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Ich hab in Praktika und Famulaturen auch kleinere Intensivstationen kennengelernt - das war schon ein deutlich anderes Arbeiten als jetzt an meinem Maximalversorger.
Auf den Intensivstationen in Grund- und Regelversorgern waren oft tagelang Patienten, die ich aktuell gar nicht zu Gesicht bekommen würde (z.B. postoperative Überwachung und Therapie nach unproblematischer Hemikolektomie).
Die waren dann oft auch nicht ganz so kritisch krank, es blieb mehr Zeit fürs Teaching, sich mit den Patienten zu unterhalten, Angehörige und Patienten waren besser gelaunt und das Outcome war generell besser - im Großen und Ganzen war es ein angenehmes Arbeiten. (Ich schildere hier nur meine persönlichen Erfahrungen, die zugegebenermaßen auch schon einige Jahre zurückliegen; vielleicht ist das mittlerweile ganz anders.)
Im Maximalversorger hat man natürlich deutlich mehr diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Hier läuft man aber eben auch vielleicht etwas eher Gefahr, reine "Gerätemedizin" zu betreiben und Leiden zu verlängern. Das ist oftmals eine feine Grenze und man muss sich immer wieder das Therapieziel vor Augen führen und evaluieren, ob das noch erreicht werden kann. Ob das möglich ist... dafür braucht es, denke ich, oft langjährige Intensiverfahrung (die besitze ich im Übrigen auch nicht, weshalb ich aktuell dankbar bin, keine Therapiezieländerungen komplett eigenverantwortlich durchführen zu müssen).
Ich denke nicht, dass man als Student über genug Erfahrung und Wissen verfügt, diese feine Grenze bei jedem Patienten sicher erkennen zu können und so ist es nachvollziehbar, dass man schwere, langwierige Therapien als unnötige Quälerei interpretieren kann. Umso bedauerlicher, dass es hier keine Gelegenheit gab, das mit dir mal zu besprechen damals...
Gerade letzte Woche haben wir einen Brief eines jungen Patienten bekommen, der wochenlang mit einer komplexen Gerinnungsstörung (Neuropathie, Sepsis uvm.) bei uns lag, immer wieder therapeutische Rückschläge erlitten hatte und auch sehr knifflig schmerztherapeutisch einzustellen war. Einige unserer Studenten, Pflegekräfte und noch jüngere ärztliche Kollegen haben immer wieder gefragt, wieso man ihm das noch "antue". Nach einem langen Weg (und immer noch etwas Rehaarbeit, die vor ihm liegt), ist er aus der ganzen Sache jedoch erstaunlich gut rausgekommen. Das hat mich sehr gefreut.
Für Interessierte:
DGAI und BDA haben vor einer Weile eine schöne Kampagne zur Aufklärung über Intensivmedizin ins Leben gerufen.
https://www.zurueck-ins-leben.de/pat...bericht-5.html
I can't fix stupid but I can sedate it.
Dann ist es halt grobe Fahrlässigkeit inklusive Übernahmeverschulden des Assistenten.
An kleineren Häusern ist das tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme...was es natürlich nicht besser macht.
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Indem die Klinik fröhlich auf die DIVI-Empfehlung und DRG-Vorgaben pfeift. (Ob sie die Intensivmedizinische Komplexbehandlung abrechnen, weiß ich nicht.)
Und nein, es gab keinen Stationsarzt auf der Intensiv. Die einzelnen Hausdienste waren auch für ihre Intensivpatienten mit zuständig. Ich kenne das Haus auch aus einer Famulatur. Da war der jeweilige Stationsarzt im Tagesgeschäft auch für die von seiner Station auf ITS verlegten Patienten zuständig.
Ich verstehe es auch nicht, aber so wurde es halt praktiziert. Man hat offenbar darauf vertraut, dass nie gleichzeitig ein akut schlechter Patient in die Notaufnahme kommt *und* einer auf Intensiv dekompensiert.
Ein völlig wahnsinniges System, insbesondere im Hinblick auf das eklatante Organisationsverschulden der dortigen Obrigkeit (und das Übernahmeverschulden der Assistenzärzte), aber das scheint niemanden zu stören, ich schätze mal, es ist auch signifikant günstiger als eine 24/7-Arztbesetzung.