Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Also, wir machen im Jahr etwa 50 HIPECS und 150 Chemoperfusionen. Einfach zu sagen, dass es Geldscheffelei ist, ist Nonsens.
Natürlich spielt der Verdienst dabei eine große Rolle, immerhin seid auch Ihr Teil des deutschen Gesundheitssystems und nicht aus einem Paralleluniversum ;-)
Ich bezog mich aber weniger auf HIPECS im Speziellen als vielmehr auf das, was Bratze auch ansprach: Eingriffe für Zentrumszulassung zusammenklauben, nur damit die Zulassung stimmt, sprich Quantität vor Qualität. Der Anreiz dazu ist leider sehr stark.
Seh ich auch so... Wobei ich finde, dass die GBA-Mindestmenge von 30 Kindern <1250g pro Jahr zu Recht zurückgenommen wurde. Das schaffen nicht mal manche Unis...
Die langen Wege zum Zentrum - ja, das ist sicher im Sinne einer guten Medizin. Dennoch (und ich komme aus nem Flächenland und weiß, wie das ist) kann man Eltern nicht zumuten, dass die Kinder 80-100km vom Heimatort entfernt liegen und das über mehrere Monate... :(
Ehrlich gesagt finde ich 30 nicht so viel. Wir versorgen ca. 100 - 120 Kinder < 1500g pro Jahr; und im Vergleich zum Ausland mit deutlich höherer Zentralisierung (mit Neonatologen aus New York, England und Australien hatte ich mich mal drüber unterhalten) ist das noch klein. Ganz ehrlich: Lieber 4 Monate mit großer Entfernung zur Klinik aushalten als > 18 Jahre vermehrte Schäden beim Kind aushalten. Wichtig ist dabei natürlich ein gutes psychosoziales Arbeiten in der Neo und die Möglichkeit zentrumsnah die Eltern unterzubringen.
Denke auch, dass es bei Frühgeborenen durchaus Sinn macht, alle Spezialisten auf einem Haufen zu haben.
Ob mein Chef die HIPEC uch aus finanziellenGünden macht, weiß ich nicht, aber ich werd mal unverbindlich fragen, was das so einbringt.
Heute stressig: 5x4 cm Gallenstein in Gallenblase laparoskopisch entfernen. Ich glaube wir hätten fast die Patientin vom Tisch gezogen.
Kackbratze
04.04.2013, 18:58
Nur so als Tip:
Man kann Schnitte auch erweitern. Verkürzt meist die OP-Zeit und verhindert, dass Bergebeutel einreissen und dadurch ein viel grösserer Mist entsteht ;-)
Leelaacoo
04.04.2013, 19:08
Nur so als Tip:
Man kann Schnitte auch erweitern. Verkürzt meist die OP-Zeit und verhindert, dass Bergebeutel einreissen und dadurch ein viel grösserer Mist entsteht ;-)
Och, das macht ja gar keinen Spaß...der Chef der Chirurgie, in die es mich mal für einige zeit verschlagen hatte, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, bei der Thyreoidektomie (komplett, wohlgemerkt) die Schilddrüse durch einen ca. 3 cm- Schnitt zu quetschen...als Hackenhalter hatte man da echt keinen Spaß dran...und ehrlich gesagt, ich glaube, dem Gewebe hätte ein längerer Schnitt besser getan als das Herumgezerre...aber was weiß was ich, bin ja wieder zu den Internisten abgehauen ;-)
LG Lee
Relaxometrie
04.04.2013, 19:12
bei der Thyreoidektomie (komplett, wohlgemerkt) die Schilddrüse durch einen ca. 3 cm- Schnitt zu quetschen
Ich finde dieses "Minischnitt-Getue" (und auch weiter Teile der laparoskopischen Operiererei) ziemlich beknackt.
Noch schlimmer: ABBA bei der Thyreoidektomie. Macht das jemand der hier Mitlesenden und kann von Erfahrungen berichten? Ich würde mir die Schilddrüse auf keinen Fall ABBA-mäßig operieren lassen.
Kackbratze
04.04.2013, 19:15
...als Hackenhalter hatte man da echt keinen Spaß dran...
Ich würde auch gehen wollen, wenn ich während einer SD-OP nur die Hacken des Chefs halten dürfte und unter dem Tisch sitzen müsste ;-)
Aber dann bist Du eine Dancingqueen mit Money, Money, Money oder erlebst halt Dein Waterloo.
Giant0777
04.04.2013, 19:16
Natürlich spielt der Verdienst dabei eine große Rolle, immerhin seid auch Ihr Teil des deutschen Gesundheitssystems und nicht aus einem Paralleluniversum ;-)
Vielleicht hätte ich das Wörtchen "nur" einfügen sollen! :-))
Wobei ich manchmal schon das Gefühl habe in einem Paralleluniversum zu leben. Als Angehöriger eines privaten Hauses ist der Kostendruck schon enorm und die durch das Management immer wieder neuen Sparideen sind schon manchmal sehr fragwürdig. Aber ich bin froh, dass sich viele Kollegen noch erfolgreich gegen die schlimmsten Ideen wehren können. Ich befürchte aber, dass das in den nächsten 20,30 Jahren auch nicht mehr funktionieren wird. Eigentlich eine Frechheit, wie das Sozialsystem gemolken wird, nur um einer Rendite gerecht zu werden! Die Arbeit als Jungarzt vergräzt da schon ganz schön die Ideale und Moral!*gefaelltmirnicht*
Leelaacoo
04.04.2013, 19:55
Ich würde auch gehen wollen, wenn ich während einer SD-OP nur die Hacken des Chefs halten dürfte und unter dem Tisch sitzen müsste ;-)
War halt Chefsache..der lt. OA durfte immerhin assistieren ;-) Aber nachdem ich das 50ste internistsiche Konsil wegen art. Hypertonie u/o Tachykardie u/o Exsikkose ausfüllen musste...da musste ich einfach wieder gehen, DAS war für mich schlimmer als Hacken halten.
LG Lee
Edit: wurde gerade darauf aufmerksam gemacht, dass das Haken ohne c heißt...sehts mal, ich werd kein Chirurg mehr ;-) (und der Deutsch-LK scheint sich auch in Luft aufgelöst zu haben...:-wow )
Wir haben den Schnitt ja dann immer wieder erweitern müssen. Ich find Minimalinvasives auch aufwändig und anstregend (am schlimmsten ist lap-Sigma). Schilddrüse machen wir zum Teil auch über MIVAT, also auch ca 2-3cm Schnitte, aber nur bei jungen Frauen mit nicht allzu großen Knoten.
(ABBA find ich auch krass, wir machens nicht. Hab letztens auf ner WB gehört von einer Klinik, die damit angefangen hat und es mittlerweile nur noch mehr auf ausdrücklichen Wunsch macht. Die Hämatome und Schmerzen danach sollen schon ausgeprägt sein)
Wenn man sich aber mal die Ergebnisse anguckt, ist z.B für Cholezystektomien und Appendektomien das Laparoskopische deutlich besser vom postoperativen Verlauf her, die Patienten danken es einem. Man darf halt nur nie zu großen Ehrgeiz entwickeln und muss bei unübersichtlichen OPs sich nicht zu schade sein zu konvertieren.
@leelacoo- wegen Exsikkose melden wir keine Konsile an, wegen schlecht eingesteller art. HTN mit symptomatischen RR-Spitzen dann doch mal. ;-)
Relaxometrie
04.04.2013, 20:26
Wenn man sich aber mal die Ergebnisse anguckt, ist z.B für Cholezystektomien und Appendektomien das Laparoskopische deutlich besser vom postoperativen Verlauf her, die Patienten danken es einem.
Für eine Cholezystektomie würde ich mir den Bauch aufpumpen lassen. Finde ich in dem Fall besser, als einen riesengroßen Rippenbogenrandschnitt.
Eine Appendektomie hingegen würde ich bei mir "offen" machen lassen, falls das dann überhaupt noch jemand kann :-nix
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Eine Appendektomie hingegen würde ich bei mir "offen" machen lassen, falls das dann überhaupt noch jemand kann :-nix
Warum?
Wenn man gefragt wird, was man beruflich macht, und dann "Unfallchirurgie" antwortet, sieht man meist in staunende Gesichter, die dann sagen "Boah, da sieht man doch bestimmt voll viele schlimme Sachen!" Bisher dachte ich immer "Nö.... umgeknickt Füße und gebrochene Handgelenke sind jetzt nicht soooo spektakulär..."
Aber HEUTE! Heute hab ich wirklich mal was abgefahren Krasses gesehen. Ich weiß, ich weiß, man soll sich nicht am Leid anderer ergötzen, aber MANN war das geil! Ich war zwar im Schockraum nur der Protokollant (der Oberarzt hat die Leitung an sich gerissen), aber ich durfte dann sogar kurz auch im OP einen Teil der Verletzungen mit versorgen :-love
Was waren das denn jetzt für krasse Verletzungen?
Drittgradig offene Mehretagenfrakturen vom Fuß bis zum Oberschenkel bds. Oder man könnte auch sagen subtotale Amputation beider Beine -auf mehreren Höhen :-))
Relaxometrie
04.04.2013, 21:39
Die Beschreibung mit "geil" und den :-))-Smilie finde ich in der Tat völlig daneben!
"Fachlich spannend und eine herausfordernde Versorgung der Verletzung" hätte es besser getroffen, finde ich.
Aber der Unfallhergang interessiert mich trotzdem.
@Relaxometrie:
Für eine Cholezystektomie würde ich mir den Bauch aufpumpen lassen. Finde ich in dem Fall besser, als einen riesengroßen Rippenbogenrandschnitt.
Eine Appendektomie hingegen würde ich bei mir "offen" machen lassen, falls das dann überhaupt noch jemand kann
Wieso denn eine Appendektomie heute noch offen operieren? In der heutigen Zeit lassen sich doch alle Schweregrade sehr gut mit der Minimal-invasiven Technik sehr gut operieren - vorausgesetzt der Chirurg ist erfahren. Ich habe bisher noch keine einzige Appendektomie offen durchführen müssen. Es funktionierte alles mittels Lap. Appendektomie.
Eine CHE im offenen Verfahren? Muss ich passen. Bisher auch nur lap... Ich weiß gar nicht, wo hier im Umkreis die CHE noch offen durchgeführt wird. Müsste ich mich mal schlau machen.
Kackbratze
04.04.2013, 21:52
"Nur" lap kann und will ich nicht sagen, ich kann offen und geschlossen, dazu auch Beides (Wurm und Galle).
Man kann nicht alles laparoskopisch erzwingen, schließlich gibt es ja noch andere Organe im Bauch, die es nicht mögen, wenn sie nach Vor-Ops direkt ans Peritoneum gewachsen sind.
Eine offene Galle/WurmOp (max 1h) ist immernoch besser vom outcome als eine 4-6h laparoskopische Adhäsiolyse mit anschließender Organentfernung *justmy2cents*
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