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Psychiatrische Forschung

Kreativität und ein langer Atem

Forschung ZfP Südwürttemberg

Arbeiten in Psychiatrie und Psychosomatik umfasst mehr als nur die Behandlung und Betreuung kranker Menschen. Für eine umfassende Versorgung gemäß aktuellem wissenschaftlichem Stand müssen Professionelle ihr Handeln ständig hinterfragen, den Blick auf Innovationen lenken und neue Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. Die psychiatrische Forschung im ZfP Südwürttemberg liefert die Grundlage für ein solches Vorgehen.

Was genau unter psychiatrischer Forschung zu verstehen ist, lässt sich nur schwer auf den Punkt bringen. Denn sie umfasst ein unglaublich weites Feld, angefangen von Biologie und Neurowissenschaft über Therapieforschung bis hin zur Versorgungsforschung. Was alle Disziplinen gemeinsam haben, ist das Ziel, Erkenntnisse für eine möglichst gute Behandlung psychisch kranker Menschen zu gewinnen. Diesem Grundsatz verpflichten sich auch die Forscher des ZfP Südwürttemberg.

Dabei sind die Methoden vielfältig. Die biologische Forschung untersucht, ausgehend von den psychopathologischen Grundlagen und unter Verwendung neurobiologischer oder elektrophysiologischer Methoden, unterschiedliche Fragestellungen. Das Themenspektrum reicht dabei von der Suche nach biologischen Markern für suizidales Verhalten über Untersuchungen zum Ansprechen auf Therapie mit Antidepressiva bis zu Studien der Verhaltensregulation an einem Tiermodell. Ein besonders großer Fortschritt für die biologische Forschung war die Entwicklung der bildgebenden Verfahren. Mittels moderner Techniken wie der funktionellen Magnetresonanztomographie lassen sich Funktionen und Strukturen des menschlichen Gehirns untersuchen.

Ein weiterer wichtiger Teil der Forschung ist die klinische oder Therapieforschung. Hier geht es darum, Behandlungsmethoden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu untersuchen und zu vergleichen. Zum Beispiel die medikamentöse Behandlung oder psychotherapeutische Maßnahmen. Zunehmend Gewicht hat dabei das subjektive Erleben der betroffenen Patienten erlangt, das gleichberechtigt neben scheinbar „objektiven“ Bewertungen durch Arztbeurteilungen, Messverfahren oder Testergebnissen steht. Gerade in der Psychiatrie, die häufig an den Schnittstellen von Biologie, Psychologie, Sozialwissenschaften, Ethik und Recht arbeitet, spielt dabei das Thema der Selbstbestimmung und Entscheidungsfähigkeit von Patienten eine immer größere Rolle.

Wissenschaftlicher Fortschritt allein ist allerdings noch kein Garant für eine bessere Versorgung. Deshalb verfolgt die Versorgungsforschung im ZfP Südwürttemberg einen anderen Ansatz. In diesem Bereich wird überprüft, ob die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen bestmögliche Behandlung in der tatsächlichen Versorgungspraxis auch umgesetzt wird beziehungsweise welche Hindernisse dem entgegenstehen. Die Versorgungslandschaft mit all ihren Angeboten für psychisch Kranke wird untersucht und evaluiert, damit bestehende Versorgungskonzepte verbessert und neue entwickelt werden können. Die Versorgungsforschung nimmt dabei nicht nur aktuelle Trends unter die Lupe, sondern auch die Geschichte der psychiatrischen Versorgung. Im Prinzip verfolgen alle Methoden der Versorgungsforschung ein Ziel: Die Verbesserung der Versorgung und Behandlung psychisch kranker Menschen.

So verschieden die verschiedenen Bereiche sind, in einer Sache sind sie gleich: Man braucht einen langen Atem, ein hohes Maß an Kreativität und vor allem eine hohe Methodenkompetenz. Denn wo immer Menschen Hauptgegenstand der Forschung sind, gibt es viele schwer zu trennende Einflussfaktoren: Beispielsweise müssen bei der Wirksamkeitsprüfung neuer psychotherapeutischer Methoden Variablen wie die berufliche und soziale Situation, die Beziehung zwischen Betroffenem und Therapeut, die Persönlichkeit oder der aktuelle Gemütszustand berücksichtigt werden. Um solche komplexen Zusammenhänge zu erforschen, muss man oft kreative neue Wege gehen und das sorgfältig geplante Forschungsvorhaben schließlich mit Ausdauer und Beharrlichkeit verfolgen. Es gilt, an einer Sache dran zu bleiben, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen und das Ziel fest im Blick zu behalten.

Mehr Informationen unter www.forschung-bw.de

Geschichte der psychiatrischen Forschung

Die Anfänge der Psychiatrischen Forschung reichen in das 19. Jahrhundert zurück. Damals begann man, Krankheitskonzepte zu entwickeln und nach organischen Ursachen im Gehirn zu suchen. Anfang des 20 Jahrhunderts fand mit dem Einzug geisteswissenschaftlicher Methoden eine Neuorientierung statt. Die Psychopathologie, also die Lehre von den psychischen Erkrankungen, wurde entwickelt. Darüber hinaus wurde die Frage gestellt, wie sich verschiedene Einflüsse auf Befindlichkeit und Verhalten des Menschen auswirken. Mit der Entwicklung der modernen Psychopharmakotherapie vor rund 70 Jahren erfuhr die neurobiologische Forschungsrichtung einen Aufschwung, die Einführung von bildgebenden Verfahren verstärkte diese Entwicklung noch. Gleichzeitig gewannen verhaltenstherapeutische Ansätze und die empirische Psychotherapieforschung an Bedeutung. Eine neue Perspektive kam in den 1980er Jahren dazu, als sich die Forscher intensiv mit dem Versorgungsbedarf psychisch Kranker auseinandersetzten. Bis heute haben sich diese methodischen Richtungen erhalten.