an vereinbart) wieder gegangen bin. Zwar hast du wegen fortgeschrittener Erfahrung und fortgeschrittenem Alter sicher andere Ansprüche an die Klinik als ein Berufsanfänger, aber du bietest auch mehr: Die Abteilung kann sich durch dich einige internistische Konsile ersparen, mehr abrechnen, weil du Nebendiagnosen erkennst, die man zusätzlich verschlüsseln kann und die anderen Kollegen nicht auffallen, du kannst eine Station schmeißen. Unter Umständen werden gelegentlich Verweildauern dadurch verkürzt, dass es dir gelingt, Liegezeit verlängernde internistische Probleme der NCH-Patienten schneller zu erkennen und zu behandeln. Wie anignu richtig sagt, brauchst du insgesamt deutlich weniger Supervision als ein Berufsanfänger, kannst dich besser organisieren, hast in den letzten 6 Jahren Frustrationstoleranz bewiesen etc.



  4. #4
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von amelie_8 Beitrag anzeigen
    1.) Soll ich tatsächlich einen kompletten Neustart wagen und eine komplett andere Facharztausbildung beginnen?
    wenn du wirklich bereit bist und die kraft hast, weitere 6 jahre anstrengende assistentenzeit durchzumachen - warum denn nicht? die neurochirurgen haben angeblich personalmangel, aber selbst wenn dem nicht so wäre - ein deutschsprechender facharzt innere ist da goldwert.

    ich persönlich hätte es nicht gemacht - dafür sind mir die work life balance und die familie zu wichtig, aber jeder hat andere kriterien des glücklichseins und das heißt nicht, dass du es nicht machen sollst.



  5. #5
    unsensibel Avatar von Lava
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    Abe lass dich nicht von den deinen Mit-Assistenten ausnutzen, die dir den ganze internistischen Stationskram überhelfen und sich dann in den OP verpieseln

    Im Studium fand ich Neurochirurgie auch immer superspannend. Hab da eine Famulatur gemacht, mein Wahltertial und nochmal einen Monat meines Chirurgie Tertials. Letztendlich habe ich mich dann doch für Unfallchirurgie entschieden, weil ich ein bisschen Schiss vor der Neurochirurgie hatte. Da machen Kleinigkeiten so viel aus. Und ich fand, dass man doch relativ vielen Menschen nicht wirklich helfen kann. Die ganzen Glioblastome sterben sowieso, die Hirnblutungen werden alle zu Gemüse und die Rückenpatienten operiert man einmal, zweimal, dreimal, viermal....

    Ich denke, wenn du einfach mal anfängst, wirst du schon ein Gefühl dafür bekommen, ob es wirklich dein Fach ist oder nicht.
    "tja" - a German reaction to the apocalypse, Dawn of the Gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house Moami



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