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  1. #56
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
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    Zitat Zitat von Tree_of_life Beitrag anzeigen
    Bzgl Luecken im Lebenslauf denke ich schon, dass dies mit gehobener Augenbraue hinterfragt wird. Nicht viele Assistenten nehmen ein sabbatical fuer ein oder mehrere Jahre oder rotieren jahrelang in verschiedenen Fachbereichen umher, um etwas fuer sich zu finden. Letzteres allein schon nicht, weil sie als Arbeitskraft zu teuer und somit unattraktiv werden. Sicher, kleine Luecken an sich sind sicher nicht der ausschlaggebende Punkt, aber in der Medizin gibt es nicht selten eine altbackene Sicht auf die Dinge. In anderen Berufszweigen wird die Diversitaet an Erfahrung belohnt oder zumindest positiv bewertet. In der Medizin ist man nicht Fisch, nicht Fleisch, wenn man keine "Linie" hat. Aber ich gebe dir natuerlich recht, dass das einem nicht unbedingt die Stelle kostet. Hier geht es mir auch um den Ton, der in der Medizin gesetzt wird.
    In meiner Erfahrung sind Chefärzte vor allem maximal risikoavers. Vermutlich auch, weil die Personalschlüssel derart auf Lücke fahren und Leute kommen und gehen, dass ständig Stellen offen sind und eigentlich nie die "kalkulierte" Teambesetzung anwesend ist. Von der ohnehin nie stattfinden Einkalkulation von Schwangerschaften und Krankheit ganz zu schweigen. Da will man als Chef keinen Assi, der im Lebenslauf vermuten lässt noch zu suchen, nicht zu wissen was er will, bei Problemen sofort schmeißt oder aus sonstigen Gründen schnell wieder weg sein könnte. Und trotz Feuer steuerbar soll er sein, denn die Chefs halten als Kernkompetenz Teams am Laufen, die eigentlich nicht lauffähig sind. Dafür brauchen sie vor allen leidensfähige Leute, und viele Wechsel indizieren fehlende Bullshittoleran... äääh, ich meine natürlich fehlende Belastungsfähigkeit und fehlende Leidenschaft.

    (Umso bescheuerter, da es fachärztliche Weiterbildungen gibt, die zwangsläufig Rotationen durch 3+ Fächer fordern. Aber zuviel Hickhack, da fehlt dann der rote Faden.)



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  2. #57
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    Zitat Zitat von Tree_of_life Beitrag anzeigen
    @truba:
    Ich denke, das Argument steht weiterhin, dass der Ausbildungsdrucks insbesondere in der Medizin besonders hoch und spuerbar ist im Vergleich zu anderen Berufsfeldern. Aus all den genannten Dingen ist die Dissertation heutzutage natuerlich der entbehrlichste Teil in der eigenen Ausbildung. Dennoch sieht man regelmaessig, dass eine Dissertation bei Stellenausschreibungen zumindest "erwuenscht" (und in leitenden Positionen zwingend notwendig) ist und die hohe Quote an Doktoranden waehrend des Studiums spiegelt diesen Ausbildungsdruck wider. Ich denke nicht, dass sich Studenten diesen Stress "selbst" machen - waere es so unnoetig, wuerden sicherlich nicht so viele Studenten es zumindest probieren. Im Ausland sind extracurricular activities extrem gefragt, wenn es um Einstiegspositionen geht, weshalb das ein grosser Teil des CV wird. Ist hier in Deutschland gar nicht der Fall, also auch kein Teil des Lebenslaufs. Die Dissertation muss man nicht machen, um eine gute Karriere hinzulegen, sicher, aber dein Fall ist halt ein confirmation bias deiner eigenen persoenlichen Erfahrung. Viele Studenten absolvieren Dissertationen nicht zum Spass, sondern weil es der Markt nicht selten fordert.
    Hallo, ich möchte in dieser Diskussion generell sicherlich nicht das System loben oder schön reden. Nur vielleicht etwas zum nachdenken anregen. Ja, natürlich wird dieser Druck aufgebaut. Schon in meiner Studienzeit bekam man ein "Freisemester" zum forschen. Denn nur mit Doktortitel "ist man jemand". Zumindest wird es so suggeriert und junge Menschen/Studenten fallen (wie man sieht) gut auf diese Plattitüde hinein. Ob "alle" Studenten diese beginnen weil sie denken ohne machen sie keine Karriere weiß ich nicht. Ich denke eher, es ist ein Mix mit dem üblichen "es gehört dazu" und vielleicht ein wenig Interesse. Ich selbst hatte Interesse zur sehen was so eine Arbeit ausmacht. Kannte aber durch meinen Job vorher schon gute Ärzte ohne und mit Dissertation. Wusste also, dass das gar nix aussagt.

    Kurze Recherche übers Internet an meiner elitären Uniklinik in der Stadt (Berlin) zeigt, es gibt nicht promovierte Oberärzte in der Gynäkologie, in der Uro (hier sogar Sektionsleiter Nierentransplantation), in der Unfallchirurgie und der Kardiologie sowie eine stellv. Leitung in der plastischen Chirurgie. Ja, alles natürlich einzelne Kollegen zwischen vielen promovierten Kollegen aber es scheint also möglich auch als Oberarzt in einer Uniklinik zu arbeiten. Sofern das "Karriere" bedeutet. Eine Abteilung wird man natürlich nicht ohne Doktorarbeit leiten können. Zumindest nicht an einer Universität und vermutlich auch nicht in anderen Häusern, vor allem wenn es in der Zukunft zur Zentralisierung geht.


    Zitat Zitat von Tree_of_life Beitrag anzeigen
    Bzgl Luecken im Lebenslauf denke ich schon, dass dies mit gehobener Augenbraue hinterfragt wird. Nicht viele Assistenten nehmen ein sabbatical fuer ein oder mehrere Jahre oder rotieren jahrelang in verschiedenen Fachbereichen umher, um etwas fuer sich zu finden. Letzteres allein schon nicht, weil sie als Arbeitskraft zu teuer und somit unattraktiv werden. Sicher, kleine Luecken an sich sind sicher nicht der ausschlaggebende Punkt, aber in der Medizin gibt es nicht selten eine altbackene Sicht auf die Dinge. In anderen Berufszweigen wird die Diversitaet an Erfahrung belohnt oder zumindest positiv bewertet. In der Medizin ist man nicht Fisch, nicht Fleisch, wenn man keine "Linie" hat. Aber ich gebe dir natuerlich recht, dass das einem nicht unbedingt die Stelle kostet. Hier geht es mir auch um den Ton, der in der Medizin gesetzt wird.
    Mein erster (menschlich sehr guter) Chef hat mir mal gesagt, er schaue explizit auf Leute mit ausgefallenen Hobbys, Jahren im Ausland etc. pp. da er für "sein Team" bestimmte Persönlichkeiten sucht. Das fand ich sehr interessant aber der war sowieso gut. Alle anderen Chefs waren nur daran interessiert die Stelle zu besetzen. Lebensläufe haben die meistens gar nicht gelesen. Eingeladen und ein Gespräch geführt, dann zum Team gebracht und am Ende hat das Team beraten ob er passt oder nicht. Vielleicht ist das eine Eigenart in Berlin aber so kenne ich es aus einigen Abteilungen. Mein Punkt war eher, dass der Ärztemangel auch in den großen Städten ankommen wird, wenn er es nicht schon ist. Man sollte sich des öfteren seinen eigenen Wert ins Gedächtnis rufen. Wenn ich als Persönlichkeit gern ein Jahr reisen möchte, dann macht das. Ein Kumpel von mir ist vor dem Berufsstart ein Jahr durch Asien getourt und ist jetzt bald Facharzt für Innere. Ich möchte nur sagen, dass man sein Leben nicht auf "die Erwartungen" von Chefärzten ausrichten sollte. Wenn ihn ein Reisejahr stört, ist es sein Problem. Ja, vermutlich sieht das 5. Fach in 2 1/2 Jahren etwas seltsam aus und vielleicht weiß man dann wirklich nicht, was man möchte aber du wirst damit trotzdem einen Job kriegen.


    Zitat Zitat von Tree_of_life Beitrag anzeigen
    Zuletzt sei noch wichtig zu erwaehnen, dass einem natuerlich alles egal sein kann. Der Chef, die Anforderungen, die Stelle. Man kann natuerlich auch regelmaessig den Arbeitsplatz wechseln und alles hinter sich lassen. Emotional detachment ist auch ein defense machanism. Zum einen denke ich, dass auch das nicht gesund ist, zum anderen sieht die Realitaet natuerlich haeufig anders aus. Stellenwechsel koennen die Ausbildung noch weiter ausziehen, da man auch dabei Zeit verlieren kann (Bewerbungsphase, Einarbeitung, overlap von der einen zur anderen Stelle etc). Unterm Strich gibt es nicht eine endlose Anzahl von Arbeitgebern, die das bieten, was man (aktuell) braucht. Und natuerlich spielen noch zahlreiche andere Faktoren in die Wahl des Arbeitgebers als nur die inhaltliche Weiterbildung (Anfahrt, Bezahlung, Ruf, Zeitmodelle, Vereinbarkeit mit Familie etc).
    Ich denke nicht, dass sich Aerzte einfach so "Stress machen" oder grundsaetzlich hohen Neurotizismus aufweisen. Die medizinische Ausbildung ist anstregend, stressig, langwierig und manchmal auch erschoepfend. Und das darf man auch so benennen ohne als Weichei dazustehen oder sich rechtfertigen zu muessen. Manch einer kann mit dem Stress besser umgehen als andere, aber das ist eher Ausdruck der Varianz der Resilienz der Aerzte statt valider Massstab fuer die Berufseignung.
    Arbeit sollte unterm Strich Spass machen. Fuer viele Aerzte ist das leider nicht der Fall. Dafuer gibt es ganz sicher intrinsische und individuelle, aber eben auch systemische und strukturelle Ursachen. Beides muss man berichtigen, um die eigene Situation zu verbessern.
    Ich habe nicht geschrieben, dass mir "alles" egal ist. Wäre es so gewesen, hätte ich meine furchtbare Stelle ja gar nicht verlassen. Mir ist es sehr wichtig ein gutes Team zu haben. Und meine Resilienz ist auch nicht so prall, sonst hätte ich ja nicht nach einem Jahr gedacht, ich sollte zur DRV gehen. Egal ist mir aber natürlich, dass meine alten Kollegen meinten "an einem kleinen Haus lernst du ja nix" (und ich inzwischen meine Standard-OP Zahlen weit mehr als geschafft habe), dass niemand aus anderen Städten mein Krankenhaus kennt usw. usf. Viele meiner alten Kollegen wären so gern gegangen aber sie haben es einfach nicht "geschafft".

    Stellenwechsel können dich auf jeden Fall etwas zurückwerfen. Auf dem Papier. Weil du dann den Facharzt eben erst nach 6 oder 7 Jahren machst. Aber wen stört es nun? Die Leute, die denken sie müssen den in 5 Jahren durchziehen oder den Chef, dem das vermutlich total egal ist. Denn hätte der einen Facharzt gewollt, hätte er ja einen eingestellt. Dümmer wirst du in keiner Stelle. Aus jedem Fach in jedem Haus nimmt man etwas für seine Ausbildung mit, verbessert sein Wissen oder seine Lebenserfahrung. Und wenn es nur sei, in einer "Horrorabteilung" nicht mehr arbeiten zu wollen und diese im besten Fall besser zu erkennen.

    Und absolut gebe ich dir Recht und das möchte ich betonen, in mit Sicherheit über 90% deiner Aussage(n). Die Arbeit ist anstrengend, sie ist oft nervig, sie ist (leider) auch oft unfair. Und ja, man MUSS das benennen. Und sie sollte Spass machen denn man verbringt viel Zeit dort.
    Oft macht sie aber keinen Spass, weil man an überzogenen Erwartungen "scheitert". Da wird nicht geschafft, alle Briefe für den nächsten Tag vorzubereiten, da muss jeder Brief "gleich aussehen", da "muss" heute noch diese oder jene Untersuchung angemeldet werden. Ich habe es selbst durchlebt. Ich hatte diese Gedanken und viele meiner Kolleg:innen haben sie heute noch. Kriegt man dafür des öfteren mal einen Satz und/oder Blick wenn man solche Sachen jetzt lässt? Kann schon sein aber das ich nicht genug Zeit hab, jeden Brief haargenau gleich zu schreiben und manchmal manche Dinge etwas kurz kommen (man muss nur drauf achten die WICHTIGEN Kernpunkte nicht zu kurz kommen zu lassen) ist unserem System geschuldet. Und wenn mein Chef sagt in der Besprechung "Warum ist denn das und das nicht gemacht. Du hast den doch aufgenommen." Sage ich: "Ja sorry aber ich habe ja vor Wochen darauf hingewiesen, dass die Sprechstunde überfüllt ist. Dann schafft man nicht alles // Da passiert sowas (nutze ich mal so, mal so). Das kostet Überwindung und Mut sowas zum OA oder Chef zu sagen aber ich habe meine Stelle noch, weil ich meine Arbeit nämlich gut mache und die machen über 95% all meiner bisher erlebten Kollegen gut und ich bin mir sicher, dass machen auch hier fast alle.

    Für die Erstellerin des Threads wollte ich nur sagen dass, wenn nie das Gefühl vorhanden war "diese Fachrichtung macht mir im Grund Spass" (aber das System versaut es mir) vielleicht ein patientenfernes Fach die Lösung ist. Hat sie es aber mal gefühlt, gibt es Stellen die passen. Ja, man muss sie suchen und vielleicht müsste man umziehen weil das Gesundheitssystem in großen Teilen im Arsch ist aber dann muss man abwägen was einem für sein Leben wichtiger ist. Und die Betonung liegt auf Leben, denn die Medizin ist letztlich nur ein Job.
    Geändert von ][truba][ (23.06.2022 um 16:10 Uhr)
    Doubt kills more dreams than failure ever will.



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  3. #58
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    Zitat Zitat von '
    [truba]
    Für die Erstellerin des Threads wollte ich nur sagen dass, wenn nie das Gefühl vorhanden war "diese Fachrichtung macht mir im Grund Spass" (aber das System versaut es mir) vielleicht ein patientenfernes Fach die Lösung ist. Hat sie es aber mal gefühlt, gibt es Stellen die passen. Ja, man muss sie suchen und vielleicht müsste man umziehen weil das Gesundheitssystem in großen Teilen im Arsch ist aber dann muss man abwägen was einem für sein Leben wichtiger ist. Und die Betonung liegt auf Leben, denn die Medizin ist letztlich nur ein Job.
    Das ist glaube ich ein extrem wichtiger Punkt. Wenn man merkt und weiß, dass einem die Patientenversorgung gefällt, dann kann man abschätzen, ob ein anderers Fach das Richtige ist. Oder eben auch skilltransfer in medizinferne Bereiche mit direktem Kontakt zu Kunden etc.

    Aber ja, wenn man merkt, dass man "nur" Interesse an den medizinischen Hintergründen hat, aber wenig an der klassischen Arztarbeit sollte man schauen, ob wirklich ein Leben im Labor was für einen wäre. Wobei ich sagen muss, dass tatsächlich viele Kolleg:innen auch schon nach einer Hospitation sagen, dass es nicht das Richtige für sie ist.



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