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Hallo!
Ich mache zur Zeit eine Famulatur in der Anästhesie in einem ambulanten OP-Zentrum.
Bis jetzt war ich mega zufrieden, nur ein Arzt stellt für mich ein Problem dar. Ich will gleich im Voraus sagen, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Ärzten gut klappt und es da keine Probleme gibt.
Diese Nachricht wird etwas länger, ich möchte das Geschehene so ausführlich wie möglich darstellen, dass ihr euch in die Geschichte hineinversetzen und das Ganze nachvollziehen könnt.
Vor gut zwei Wochen gab es folgende Situation:
Ich war zu diesem Zeitpunkt den 4. Tag in diesem Betrieb und hatte die 3 Tage zuvor mit dem Chef persönlich zusammengearbeitet, was ohne Probleme geklappt hat. An besagtem Tag kam zum ersten mal ein neuer Arzt und nach kurzem, gegenseitigen Vorstellen ging es auch gleich los. Der erste Patient war schon da und der Arzt drückte mir einen Stapel Befunde vom Hausarzt und den Narkose-Aufklärungsbogen in die Hand und meinte: „In 3 Minuten will ich von Ihnen alles über den Patienten wissen“. Soweit so gut, ich hab mir die Akten durchgeschaut, habe aber das Ganze dann nicht so perfekt hinbekommen, wie es der Arzt erwartet hatte.
Im OP fand dann ein regelrechtes Kreuzverhör statt - ich wurde ausgefragt und kam bei gewissen Fragen echt ins Straucheln und musste oft zugeben, dass ich es nicht weiß. Ich habe gerade das 2. klinische Semester hinter mir, hatte auch Anästhesie im vergangenen Semester und habe die Prüfung mit einer 2 abgeschlossen (um einen Punkt hab ich die 1 verfehlt), aber die Fragen des Arztes waren manchmal so tiefgreifend und gingen ins Detail, außerdem muss ich zugeben, dass ich manches auch schon wieder vegessen habe.
Der Arzt merkte genau, dass ich noch nicht so sicher im Stoff bin, lies aber nicht locker, sondern es wurde immer schlimmer. Falsche Antworten wurden teilweise auch etwas ins Lächerliche gezogen, die falschen Antworten wurden von ihm wiederholt und laut ausgesprochen und dazu gab er einen Kommentar ab. Das ganze OP-Team hat es mitbekommen und mir war die Situation sehr unangenehm. Er hat mir während dem Ausfragen auch gesagt, dass ich mit so einem
Wissen und so einer unsicheren Ausstrahlung das Staatsexamen nicht schaffen werde und hat meinen Sprachstil kritisiert, weil ich zu der Frage was ASS im Körper macht, dies wie folgt erklärt habe: „ASS hemmt ein Enzym, die sogenannte COX. Es gibt die COX 1 und 2, das sind Enzyme, die eine Rolle in der Prostaglandinsynthese spielen...“ . Er hat darauf gesagt, dass ich so nicht mit den Prüfern im Staatsexamen reden kann, sondern dass als schlagfertige Antwort kommen muss: „ASS ist ein selektiver COX-Hemmer“.
Ich war an diesem Tag sowieso nicht in der besten Verfassung und die ganze Situation hat mich so gestresst, dass ich nach gut 2 Stunden Kreuzvehör eingeknickt bin und gemerkt habe, dass mir die Tränen ins Gesicht steigen. Um mir die Blöße vor dem ganzen Team nicht zu geben, hab ich den OP verlassen und habe mich ins Büro zurückgezogen, wo ich erstmal geweint hab. Die Anästhesie-Pflegekraft ist auf mich zugekommen und hat dann auch dem Arzt Bescheid gesagt, dass es mir zuviel wurde und dass ich eine Pause mache.
Anschließend bin ich in den Aufwachraum gegangen und hab mich dort versucht abzulenken, hab Nadeln gelegt etc. Ich hatte ehrlich gesagt Angst zurück zu dem Arzt zu gehen.
Vom Arzt wurde ich den ganzen Tag dann ignoriert, einmal ging ich dann doch kurz in den OP zurück, hab aber dann gemerkt, dass ich unerwünscht bin und bin dann nach Absprache mit der Anästhesie-Pflegekraft vor Dienstschluss nach Hause gefahren.
Die Wochen nach dem Vorfall liefen mit den anderen Ärzten wieder gut, aber gestern kam dann der Super-GAU, als der besagte Arzt wiederkam.
Ich wollte mit ihm das Gespräch suchen, wollte meine Situation erklären und sagen, dass ich sehr an einer guten Zusammenarbeit interessiert bin. Jedoch kam ich nicht so weit und nach 2 ausgesprochenen Wörtern, fiel er mir ins Wort. Er sagte, dass er in seiner gesamten Laufbahn noch nie so eine schlechte Studentin gesehen hat, wie mich, die zudem noch so ein Verhalten an den Tag legt. Am liebsten wollte er meine Uni verständigen und dort nachfragen, was dort eigentlich gelehrt wird. Er sagte, dass ich null wusste und dass sogar 17-jährige Praktikanten mehr über Schmerzmittel bescheid wissen, als ich. Auch meinte er, dass er sich frage, wie ich die Anästhesieprüfung überhaupt bestanden habe und dass er mich beim letzten Mal am liebsten schon nach den ersten 5 Minuten rausgeschmissen hätte. Er hat mir geraten mein Studium abzubrechen und mir was anderes zu suchen, denn seiner Meinung nach bin ich in keinster Weise geeignet für den Arztberuf - ich habe weder das nötige Wissen noch die psychische Verfassung dazu.
Auf die Frage, ob wir trotzdem einen Neustart machen könnten, erwiderte er, dass er von mir nichts mehr wissen will, er behandelt mich den restlichen Tag wie Luft und ich kann mir
überlegen, ob ich mich in den Aufwachraum verkrieche, wieder den ganzen Tag rumstehe oder gleich nach Hause fahre. Er wollte mir dann abschließend noch die Hand geben und hat mir ein schönes Leben gewunschen, ich hab den Händedruck aber nicht erwidert.
Zwischendurch habe ich versucht mich zu wehren, weil es nicht stimmt, dass ich nichts weiß und dass ich nicht für den Beruf geeignet bin. Aber daraufhin hat er mir zu verstehen gegeben, dass es eine Frechheit von mir ist, Widerstand zu setzen.
Es hat mich sehr verletzt und ich stand erstmal da und stand unter Schock.
Ein ehemaliger Oberarzt benimmt sich einem unerfahrenen Famulanten gegenüber so - hat das was mit Professionalität zu tun?
Es war vielleicht nicht die beste Entscheidung den OP zu verlassen und zu heulen, aber in dem Moment ging es nicht anders und ich hätte ihm das ja auch gesagt, dass ich nächstes mal besser reagieren werde, aber das hab ich dann nicht mehr rausgebracht, weil mir die Stimme versagt hat.
War mein Verhalten denn so verwerflich, dass mir dieser Arzt keine zweite Chance mehr gibt?
Ich komm mit dieser Situation nicht so gut klar und möchte deshalb euch als Außenstehende fragen, wie ihr das beurteilt.
Danke schon im Vorraus für Antworten!
Liebe Grüße!