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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 2 A47/B2 - Nebenwirkung Pille



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kogec
06.10.2021, 14:39
Klar,Thrombosen ergeben Sinn. ABER:
Sie ist jung und Nichtraucherin. Es gab 2019 einen Rote Hand Brief (vom Januar!) in dem explizit auf die Gefahr der Suizidalität unter Kombinierter Pille hingewiesen wurde. Insbesndere bei sehr jungen Patientinnen. Das geht so weit, dass unser Prof für Psych in Ulm bei jeder Patientin mit Depression nd Suizidalität danach fragt und es absetzt.

Was meint ihr? Werde ich wohl anfechten

wlr75
06.10.2021, 14:42
War mir da bei ihr auch nicht sicher. Für mich klang im Eingangstext dieses "Kopfschmerzen und Übelkeit und soll beim Neurologen geklärt werden" nach Migräne, aber nach IMPP-Logik könnte das halt auch auf eine Sinusvenenthrombose oder andere exotische Dinge hindeuten, bei denen die Thrombosegefahr der Pille besonders relevant ist.
Das lediglich junge Alter der Patientin wird das IMPP hingegen höchstwahrscheinlich nicht als hinreichende Begründung sehen, dass die Suizidalität spezifisch zu beachten wäre...

kogec
06.10.2021, 14:45
schon, aber häufig kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen und sehstörungen klingt nach Migräne mit Aura, was auch ne relative KI für die PIlle wäre...
Ich weiß aber auch nicht wieso denn besonders die Thromboseneigung dann bei ihr so hoch wäre, nur wegen der Pille?

pakoni
06.10.2021, 14:50
Eigentlich müsste die Antwort APOPLEXIE richtig sein, in der Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung auf Seite 64 steht, dass das Risiko bei Migränepatientinnen und Pille deutlich erhöht ist. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-015l_S3_Hormonelle_Empfaengnisverhuetung_2020-09.pdf

Knicks
06.10.2021, 15:00
Bei Amboss steht als KI für orale Kontrazeptiva Migräne mit Aura wegen thrombembolischer Ereignisse.

Jule123456
06.10.2021, 15:00
Ganz ehrlich, sowohl Apoplexie als auch Thrombose als auch Suizidalität sind doch wichtige Komplikationen. Ich fänd es auch gut, wenn du die Frage anfechten würdest.

stl
06.10.2021, 15:32
10.1136/bmj.38302.504063.8F
PMCID: PMC543862
PMID: 15596418
Risk of ischaemic stroke in people with migraine: systematic review and meta-analysis of observational studies

Hier steht auch deutlich, dass junge Patientinnen mit (Aura-)Migräne + Pille ein ziemlich hohes RR (>8) für 'Apoplexie' (wie das IMPP einen Schlaganfall auf Neu-Altdeutsch ausrückt) haben.

Vielleicht hilft das beim Anfechten :)

PinkPurple
06.10.2021, 15:34
Ohne Witz, was für Clo** machen diese Fragen.. smh. Anstatt einfach zu prüfen wer was weiß sollen wir plötzlich aus gottgegebener Erfahrung herausriechen was am wahrscheinlichsten am wichtigsten ist.. Frage mich wirklich wie man aus sowas kommt. Das ist doch jenseits von gut und böse.

Unregistriert
06.10.2021, 16:31
Danke für den Hinweis in der Leitlinie. Daraus lese ich ab: Bei Patientinnen mit Migräne MIT Aura liegt das absolute Risiko für einen ischämischen Hirninfarkt bei 5,9/100.000 und mit kombinierter Pille bei 36,9/100.000. Das ist in der Tat mies. Aber:
Gleichzeitig steigt die Thromboseinzidenz von 50/100.000 um den Faktor 2-4. Das ist dann doch deutlich wichtiger? Bzw. sollte man beides ankreuzen können...

Unregistriert
06.10.2021, 16:35
Eigentlich müsste die Antwort APOPLEXIE richtig sein, in der Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung auf Seite 64 steht, dass das Risiko bei Migränepatientinnen und Pille deutlich erhöht ist. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-015l_S3_Hormonelle_Empfaengnisverhuetung_2020-09.pdf

Auch auf Seite 70 wird das nochmal bestätigt. Als Migränepatientin wurde mir persönlich wegen des erhöhten Schlaganfall-Risikos ebenso davon abgeraten die Pille zu nehmen. Das sollte schon stimmen und die awmf-Quelle sollte ja nun wirklich zuverlässig sein

ncm44
06.10.2021, 16:42
Ich denke eigentlich auch, dass sie auf Apoplexie hinaus wollten. Denn erhöhtes Thromboseneigung ist eine generelle Nebenwirkung
Die frage war aber was bei dieser Patientin besonders berücksichtigt werden sollte. Und sie hat eine Migräne mit Aura und die Kombi erhöht das Risiko für einen Apoplex stark

runningMan18
06.10.2021, 17:03
Ich denke eigentlich auch, dass sie auf Apoplexie hinaus wollten. Denn erhöhtes Thromboseneigung ist eine generelle Nebenwirkung
Die frage war aber was bei dieser Patientin besonders berücksichtigt werden sollte. Und sie hat eine Migräne mit Aura und die Kombi erhöht das Risiko für einen Apoplex stark

vielleicht wollte das IMPP an dieser Stelle aber auch nur, dass wir mal einfach denken sollten. Thrombose ist daher nicht verkehrt.

ncm44
06.10.2021, 17:15
vielleicht wollte das IMPP an dieser Stelle aber auch nur, dass wir mal einfach denken sollten. Thrombose ist daher nicht verkehrt.

Mag sein, Apoplex ist aber auch nicht verkehrt

wlr75
06.10.2021, 17:25
Ich habe jetzt auch mal einen Blick in die Leitlinie geworfen - das Risiko für einen Apoplex unter Kontrazeption mit Migräne mit Aura ist "nur" 2-4fach höher. Könnte man jetzt argumentieren, ob das Risiko für eine Thrombose bzw. thrombembolische Ereignisse insgesamt nicht nach wie vor höher und damit relevanter ist...

ncm44
06.10.2021, 17:31
Also ich bin da von der Fragestellung schon anders rangegangen. Ja, Thromboemolische Ereignisse sind sicher ein Risiko, aber ich dachte, das impp will auf ein Risiko besonders für diese Patienten hinaus, wisst ihr wie ich meine?

Dazu noch ein Auszug aus der Deutschen Kopfschmerz- und Migränegesellschaft
"1997 wurde die Migräne mit Aura in einer großen epidemiologischen Studie als unabhängiger Risikofaktor für einen Schlaganfall identifiziert. Dieses Risiko besteht nicht für die Migräne ohne Aura (80% aller Migräniker) und ist signifikant geringer als andere bekannte Risikofaktoren für Schlaganfall"

Unregistriert
06.10.2021, 17:55
Und keinen Stört, dass die ner Patientin die Pille verschreiben wollen, die dauernd erbricht? :P Um sicherer als mit Kondom unterwegs zu sein...

hshannover
08.10.2021, 16:03
Ohne zu wissen, auf was die hinauswollten, gab es am 30.09.21, also frisch letzte Woche, einen Rote-Hand-Brief vom BfArM bzgl. Thromboseneigung bei oralen KHK (https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2021/rhb-khk.html;jsessionid=E78DF0F0C000FBCFBC5D65EBF1B230 48.intranet381).

In der "Checkliste Arzt" (https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/EducationMaterial/Anlagen/kombinierte-hormonelle-kontrazeptiva-aerzte.html;jsessionid=604173177C6D9005079F1493301 DB5C3.internet272?nn=471274) findet man Folgendes: "Verschreiben Sie kein KHK, falls Sie eines der Felder in diesem Abschnitt ankreuzen. [...] Ist eine Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen (Aura) bekannt?".
Das klingt für mich so, als wären orale KHK bei Migräne mit Aura = Sehstörungen generell nicht unbedingt empfehlenswert.
Finde daher schon, dass "C" ziemlich korrekt ist, wenn die Patientin quasi die Kriterien zum Ankreuzen der Checkliste in diesem Punkt komplett erfüllt.

bananajoe_7
11.10.2021, 07:33
Hat die Frage denn jetzt schon jemand angefochten?

bananajoe_7
11.10.2021, 07:36
Und wenn ja, mit welcher Begründung genau? Dass Antwort A, C und D alle richtig sein müssten? Wäre super, wenn jemand seine Argumentation, die er/sie ans IMPP geschickt hat hier nochmal reinstellt, damit ich weiß, ob und wie das Sinn macht, die Frage ebenfalls anzufechten.

mqm64
11.10.2021, 13:04
Jetzt mal etwas Wortklauberei, aber ist eine "Thrombus" nicht in den meisten Fällen Ursache eines Apoplex? Hier steht ja nichts von venös oder arteriell, was natürlich pathophysiologisch einen gewaltigen Unterschied macht. Daher ist doch "erhöhte Thromboseneigung" quasi das selbe wie "Apoplexie", vor allem in diesem konkreten Beispiel mit Migräne mit Aura. Da kommt es ja nicht zur ICB oder Verschleppung eines Embolus.