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Hallo zusammen!
Ich bin aktuell in einer doofen Lage und würde mir ein paar Ratschläge erhoffen. Ich habe Ende letztes Jahr Examen gemacht, danach einige Monate mit der Fertigstellung meiner Doktorarbeit zugebracht und bin dann mit meinen Bewerbungen im Corona-Tief untergegangen. Eigentlich hatte ich geplant, etwa zum 1.4. einzusteigen, aber es hat sich dann trotz über 40 Bewerbungen nichts entwickelt. Es geht um den chirurgischen Bereich in einer Großstadt, Peripherie ist auch denkbar, weiter weg ziehen aus persönlichen Gründen aber aktuell schwierig. Ich hatte nun eine Hospitation und hätte eine Zusage, bin aber doch am Zögern, ob ich die Stelle annehmen soll.
Das Team war okay, nicht überragend, die Oberärzte waren nett, der Chef wirklich sehr sympathisch. Die Arbeitsbelastung soll lt. Assistenten sehr hoch sein. 2 bis 2.5 Überstunden täglich seien wohl üblich, pünktlich raus die Ausnahme. Regelhafte Arbeitszeit also von 6.45 bis nach 18 Uhr. Die Organisation erschien mir recht chaotisch: Keine feste ZNA-Rotation und die Assistenten werfen sich die Aufgaben über den Tag mehr oder weniger nach Lust und Laune gegenseitig zu. Es gibt 24-Stunden-Dienste, davon würde man so 5 – 7 im Monat machen. Und es wird Forschung erwartet, obwohl es keine Uniklinik ist. Das erscheint mir alles sehr happig. Weiteres Manko ist, dass es sich um große Chirurgie handelt, ich aber eigentlich lieber in ein kleines Fach wie Uro will, wo ich bislang aber nichts finden konnte. Außerdem ist die Klinik stark spezialisiert auf ein Subset des Fachgebietes, das mir auch weniger zusagt und hauptsächlich sehr lange und hochkomplexe OPs anzieht. In Summe: Die Stelle wäre eher ein Lückenbüßer. Außerdem wurmt mich etwas, dass sie für den nächstmöglichen Zeitpunkt ausgeschrieben war, es dann aber im Gespräch hieß, sie sei erst in einem viertel Jahr frei. Der Chef möchte von mir nun eine zeitnahe Entscheidung.
Ich bin hin und her gerissen. Einerseits suche ich schon lange eine Stelle und es würde sich doof anfühlen, jetzt ein Angebot abzulehnen. Ich arbeite gerne und dann auch viel, möchte aber eine komplette Selbstaufgabe vermeiden und schon weiter ein Privatleben haben. Die Stimmung im Team schien gut und die hohe Arbeitsbelastung dadurch ausgeglichen zu werden, dass man sehr schnell und viel 1. Assistenz im OP sei. Ich finde aber eigentlich nicht, dass man sich eine gute Ausbildung nicht mit massiven Überstunden verdienen muss. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass gerade die letzten Wochen wieder vermehrt Stellenanzeigen geschaltet werden und der Corona-Effekt langsam abebbt. Nachdem monatelang Flaute war, hatte ich jetzt 3 Hospitationen in sehr kurzer Zeit, aber erste diese eine mit Stellenzusage. Ich habe daher große Bedenken, jetzt als Notlösung diese Stelle anzunehmen, weil es mir doch wahrscheinlich erscheint, bis in 3 Monaten (wo sie ja eh erst frei wird) etwas besser Passendes mit ansprechenderer Work-Life-Balance zu finden. Andererseits ist es eine Großstadt und hier fallen die Stellen nicht von den Bäumen, die Lage des Arbeitsplatzes ist schon wirklich sehr attraktiv und die Annahme, ich würde etwas Besseres finden, reine Spekulation. Dazu muss ich sagen, dass ich aktuell einen krisensicheren nicht-medizinischen Teilzeitjob habe, mit dem ich anständig über die Runden komme. Ich bin also finanziell nicht darauf angewiesen, schnellstmöglich in den Job zu starten. Aber natürlich wird die Lücke im Lebenslauf seit bestandenem Examen immer größer.
Über ein paar Impulse, Ideen, Anregungen, Perspektiven, Tips oder Wasauchimmer würde ich mich sehr freuen!