Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Thomas24
04.04.2013, 21:56
Es ist nie verkehrt, breit ausgebildet worden zu sein- und neben Plan A auch Plan B und Alternative C zu kennen und von der Pike auf gelernt zu haben.
Relaxometrie
04.04.2013, 21:56
Ich drehe die Frage mal herum und frage "Warum sollte man die Appendektomie dringend laparoskopisch durchführen?".
Man hat statt einem kleinen Schnitt von höchstens 5cm Länge 3 Schnitte, die zusammengenommen mindestens die gleiche Länge haben. Man hat hinterher die Beschwerden, die ein Kapnoperitoneum nun mal nach sich ziehen. Und beim Einführen der Verres-Nadel bestehen Verletzungsmöglichkeiten von Darm und Gefäßen, wobei schwerwiegende Komplikationen entstehen können.
Wie gesagt: für eine CHE würde ich die Risiken in Kauf nehmen. Für eine Appendektomie nicht.
Leelaacoo
04.04.2013, 22:00
Also, für mich bevorzuge ich beim Schallen bei meiner Klientel (meist > 70 J.) die offene Galle und AE...wie oft frag ich die Leute: "Ist ihre GB entfernt worden?"-"Nö, alles noch drin..."...such such such... "Hatten sie mal Steine in der GB?"-"Oh ja, stimmt, aber die hat man mir per Schlüsselloch entfernt..."-"Aha, also ist die GB draußen, dann brauch ich sie nicht suchen"-"Ne, die ist noch da...das hätte man mir doch gesagt!"..arghhh...da ist mir der Halbe-Meter-Schnitt von vor 20 Jahren lieber ;-) (obwohl auch da nur 50% der leute wissen, WAS operiert wurde). Selbiges Spiel bei Abdomenschmerzen und Z.n. AE...ne Narbe hilft dem gedächnis der leute auf die Sprünge ;-)
LG Lee (das beste sind die Pat. mit Riesen-Narben sowohl thorakal als auch abdominell...auf die Frage, was denn operiert wurde: "Och, das weiß ich nicht mehr, ist so lange her"...ich hoffe, dass ich nach 30 Jahren NICHT vergessen werde, dass man mir 4 Bypässe gelegt und den halben Dickdarm rausgeschnitten hat...oder vielleicht ist es besser, sowas zu vergessen? Aber diese Indifferenz frustriert mich ja schon...)
Thomas24
04.04.2013, 22:04
Ach, was heisst hier "30 Jahre später"?
Wie häufig hören wir am ersten postop Tag: "Nun erklären Sie mir mal bitte, was Sie eigentlich gestern an mir operiert haben??"
:-oopss
Relaxometrie
04.04.2013, 22:06
Aber diese Indifferenz frustriert mich ja schon.
Ich glaube, ich hab's schonmal irgendwann geschrieben, erinnere mich aber gerade wieder daran:
Eine Patientin mit einer Wirbel# erzählte mir, daß sie eine Rippen# habe. Als ich ihr sagte, daß es laut Akte aber eine Wirbel# sei, fragte die Patientin, was denn der Unterschied zwischen einem Wirbel und einer Rippe sei :-nix
Kackbratze
04.04.2013, 22:08
Und beim Einführen der Verres-Nadel bestehen Verletzungsmöglichkeiten von Darm und Gefäßen, wobei schwerwiegende Komplikationen entstehen können.
Man kann ja auch Anders ein Kapnoperitoneum aufbauen, z.B. den ersten Trokar unter Sicht setzen.
Nunja, nicht nur bei der Lap. Variante besteht die Gefahr von Organ- oder Gefäßverletzungen. Das kann auch im offenen Verfahren ganz schnell passieren. Ich glaube, daran sollte man das auf jedenfall nicht dingfest machen.
Ich sagte ja schon: Man kann nicht einfach so jetzt sagen das man nur lap. operiert. Vielmehr hängt die Entscheidung ja auch von der jeweils individuellen Situation ab. Das beste Beispiel sehen wir ja schon bei den Leisten-OP's.
Prinzipiell hat jedes Verfahren seine Vor- und Nachteile. Das ist nun einfach so.
Relaxometrie
04.04.2013, 22:16
Man kann ja auch Anders ein Kapnoperitoneum aufbauen, z.B. den ersten Trokar unter Sicht setzen.
Wird das echt gemacht? Was ich bisher im Rahmen meiner Anästhesietätigkeit gesehen habe, wurde der erste Trokar nicht unter Sicht eingeführt.
Kackbratze
04.04.2013, 22:35
Ja, das wird gemacht.
Relaxometrie
04.04.2013, 23:03
Ok, ich hatte mich ein wenig verkürzt ausgedrückt. Ich weiß, daß die offene Anlage des Kapnoperitoneums gemacht werden kann. Aber häufiger ist doch die geschlossene Methode, oder?
MissGarfield83
04.04.2013, 23:07
Drittgradig offene Mehretagenfrakturen vom Fuß bis zum Oberschenkel bds. Oder man könnte auch sagen subtotale Amputation beider Beine -auf mehreren Höhen :-)):-love
Ich drehe die Frage mal herum und frage "Warum sollte man die Appendektomie dringend laparoskopisch durchführen?".
Man hat statt einem kleinen Schnitt von höchstens 5cm Länge 3 Schnitte, die zusammengenommen mindestens die gleiche Länge haben. Man hat hinterher die Beschwerden, die ein Kapnoperitoneum nun mal nach sich ziehen. Und beim Einführen der Verres-Nadel bestehen Verletzungsmöglichkeiten von Darm und Gefäßen, wobei schwerwiegende Komplikationen entstehen können.
Auf der anderen Seite wird die Indikation zur Appendektomie noch immer recht großzügig gestellt bei rechtsseitigen UB-Schmerzen. Bei einer laparoskopischen Entfernung kann man aber den gesamten Unterbauch einsehen und so z.B. bei jungen Frauen auch mal Spuren einer rupturierten Ovarialzyste sehen, die sonographisch nicht darzustellen war und ursächlich für die Beschwerden sein kann. Bei einer offenen Appendektomie siehst Du praktisch nur den Wurm.
Das sind jedenfalls meine Erfahrungen aus meiner Zeit in der Chirurgie.
Ich sehe das ganz pragmatisch: sollte ich mal in die Situation kommen, möchte ich den Operateur doch bitten, das Verfahren, welches er persönlich am besten beherrscht, zu bevorzugen. Narben sind mir völlig egal und ein paar Tage mehr oder weniger Beschwerden auch, osfern das Outcome letztendlich gut ist.
Colourful
05.04.2013, 07:42
Ich sehe das ganz pragmatisch: sollte ich mal in die Situation kommen, möchte ich den Operateur doch bitten, das Verfahren, welches er persönlich am besten beherrscht, zu bevorzugen. Narben sind mir völlig egal und ein paar Tage mehr oder weniger Beschwerden auch, osfern das Outcome letztendlich gut ist.
Ja, das sehe ich auch so. Wobei ich auch jetzt schon öfter gesehen haben, dass bei rechtsseitigen Unterbauchschmerzen dann laparoskopiert wurde und der Wurm völlig blande war, aber dann doch die Ovarialzyste die Beschwerden verursacht hat, sodass es da schon sehr sinnvoll war das laparoskopisch zu machen. ;-)
Ich habe nach meinem gestrigen ruhigen Dienst heute meine Verteidigung gehabt und bin jetzt Doktor :-party
Herzlichen Glückwunsch....
Da war ja noch was...Verteidigung vorbereiten...mmmh. shit
Relaxometrie
05.04.2013, 15:38
Bei einer laparoskopischen Entfernung kann man aber den gesamten Unterbauch einsehen und so z.B. bei jungen Frauen auch mal Spuren einer rupturierten Ovarialzyste sehen, die sonographisch nicht darzustellen war und ursächlich für die Beschwerden sein kann.
Ok, das ist natürlich ein Argument pro Laparoskopie.
Die BG verlangt, dass unser Mehrtagenfrakturierter in eine BG-Klinik verlegt wird. :-? Mein Chef war not amused...
Noch was. Quizfrage:
Ein Patient hat eine Beule an der Stirn, ein nicht entlastungswürdiges Subduralhämatom, einen NSTEMI (als Zufallsbefund im Labor festgestellt) und ein neu aufgetretene, seit ca. 2 Wochen bestehende Fallhand unklarer Ursache. In welcher Fachabteilung sollte der Patient stationär aufgenommen werden??
Unfallchirurgie natürlich. Der NSTEMI ist egal, das SDH muss ja nicht operiert werden, die Fallhand ist noch viel egaler, aber die Beule! Die BEULE macht einen stationären Aufenthalt in der Unfallchirurgie absolut erforderlich... :-kotz
Relaxometrie
05.04.2013, 17:00
Die BEULE macht einen stationären Aufenthalt in der Unfallchirurgie absolut erforderlich... :-kotz
Na klar. Es könnte ja sein, daß sich das Subduralhämatom in die Beule entleert, und diese immer größer wird. Dann würde der Patient vielleicht doch neurochirurgisch. Und bis dahin ist er in der UCh doch am besten aufgehoben :-D
dreamchaser
05.04.2013, 17:06
Noch was. Quizfrage:
Ein Patient hat eine Beule an der Stirn, ein nicht entlastungswürdiges Subduralhämatom, einen NSTEMI (als Zufallsbefund im Labor festgestellt) und ein neu aufgetretene, seit ca. 2 Wochen bestehende Fallhand unklarer Ursache. In welcher Fachabteilung sollte der Patient stationär aufgenommen werden??
Unfallchirurgie natürlich. Der NSTEMI ist egal, das SDH muss ja nicht operiert werden, die Fallhand ist noch viel egaler, aber die Beule! Die BEULE macht einen stationären Aufenthalt in der Unfallchirurgie absolut erforderlich... :-kotz
Wie kam denn der Patient an die Beule? Durch einen Sturz auf den Kopf? Dann wäre die UCH für die Commotio-Überwachung doch richtig.
Der NSTEMI ist absolut sekundär, denn der Patient hatte weder Beschwerden noch kann man ihn mit dem Subduralhämatom kathetern. Vielleicht Troponin über die "neurokardiogene" Achse - Troponin ist ja oft bei allen möglichen Sachen am Hirn erhöht (Schlaganfall etc.).
Die Fallhand ist nicht akut abklärungsbedürftig, besteht ja seit 2 Wochen und spricht ja für eine periphere Nervenläsion.
Powered by vBulletin® Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.