Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Feuerblick
24.04.2013, 20:53
Nun... ich hab mal gehört, es gibt sowas wie "To do"-Listen und notfalls auch mal Telefone... :-nix Das klappt gut - aber nur, wenn man auch WILL...
Sebastian1
24.04.2013, 20:56
Denk es zu Ende. Du bist niocht dafür verantwortlich, dass das Dienstmodell Sinn macht. Du torpedierst deine Kollegen und dich selbst, wenn du dann früher kommst, damit es funktionieren kann. Mach(t) die Vorgesetzten drauf aufmerksam und gebt, wenn es dennoch umgesetzt wird, Feedback, falls es tatsächlich nicht läuft.
Denn wenn du ungebeten Überstunden machst, dann läuft es ja. Ok, ist total kacke, aber das bekommst du nur selbst mit. Ganz sicher nicht die Geschäftsleitung und vermutlich auch niemand in den sonstigen entscheidenden Etagen.
Dumme Pläne müssen scheitern, sonst haben sie Bestand. Und es wird nicht an einer Erstjahresassistentin hängen...
Relaxometrie
24.04.2013, 21:01
Aber wie soll das denn laufen mit den Übergaben?
Wenn man mal erkannt hat, daß es im Gesundheitssystem selbst dann nicht optimal laufen würde, wenn man täglich beispielsweise 10 Überstunden machen würde, kommt man im besten Fall langsam auf die Idee, daß man als Einzelner auch mit maximalem Einsatz nicht viel ändern kann.
Warum machst Du es zu Deinem Problem, wenn die Übergabe nicht dann stattfindet, wenn es organisatorisch sinnvoll wäre? Dann musst Du halt -wenn auch hochgradig ineffizient- den Infos hinterher rennen. Ist zwar bekloppt, aber offensichtlich vom Arbeitgeber so gewollt. Hätte der Arbeitgeber Interesse an sinnvoll strukturierter Arbeit, würde er es ändern.
Ich käme nicht im Traum auf die Idee, freiwillig Überstunden zu machen, um chronische Organisationsdefizite meines Arbeitgebers auszugleichen.
antonia123
24.04.2013, 21:05
ich hab nen neuen kollegen der bleibt jeden (!) tag bis mindestens 23 uhr und kommt auch sa und so rein auch wenn er keinen dienst hat. die schwestern gehen natürlich auf die barrikaden weil der ständig außerhalb seiner dienstzeit irgend welche anordnungen macht.
manche leute habes aber irgendwie auch nicht anderes verdient als burnout.. wie kann man sowas machen?!
Ich sag ja, ich schreib die Überstunden auf und lass es so auf eine Konfrontation ankommen.
Ich hab wirklich keine Lust, ineffiziente Arbeit zu machen, dann wird ja alles noch stressiger und frustrierender.
Klar gibts To-do-listen, damit arbeiten wir ja auch jetzt schon, eher als Erinnerungstütze in 2 Wort-Sätzen. Bevor man die so formuliert, dass jemand der nicht weiß, worum es geht, die interpretieren kann, könnte man es auch gleich selbst machen. Und anrufen im OP geht nur in Notfällen.
Naja, wer weiß, vielleicht klappt es ja auch irgendwie. Und im Sommer werde ich auch auf eine andere Station rotieren und dort eben nicht für alles verantwortlich sein, gottseidank. Finde auch, dass man im sich im ersten Jahr ruhig noch mit Zuarbeiten beschäftigen sollen dürfte. Dann ist es ggf auch nicht so schlimm wenn man die Visite verpasst.
@antonia, das ist ja ein extrembeispiel und ich achte ja auch drauf, nicht allzuviele ÜS zu machen- bei mir sind die Schwestern allerdings dankbar, wenn ich mich kümmere. Vermutlich auch ein Grund des Problems :-/
Das beste Mittel dagegen sind Kinder, Freunde, Hobbies, einfach andere Prioritäten. Ich mache jeden Tag Triage und was ich nicht schaffe bleibt eben für den nächsten Tag. Gegen das System kommt man alleine eh nicht an, wie auch?
Feuerblick
24.04.2013, 21:16
@Pelz: Diese Überstunden wirst du zu recht weder bezahlt noch sonstwie abgegolten bekommen. Lern bitte endlich, dass die Station auch ohne dich überleben wird und wenn du halt (weil von oben gewollt) ineffektiv arbeiten musst, dann ist das so. Solche Leute wie du sind schuld daran, dass falsche und unrealistische Dienstsysteme bestehen bleiben. Weil es ja läuft... Begreif das bitte! Die da oben interessiert es nicht die Bohne, WARUM es läuft!!!! Solange es läuft könnt ihr heulen und zähneklappern - es wird nichts passieren, weil ES LÄUFT. :-wand
Sebastian1
24.04.2013, 21:21
Dem, was Feuerblick geschrieben hat, ist nichts mehr hinzuzufügen.
Eine Erstjahresassistentin, die zu rebellieren versucht, indem sie jeden Tag mehrere nicht angeordnete Überstunden macht? Das findet die GEschäftsführung im besten Fall naiv. Aber ändern wird DAS gar nichts.
Ändern wird es, wenn man entwedenr konstruktiv dürber spricht oder konsequent die Mängel auslebt. Aber nicht, indem man sich verheizt und das System am laufen hält... wenn du das so machst, ist das einfach nur dumm und unkollegial.
Relaxometrie
24.04.2013, 21:26
Ich sag ja, ich schreib die Überstunden auf
Papier ist geduldig. Weißt Du, was mit den aufgeschriebenen Überstunden passiert?
Ich hatte mal einen Hospitationstag in der Inneren. Ich war einer sehr netten Assistentin zugeteilt, sie sich wirklich gut um mich gekümmert hat. Sie war im 6ten Berufsjahr und wollte es auch "auf Konfrontation" ankommen lassen. Überstunden wurden aufgeschrieben, Oberärzte genehmigten die Überstunden sogar.
Auf meine Frage, wie es dann mit den aufgeschriebenen Überstunden weitergehe, meinte die Assistentin, daß das schon seit Monaten diskutiert werden würde.
In dieser Klinik bleibt man nach einem 24-h-Dienst dann auch oft noch auf seiner eigenen Station, um "die Station aufzuräumen". Neeee, ist klar................
Die Bewerbung habe ich damals zurückgezogen.
Relaxometrie
24.04.2013, 21:27
Solche Leute wie du sind schuld daran, dass falsche und unrealistische Dienstsysteme bestehen bleiben.
SO IST ES!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hellequin
24.04.2013, 21:35
Klar gibts To-do-listen, damit arbeiten wir ja auch jetzt schon, eher als Erinnerungstütze in 2 Wort-Sätzen. Bevor man die so formuliert, dass jemand der nicht weiß, worum es geht, die interpretieren kann, könnte man es auch gleich selbst machen. Dann seid ihr ineffizient dabei. Man muss sowas halt vernünftig strukturieren und aktualisieren dann ist es hilfreich. Wir machen das seit langer Zeit und es funktioniert gut. Klar rutscht auch dabei mal was durch aber es senkt das Risiko erheblich. Tabelle mit vier Spalten, und dann ein festes Schema erstellen, das man jeweils bei einem neuen Patienten einfach reinkopiert und ausfüllt. Nur als Beispiel: Erste Spalte: Patientendaten (Name, Geburtsdatum), Aufnahmediagnose, OP (welche Op, Datum). Zweite Spalte: Untersuchungsergebnisse (kann man ganz simpel bereits Untersuchungen voranlegen die häufig bei euch durchgeführt werden) Dritte Spalte: Verlauf (kurz und knapp). Vierte Spalte: To do/beachten (Termin für Fadenzug, Entlassung geplant am..., wichtige Laborkontrolle ect.).
Sebastian1
24.04.2013, 21:44
Japp, genau so bekommen wir eine durchaus hilfreiche Übersicht über 20 Intensivpatienten mit zT komplexen Verläufen auf eine beidseitig bedruckte A4-Seite...wobei die ITS den Vorteil des 3-Schicht-Systems ohne Bereitschaftsdienstes hat, so dass "liegengebliebenes" Aufgabe der nächsten Schicht wird, das sollte man der Fairness halber erwähnen ;)
Ich werde ja nicht jeden Tag Überstunden vorher machen, sondern nur an den Tagen, an denen ich unter der Woche anschließend Dienst habe.
Und das Dienstmodell ist gerade von so einer Beraterfirma ausgeklüngelt worden, damit das Haus Geld spart, wurde jetzt Monate lang boykottiert, wir haben alle extra geschlossen unser opt-out gekündigt, der Betriebsrat war auf unserer Seite, ich hab mich an die Ärztekammer gewandt um prüfen zu lassen, ob das Modell (nicht die Dienstzeiten natürlich) konform ist mit der WBO- es hat alles nichts genützt, ich weiß nicht wo wir weiter auf die Barrikaden gehen könnten.
Es fehlen halt Ärzte (und durch die Opt-Out-Kündigung ja sogar noch mehr). Alles was ich will, ist trotzdem irgendwie die Patienten einigermaßen zu versorgen, dass es optimal nicht geht, ist mir ja schon klar. Wenn die Alternative ist, alles an die Wand fahren zu lassen, kann ich gleich kündigen - das will ich aber eigentlich nicht, bis auf das Dienstmodell und die Personalsituation gefällt mir ja das meiste.
Und in anderen Häusern gibt es sicher ähnliche Probleme.
Dass mit so einer Arbeitsliste könnte man mal versuchen. Ich hab hier aber auch schon von Negativbeispielen solcher Listen gelesen, wo man dann länger mit dem Aktualisieren beschäftigt ist, als mit allem anderen.
Sebastian1
24.04.2013, 21:52
Sag mal, liest du eigentlich, was wir schreiben? Oder schreibst du ausschliesslich, um dich selbst darzustellen? :-wand
Viel Spaß beim Burnout...
Relaxometrie
24.04.2013, 21:57
Und in anderen Häusern gibt es sicher ähnliche Probleme.
Das ist wohl war. Und einer der Hauptgründe dafür ist, daß es dort auch Fr. Pelzes gibt, die sich für die maligne Organisation der chronisch sparen wollenden Verwaltung verantwortlich fühlen und die Patientenversorgung so aufrecht erhalten wollen, daß der Patient nichts von der Fehlorganisation merkt.
Das ist wohl war. Und einer der Hauptgründe dafür ist, daß es dort auch Fr. Pelzes gibt, die sich für die maligne Organisation der chronisch sparen wollenden Verwaltung verantwortlich fühlen und die Patientenversorgung so aufrecht erhalten wollen, daß der Patient nichts von der Fehlorganisation merkt.
Ja toll, und was machen wir dagegen? Alle ins Ausland?
Wie gesagt, wir alle, Fach-und Assistenzärzte, haben versucht, das neue Modell zu blockieren. Wir haben aber auch blöderweise einen Chef, der nicht wirklich hinter uns steht und haben damit schonmal einen schlechten Stand.
Naja, vielleicht habt ihr Recht und ich sollte erst um 10 kommen- weil ihr aber schreibt "viel spaß beim Burnout" -> ich finde es sehr viel anstrengender, frustriender und unbefriedigender, die Arbeit nur halb oder schlecht zu erledigen oder nur noch Missstände zu verwalten, ob das jetzt schneller zur "inneren Kündigung""Burnout" oder Depression führt, sei dahingestellt. Für mich weiß ich, dass ein "Danke" eines zufriedenen Patienten 2 Überstunden aufwiegen kann.
Sebastian1
24.04.2013, 22:10
Ein Chef, der nicht hinter der eigenen Abteilung steht ist ganz schlecht.aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du als Anfänger in vielleicht auch einfach noch nicht alles verstehst und weisst, was hinter den Kulissen manche Entscheidungen bewirkt? Wie auch immer, die Dankbarkeit eines Patienten sollte in den Arbeitszeiten erreichbar sein...
so ganz verstehe ich das problem nicht. bin selbst in der chirurgie. bei uns läuft morgens bei visite die stationsschwester mit, notiert sich schonmal unsere anordnungen bzw. kommentare und erstellt während wir in der frühbesprechung sitzen eine to-do liste. die wird dann den tag über abgearbeitet. und auch wir haben op und ambulanz zu versorgen. aber 1 arzt ist fast immer ncoh irgendwie für station greifbar. der diensthabende (der sogar erst mittag kommt) schaut auf die liste und macht eben das was noch über ist. die schwestern wissen auch meist ganz genau was noch zu tun ist. und schlimmstenfalls kann man selbst flux die akten durchblättern. ich würde nie niemals für 1/2h visite 4h (auch nicht 2h) eher auf arbeit kommen. wir haben das system 9-12 bzw am wochenende 24h. sind auch nur 5 assis für 2 stationen, ambulanz und op - funktioniert seit jahren gut.
Fr. Pelz: am besten erstmal ausprobieren wie es vorgesehen ist. wenn es partout nicht funktioniert, kannst du immernoch eher antreten und protestieren!
FataMorgana
25.04.2013, 09:14
Ich hätte mal ne Frage an die, die über §6 oder §7 mittlerweile die Pertussis melden müssen.
Wir schreiben in unseren Laborbefunden immer den Hinweis mit rein, dass wir zwar nach §7 melden aber der Einsender ggf. auch nach §6 melden muss.
Nun rief mich eben eine Pneumologische Praxis an, wobei man mir erzählte dass bei deren Qualitätszirkel letzte Woche vom Chef des hiesigen Gesundheitsamtes (!) gesagt wurde dass die Meldung nach §6 völliger Blödsinn sei. Es werde doch nach §7 gemeldet, das würde doch reichen. Wo man denn da hinkäme, wenn jetzt jeder der V.a. Pertussis bei seinem Pat. hat das GA informiere....
Die Pneumologen haben sich natürlich gefreut....
Da hab ich dann (am Telefon) große Augen gemacht.
Wie ist denn da der neueste Stand bzw. wie handhabt ihr das???
Wir haben die Einsender über ein Rundschreiben auf die neuen Meldepflichten aufmerksam gemacht (obwohl wir auch das nicht gemusst hätten). Auf den Befunden tun wir das nicht. Letztlich hat ja das Labor mit Meldungen nach §6 überhaupt nichts zu tun. Wenn klinisch tätige Kollegen und leitende Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Einvernehmen gegen das Infektionsschutzgesetz verstoßen wollen, dann ist das doch aus Laborsicht ihre Sache. Sinnvoll finde ich die Einstellung des GA-Leiters nicht besonders, da ja gerade Pädiater Pertussis und Varizellen häufig klinisch diagnostizieren und gar keine Lanordiagnostik machen. Wenn man sich dann ausschließlich auf die Labormeldungen verlässt, kommt es zu einer starken Untererfassung der wahren Fallzahlen. Insofern war es ganz sicher nicht die Intention des Gesetzgebers, auf die Meldungen nach §6 zu verzichten.
Kackbratze
25.04.2013, 09:55
Für mich weiß ich, dass ein "Danke" eines zufriedenen Patienten 2 Überstunden aufwiegen kann.
Noch. Warte ab. Du willst es nicht glauben? Du wirst es sehen.
Mehr kann ich dazu auchnicht sagen, war ja schließlich auchmal in der Situation.
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