Hallo,
in etwa zwei Wochen habe ich mein Abitur und wähle jetzt meinen zukünfitgen Weg ...
mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Arzt-Beruf und das Studium das Richtige für mich sind. Das hat mich in den letzten Monaten dazu bewegt, mich umfassend mit dem Studium und Beruf auseinanderzusetzen
Gleichzeitig gibt es viele Dinge, die ich am Arztberuf auszusetzen habe.
Schon lange fühle ich mich in Krankenhäusern gar nicht wohl, was vielleicht auch an meinen eigenen Erfahrungen damit liegt. Schon allein der typische Geruch in Krankenhäusern erweckt in mir dieses Unwohlsein
Ich weiß jetzt schon, dass wenn ich Arzt werde, ich keine OPs machen will, weil ich mich für so etwas nicht wirklich beeindrucken kann und für mich da einfach zu viel Verantwortung dran hängt. Wenn ich da nicht wirklich 100% für brenne, will ich nicht das Schicksal eines anderen dafür aufs Spiel setzen. Da sollen nur die Profis ran, genauso wie ich es bei mir selbst auch haben wöllte.
Die einzige Tätigkeit, die ich mir als Arzt sehr gerne vorstellen kann, wäre in einer Praxis. Darauf hätte ich schon ziemlich Lust.
Ein weiterer Grund ist, dass ich mich ungerne mit schweren Schicksalen konfrontiere. Nicht, weil ich dafür eine Abneigung verspüre, sondern weil ich sehr emphatisch bin und bei so etwas viel Mitleid verspüre und nicht 100% objektiv sein kann, wenn es sich herausstellt, dass ein junges Mädchen Leukämie oder eine Mutter von drei Kindern einen Gehirntumor hat. Vor allem würde ich solchen Menschen dann gerne viel mehr Zeit/Zuneigung schenken. Aber als Arzt hat man ja (vor allem in der Praxis) nur sehr wenig Zeit für seine Patienten. Häufig ist es dann, wie am Fließband. (wenn man als Kassenarzt etwas verdienen will) und das finde ich moralisch nicht ok. Ich gucke deshalb auch keine Notfall-Medizin Dokus an, weil ich ungerne von zu Hause aus zur Unterhaltung zugucken will, wie ein Mensch, den ich nicht kenne, fast am sterben liegt
Dann ist da noch ein weiterer Grund.
Als Medizin-Student muss man ja unheimlich viel lernen und auswendig lernen. Das ist klar und ist mir völlig bewusst und ich wäre da vermutlich auch bereit zu. Aber in der Medizin gibt es eine einmalige Sache, die in fast keinem anderen Studiengang zu finden ist. Während man als BWL oder Ingenieurstudent 80% der Dinge nach dem Studium getrost wieder vergessen kann, sollte ein Medizin-Student lieber die vielen Bücher im Kopf behalten - denn davon könnte das Leben eines Menschen abhängen. Anatomie bei einer Notfall OP (da kann man nicht mal eben das Buch aufschlagen) bis hin zu Biochemie und Physiologie, wenn man schnell entscheiden muss, mit welchen Medikamenten und wie genau man einen Krebspatienten zu behandeln hat. Denn: Ein zweites Mal gibt es für einen Mediziner nicht. Ein Informatiker kann das Programm neu starten. Im Umkehrschluss heißt das, dass ich mcih mit dem Wissen nicht nur die 6 Jahre im Studium herumschlagen muss, sondern mein gesamtes Leben. Und das finde ich nicth sehr verlockend.
Was mir auch nicht zuspricht, ist das heutige Gesundheitssystem. Als Kassenarzt muss ich mich an Vorschriften halten, wie viele Patienten ich wie lange behandeln kann und wie ich Medikamente etc. zu verschreiben habe. Sonst gibt es Kostenabstriche. Das steht häufig im Widerspruch zu den moralischen Pflichten eines Arztes. ICh möchte nicht teil eines solchen Fließband-Systems sein.
Als Privatarzt trage ich dazu bei, dass gerechte Behandlung ein Privileg für die Wohlhabenden ist.
Ich persönlich bin dagegen, dass man Patienten ohne Ende Medikamente beschreibt und setze mich dafür ein, auch die tägliche Ernährung als Medikament zu nutzen. Aber das wird von der Schulmedizin oft belächelt. Krebspatienten im Krankenhaus bekommen trotzdem Fleischwurst mit Butter auf Weißbrot und dazu einen Schokopudding zum Frühstück.
Ich habe Angst, dass ich mich als Arzt diesem System unterordnen muss und es dann nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann und total unglücklich werde.
Die Gründe weshalb ich Arzt werden will sind, dass ich mich für NaWis interessiere und gerne Menschen helfe und darin eben einen Schnittpunkt sehe und weil ich mir erhoffe ein besserer Arzt sein zu können als die, die wir heute zum Teil haben.... Außerdem ist es ein sicherer Beruf.
Naja ich wollte das loswerden, bevor ich mir die ganze Mühe für Ham-NAT und schließlich den steinigen Weg des Medizinstudiums gehe und wollte gerne wissen, was ihr davon hält.
LG