Maßnahmen im Verletzungsfall
Was tun, wenn es passiert ist und die Kanüle in den eigenen Finger ging oder das Skalpell den Assistenten trifft? Hier ist eine Zusammenstellung einiger wichtiger Verhaltensregeln für den Ernstfall.
1. Lokale Maßnahmen: Bluten lassen (ausdrücken, aber nicht die Wunde quetschen), 5-10 Minuten Desinfektion - Es wird angenommen, dass diese Maßnahmen teilweise effektiver als eine medikamentöse Postexpositionsprophylaxe (PEP) sind.
2. Vorgesetzte informieren und den Kontakt zu fachkundigen Personen aufnehmen (Infektiologische oder Mikrobiologische Abteilung) für die Indikationsstellung für eine PEP, Beratung und Betreuung
3. bei ausreichendem Verdacht auf eine HIV-Infektion des Indexpatienten (fraglich oder gesichert) sofortiger Beginn einer medikamentösen Postexpositionsprophylaxe innerhalb von 2 Stunden. Die PEP kann immer noch abgebrochen werden, wenn sich der Verdacht nicht bestätigt. Ein verspäteter Beginn kann allerdings fatale Folgen haben. Wenn notwendig sollte gleichzeitig ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, um eventuell die Medikamente anzupassen zu können.
4. Aufsuchen eines D-Arztes um eine Meldung an den zuständigen Kostenträger (Unfallversicherung) durchzuführen. Genaue Dokumentation!
Weiterhin sollten folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
Patientenstatus (HBV, HCV, HIV) sichern. Das Einverständnis des Patienten insbesondere bezüglich eines HIV-Tests sollte sorgfältig dokumentiert werden.
Feststellung des HBV, HCV, HIV- Status des Verletzten
Bei HCV-Kontakt wird empfohlen alle 2 Wochen bis zum Monat 3 die Transaminasen zu kontrollieren. Bei einem Anstieg sollte zusätzlich die HCV-RNA untersucht werden. Nach 6 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten werden HIV-Antikörper und HCV-Antikörper bestimmt (HCV-Antikörper nochmals nach 12 Monaten). Ein akutes fiebriges Krankheitsbild in den ersten drei Monaten nach Exposition sollte Anlass für eine HIV-PCR geben. Bei einem positiven Befund wird eine Schwerpunkteinrichtung die weitere Betreuung übernehmen. Bis 12 Monate nach Exposition muss von Blutspenden Abstand genommen werden. Bis zum Vorliegen eines aussagefähigen HIV-Tests nach 3 Monaten sollte Safer Sex praktiziert werden, um den Partner nicht zu gefährden.