Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Zum Dienstmodell- ja das alte war grenzwertig (ih hab hier diie vereinfachte version aufgeschrieben, es ist etwas theoretisch komplizierter aber damit nicht gesetzeswidrig - praktisch läufts aber so wie ich es geschrieben habe.
Egal, wie der Dienstgeber versucht, das theoretisch "legal" erscheinen zu lassen: geht der Dienst über 24h hinaus, verstösst es gegen das ArbZG. Punkt.
Und im neuen Modell werd ich trotzdem um 6.45 kommen statt um 10 und mir ddas konsequent als Überstunden aufschreiben- und es auf eine Konfrontation ankommen lassen. Gerade mit der schwierigen personalsituation, wäre es extrem ungünstig erst um 10 anzutanzen.
Herzlichen Glückwunsch! Damit verstösst DU gegen das ArbZG. Wenn der AG davon hört, MUSS er Dich abmahnen! Denn er sorgt für ein ArbZG-konformes Dienstmodell und Du verstösst vorsätzlich dagegen!
Und dann noch einmal für die Uneinsichtigen: Ihr kündigt ALLE das Opt-Out um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen...
Und dann kommst DU freiwillig und machts unbezahlte, nicht angeordnete und vor allem illegale Überstunden?
Ich fasse es nicht! :-wand
ja, brutus, das habe ich auch gedacht.
erst opt-out kündigen, dann aber direkt gleich wieder gegen den eigenen vorsatz (das gekündigte opt-out) und das ArbZG verstossen, weswegen vermutlich die dienst-regelung gerade geändert wurde, um es gerade noch auf die legale seite zu ziehen.. faszinierend, was unser hochmotiviertes chirurgen-küken aus der tasche zieht.
:-))
//stefan
25.04.2013, 14:23
9 Monate dabei und schon so von sich und seiner Arbeit/Unersetzbarkeit überzeugt... Junge, Junge.... Sportlich!
Behauptungen wie "da ist ne Assistenzärztin im 4.WBJ und 2 Fachärzte aber wenn ich nicht da bin läuft der Laden nicht" machen mich zunächst einmal stutzig und ich frage mich dann, ob der Ablauf auf deiner Station wirklich so miserabel ist oder ob du deine Aufgaben/Prioritäten nicht falsch einschätzt. Und die Schwestern sagen einem oft (Betonung auf "oft", nicht auf "immer" - ich mag Pauschalisierungen nicht) das, was man hören will wenn sie wollen, dass der Laden so weiterläuft. Das liegt nicht unbedingt daran, dass die Arbeit wirklich so toll ist sondern das sie ihre Ruhe vor ständig am System/der Arbeit rumnörgelnden und sich für den "ich bin der 9-mal-kluge Arzt" halten, haben wollen.
Ich kenne dich nicht und ich will dich keinesfalls hier runterbuttern, denke aber das es dir guttut, mal einen Gang zurückzuschalten und die Dinge auf die zukommen zu lassen anstatt direkt auf Konfrontation zu gehen. Ich habe das in ähnlicher weise als Anästhesiepfleger nach (ähnlich wie du) einem Jahr gemacht... auch da ging es um Arbeitsprozesse, die jahrelang in einem altgedienten System festgefahren waren. Und wenn dann so´n Frischling wie ich (du) da reinkommt, dann denkt man (Betonung: "man denkt!!"): "Oh, dass kann man einfacher/schneller/effektiver/sicherer machen." Und dann kriegt man einen aufn´n Deckel bzw. ein deutliches "Nein" und ein weiteres Jahr später versteht man wieso.
Gut gemeinte Grüße
Stefan (der auch erstmal eingenordet wurde, und viel daraus gelernt hat... denn Demut ist keine Kapitulation ;-) )
Relaxometrie
25.04.2013, 14:49
@ //stefan:
Dein Posting geht mir zu sehr in die Richtung "Das haben wie schon immer so gemacht, kann also nicht schlecht sein. Da wird nichts geändert. Entweder Du -der Neuling- passt Dich an, oder Du gehst."
Ich denke schon, daß Fr. Pelz eine richtige Wahrnehmung hat, daß der Laden organisatorisch nicht läuft. Soetwas kann man nämlich GERADE als Neuling sehr gut feststellen. Diejenigen, die schon lange in dem System arbeiten, halten Dinge, die jeden Neuankömmling zu Recht entsetzen würde, oft für normal. Von daher traue ich Fr. Pelzens Meinung da schon. Im Gegenteil....ich wäre überrascht, wenn es eine Klinik gäbe, in der trotz Personalmangels organisatorisch alles rund liefe.
Aber ich halte die Schlüsse, die Fr. Pelz daraus zieht, für falsch. Durch selbstverordnetes Überengagement hält man das kranke System nur am Laufen. Dienst nach Vorschrift würde das System vielleicht eher zu Fall bringen. Da müssten aber alle Ärzte Deutschlands an einem Strang ziehen. Und weil genau DAS nicht passiert, dauert es so lange, bis sich an diesem maroden System mal etwas ändert.
Eine Stationsliste aktuell zu halten dauert eigentlich nicht sooo lange. Häufig mache ich das nebenbei am Computer. Wenn ich einen neuen Befund lese, eine OP aufs Programm setze oder was im Labor entdeckt, was im Auge behalten muss, schreibe ich das sofort auf die Stationsliste, die im Hintergrund immer offen ist.
Außerdem sollte es auch noch sowas wie Visiteneinträge in der Patientenkurve geben. Das wird bei uns zwar auch etwas stiefmütterlich gehandhabt und leider nicht alles eingetragen, aber wenn sich alle dran halten, dürften eigentlich kaum noch Fragen offen sein.
Diejenigen, die schon lange in dem System arbeiten, halten Dinge, die jeden Neuankömmling zu Recht entsetzen würde, oft für normal.
This! Gilt nicht nur für Krankenhäuser.
//stefan
25.04.2013, 15:43
@relaxometrie:
ich meine damit nicht, dass man alles till und für immer so hinnehmen muss. aber nach 9 monaten dermaßen auf die barrikaden zu gehen, finde ich nicht nur nicht angepasst, sondern auch anmaßend. dafür sollte man schon etwas mehr lebens- bzw. berufserfahrung mitbringen. wie gesagt, ich fühlte mich ein wenig in der grundproblematik an meinen alten arbeitgeber erinnert und wie ich mich nach der einarbeitungszeit auch mit, sagen wir mal "hingabe", einer änderung diverser umstände gewidmet habe.
die konsequenzen (andere geschichte) eines abrupten dienstmodelwechsels musste ich übrigens die letzten 2 monate meiner anästhesiepflegerzeit mittragen... da wurde ein system, welches sich mehr als 10 jahre bewährt hat (mit all seinen stärken und schwächen) aufgrund einiger individueller (mann sagt ja so schön: "nicht systemimmanent") probleme innerhalb von 3 monaten über den haufen geworfen. konkret: die uch-/ und ortho-abteilung hat (auf anweisung vom CA) immer wieder, unter fadenscheinigen argumenten patienten auf den op-tisch gezogen, so dass aus unserem (notfall-)bereitschaftsdienst eher eine regelarbeitszeit von bis zu 21 stunden wurde (bsp.: feiertag, patient mit spondylodiszitis muss AKUT wegen neurologischen problemen operiert werden - OA: "das aktuelle MRT zeigt deutlich den befund, dass müssen wir jetzt machen"; während der op hab ich mir aus neugierde die bilder angeguckt [wollte ja medizin studieren, alles interessant etc.pp ;-)] und was sehen meine müden augen: die bilder waren 8 tage alt vom niedergelassenen radiologen!! das hat natürlich ne mega welle nach sich gezogen). das war nur die spitze des eisberges sogenannter "notfall-indikationen". und wenn man dann einfach a) viel notfälle operiert (sectios + schockraum + UCH) und dann auch noch, wenn luft ist b) die operateure einen verarschen. dann meckert man, dass man so viel arbeitet. aber anstatt das die operateure zurechtgewiesen wurden, wurde das dienstmodell geändert (von der pflege auch so gewollt, an die ärzte hat sich keiner getraut). überlastungsanzeigen führten dann zu einem schnellen wechsel und jetzt steht man nicht mehr 2 oder 3 mal im monat lange im op, sondern viel viel öfter aber dafür kürzer (spät/nachtdienst etc.). von meinen alten kollgen hörte ich noch letzte woche, das teile des alten systems wieder eingeführt wurden...
lange rede kurzer sinn: mit etwas mehr abstand, neutralität und aus verschiedenen perspektiven betrachtet, führt der weg eher zum erfolg als ohne erfahrung und mit dem kopf durch die wand. hört sich sehr banal und pauschal an, ist aber wie ich find der richtige weg...
Mir scheint da ist jemand am sicheren Weg zum Burnout.
Vielleicht ja auch nicht. Am Anfang liebt man eben seinen Job, geht voll darin auf. Bei mir kamen dann irgendwann im privaten Sektor Dinge hinzu, die mir wichtig wurden, und plötzlich war der Job nicht mehr das Ein und Alles. Es ist wichtig, dass man etwas Stabiles im Leben hat, das einem Halt gibt, wenn man dann doch mal vom Job enttäuscht wird.
Absolute Arrhythmie
25.04.2013, 16:40
Ist doch normal, dass man am Anfang überschwänglich ist, und ich finds auch normal, dass man am Anfang von sich denkt, man hätte das Rad neu erfunden. Ging das nicht jedem zum (ersten) Berufstart so? Also mir schon. Ich kam als junge Schwester auf ITS und dachte ich bin viel schlauer und fitter als die ganzen dummen ollen Pfleger... Geb ich offen zu ;) Man merkt dann aber doch früher oder später dass das ein Team ist und das solche pauschalisierten Höhenflüge einem selber eher schaden und dann wird man ruhiger und gelassener, wird Fr. Pelz ja auch noch früh genug so gehen. Ist doch schön wenn man (noch) Enthusiasmus hat ;)
Also ich danke euch allen für eure Einschätzungen, wirklich, es ist immer gut andere Blickwinkel zu sehen.
Ich weiß dass es überheblich klingt, wenn ich sage, dass es schlecht läuft, wenn ich nicht da bin. Für mich ist der Fakt überraschend.
Ich war vor kurzem 2 Wochen krankgeschrieben, danach hab ich die allererste Visite natürlich noch nicht geleitet, darauf hat mir der OA gesagt, ich solle jetzt aber bloß wieder das Heft in die Hand nehmen, seitdem leite ich sie wieder, stelle unsere Patienten auf Demos vor und vertrete die Station in der Klinikbesprechung. Auf oberärztliche Anordnung, der hat mir noch mehrmals scherzhaft gedroht ich solle bloß nicht wieder krank werden - bloß weil es ihm davor grault, dass die Kollegen die wichtigen Sachen machen. Das ist die eine Seite. Die andere ist halt, dass wirklich viel liegen bleibt, wenn ich z.b Dienst hatte. Was nutzt einem die beste To-do-liste, der eindrucksvollste Stapel noch zu schreibender Briefe plus eindringlicher Erinnerungszettel, wenn sich keiner zuständig fühlt?
Nein, ich fang nach 18 Uhr auch keine Epikrisen mehr an. Es gibt ein Organisationsdefizit und wir müssen daran arbeiten. Das neue Dienstmodell wird die Situation nicht gerade verbessern, soviel ist schonmal sicher.
Ihr habt schon recht, ich will unsere Bemühungen das Modell zu kippen auch nicht "torpedieren" oder unterwandern, ich will es ja auf die Konfrontation ankommen lassen, irgendeinen Schrieb von der Verwaltung bekommen, auf den ich dann antworten kann. Den richtigen Weg/Tonfall dazu muss ich mir noch überlegen, am besten mit unserem Assistentensprecher und den anderen. Ich werde jedenfalls nicht stillschweigend vor mich hin überstundeln.
Feuerblick
25.04.2013, 17:28
Die Verwaltung wird nicht reagieren... warum auch? Deine Überstunden sind nicht legal und nicht angeordnet und werden daher einfach nicht gezählt. Punkt. Aus... Glaubst du wirklich, dass ein überstundender Erstjahresassistent denen mehr als nur ein müdes Lächeln entlockt??? Himmel, bist du naiv!
Wenn deine Kollegen so schlecht sind, dann bring denen halt bei, wie es besser geht. Wie kann man nur so dumm sein? Die anderen brauchen schlimmstenfalls nen Tritt in den Hintern!!! Und dein OA muss mal lernen, sich selbst darum zu kümmern, dass seine "Untergebenen" den Hintern hochbekommen. Ist doch klar, dass der das gerne dir "auflobt".
Aber dich interessiert das ja alles nicht. Ihr habt kein Organisationsdefizit, deine Kollegen ruhen sich nur darauf aus, dass du sowieso alles an dich reißt - wollen wir wetten? Du findest dich und den Job, den du machst, einfach super und hältst dich für unentbehrlich. Mach nur weiter so. Deine Kollegen finden dich sowieso schon blöd, weil du vom OA protegiert wirst. Da kommts ja nicht mehr drauf an, ob du deren Bemühungen contra Dienstsystem noch torpedierst. :-wand
Naja, das ist jetzt wirklich übertrieben. Vor allem der letzte Halbsatz. Wie gesagt, ich will nichts torpedieren. Wenn ein Kollege eine gute Idee hat, das Dienstsystem zu kippen, werd ich mich natürlich auch anschließen.
Meine Kollegen sind auch nicht dumm, der eine sagt selbst, er hat einen Kopf wie ein Sieb, der andere verzettelt sich halt dauernd mit Kleinigkeiten- klar kann ich die darauf hinweisen, aber obs was bringt, glaub ich nicht so recht.
Naja, ich hätte auch gern klein und ganz unten angefangen, jeder hat ein Recht drauf, denk ich. Jetzt hat man mich aus bestimmten Gründen in diese Stationsarzt-Position eingesetzt und jetzt versuche ich halt, damit irgendwie klar zu kommen.
Feuerblick
25.04.2013, 20:23
Jaja, mach du nur. :-wand Aber nachher nicht heulen, wenn alles so kommt, wie man dir hier ausnahmslos prophezeit hat. Manche Leute scheinen schlechte Erfahrungen lieber persönlich machen zu wollen :-nix
Naja, das ist jetzt wirklich übertrieben. Vor allem der letzte Halbsatz. Wie gesagt, ich will nichts torpedieren. Wenn ein Kollege eine gute Idee hat, das Dienstsystem zu kippen, werd ich mich natürlich auch anschließen.
Warum tust Du es dann? Der Dienstgeber hat ein ArbZG-konformes Dienstmodell vorgegeben. Das mag Euch nicht gefallen, interessiert aber niemanden! Fakt ist, der AG MUSS einschreiten, wenn er nicht regelmäßig zahlen will.
Wenn Ihr ein besseres System, das natürlich auch dem ArbZG genüge tun muss habt, verhandelt mit dem AG. Und wenn der OA der Meinung ist, dass Du unentbehrlich auf der Station bist, dann muss er Dich wohl aus dem Dienstplan nehmen...
Aber vorsätzlich gegen das Gesetz und eine Dienstanweisung zu verstossen... Geht gar nicht!
Kackbratze
25.04.2013, 21:31
Gibt es wenigstens ordentlich Geld für die Verstösse oder kommt dann auch bloss der "mehr als Tarif" und den eigentlich auch nur gekürzt bei rum?
Fr. Pelz, ich finde deine Wortwahl manchmal komisch. Du spricht vom "Stationsarzt", als wär das irgendein hoher militärischer Rang und wer nicht gerade Stationsarzt ist, wäre dir unterstellt. Auch eine Visite zu "leiten" ist eine komische Wortwahl. Himmel, eine Visite ist doch keine Parade, bei der man vor seinem Chef marschiert und salutiert!
condorito
26.04.2013, 13:27
Was soll man eigentlich davon halten, wenn man nach nem Vorstellungsgespräch noch mal einen separaten Termin mit dem Geschäftsführer hat?
Feuerblick
26.04.2013, 13:29
Gehaltsverhandlungen? Vertragsunterzeichnung?
condorito
26.04.2013, 13:35
Keine Ahnung. Ich war nur ziemlich perplex, daß der mich persönlich anruft. Hatte ich so auch noch nicht. Dafür war das Gespräch mit der KV leider nicht so,wie ich mir das erhofft hatte:-(
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