Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Leelaacoo
28.04.2013, 21:07
In diesem Fall hätte meiner Meinung nach das Vormundschaftsgericht entscheiden müssen, oder?
Prinzipiell ja, wenn A) die Ärzte an der (korrekten) Meinung festhalten, dass dies ein nicht indizierter bzw. zu gefährlicher Eingriff ist und B) die Pat. tatsächlich so dement, dass sie dies nicht selbst entscheiden könnte...die "Einwilligungsfähigkeit" ist nicht an die gesetzliche Betreuung gebunden, ein Pat. kann einwilligungsfähig sein, auch wenn er einen gesetzlichen Betreuer hat und somit auch (soweit die Tragweise des Eingriffs überblickt wird) dem auch widersprechen, der Betreuer darf dann nicht gegen den Willen des einwilligungsfähigen Pat. handeln ( § 1896 BGB ). Schwerig ist, festzustellen, ob ein betreuter Pat. einwilligungsfähig ist (es kommt ja auf den Eingriff an und kann sich ändern...). Einen Psychiater hinzu zu ziehen ist wahrscheinlich noch die einfachste Lösung dabei...
Im klinischen Alltag ist dies einfach ein Drama...man will keinen Ärger/ keine negative Presse/ etc. etc... und wie oft werden Sachen gemacht, bei denen alle denken" Ach, das hätte nicht sein müssen, aber der Sohn/ die Tochter/ der Enkel " etc. wollten das doch...ich denke mir immer: wenn eure Kinder und Enkel mal so über euch entscheiden und kein Arzt sich hinstellt und Eier in der Hose hat...was dann?
Aber auch das Thema hatten wir hier mal...ein Hoch auf mutige Vorgesetzte!
LG Lee
Nervige, nörgelnde Patienten? Da kann ich mithalten! Das ist ja schon Tagesgeschäft.
Aber irgendwie scheint in unserem Haus das ganze in der Ambulanz anders zu laufen. Denn hier dürfen die Assistenzärzte zum Beispiel (vor allem Abends bei den Diensten) keine Patienten eigenmächtig nach Hause schicken, ohne das ein Facharzt es vorher abgesegnet hat. Ebenfalls gilt das auch für Entscheidungen wie Operationen. Stationäre Aufnahme kein Problem.
Gut, wir sind auch immer zu dritt. Ein Facharzt und zwei Assistenzärzte. Denn für den Fall der Fälle wenn in der Nacht operiert werden sollte, übernimmt das der Facharzt und einer der beiden Assistenzärzte kommt dann mit runter (meistens der, der am wenigsten Erfahrung hat - also noch "Frischling" ist). Für kompliziertere Sachen halt ansonsten den OA anrufen, der HG hat.
Weil das hier jemand geschrieben hatte:
Da könnte ich ehrlich gesagt auch immer kotzen. Wenn es dann wirklich darum geht, einen stationär aufzunehmen, dann ist der Aufschrei wieder riesengroß und plötzlich geht es ihnen doch wieder blendend. Da könnte ich manchmal ehrlich in den Türrahmen beißen - am liebsten sogar der/dem Patienten/Patientin den Kopf abreißen.
Ich sag da eigentlich meistens dann nur noch standardmäßig:
"Sie kommen ins Krankenhaus, weil Sie Beschwerden haben! Also müssen Sie auch generell damit rechnen hier stationär aufgenommen zu werden! Denn wer in eine Krankenhausambulanz kommt - das auch noch Abends - der muss dann ja auch entsprechend akute Beschwerden haben."
Wenn der Patient dann immernoch vor sich hin murmelt und es immernoch nicht begriffen hat, bekommt dann - je nach Laune - noch eins drauf gesetzt... so á la:
"Gut, dann gehen Sie eben nach Hause. Unterschreiben mir vorne den Wisch und dann brauchen Sie heute auch gar nicht wieder hier vorbei kommen! Dann gehen Sie grad in ein anderes KRANKENhaus!"
Die Betonung liegt dann dort auf "KRANKEN"...
Ich weiß, ich weiß.. Ist nicht die feine englische Art, aber was sein muss, muss sein! Ich lass mir ganz sicher nicht am laufenden Band auf der Nase herumtanzen.
Hoppla-Daisy
28.04.2013, 22:00
So, nur nochmal eben kurz zu der Sache mit dem SPDK.
WIR Assis wollten den nicht legen! Wir waren alle der Meinung, dass die Dame (seit kurzem erst pflegebedürftig) mit dem transurethralen DK durchaus gut versorgt war. Da die Enkelin die Oma nicht mitnehmen wollte ("sie sollten doch noch den SPDK legen... und überhaupt war das so geplant, steht ja auch auf der Einweisung!"), hat der OA kurzerhand entschieden ("Okay, dann bekommt sie jetzt ihren SPDK. Wir sind hier keine Aufbewahrungsstelle von pflegebedürftigen Patienten, bei denen kein urologischer Handlungsbedarf besteht, und die die Angehörigen jetzt gerade nicht zuhause haben wollen").
Der Enkelin hab ich in der Nacht dann doch erzählt, dass das schon nicht einfach gewesen sei mit dem Legen. Und ich hab auch noch angeführt, dass ich an ihrer Stelle nicht drauf bestanden hätte. Und dass sie - die urologisch/medizinisch doch soooo Bewanderte! - das Xarelto direkt am gleichen Tag noch verabreicht hat, spricht nicht gerade für sie.
Ich hasse jedenfalls solche Entscheidungen.
Leelaacoo
28.04.2013, 22:06
Aber wie war die alte Dame denn drauf? Komplett dement?
LG Lee (<---hasse solche Sachen auch...und der Spruch vom OA ist ist zwar typisch, aber dermaßen daneben....)
Relaxometrie
28.04.2013, 22:17
hat der OA kurzerhand entschieden ("Okay, dann bekommt sie jetzt ihren SPDK. Wir sind hier keine Aufbewahrungsstelle von pflegebedürftigen Patienten, bei denen kein urologischer Handlungsbedarf besteht
Spannend: kein Handlungsbedarf, aber einen SPDK legen. Hat dieser Oberarzt gar keine Eier in der Hose?
Sebastian1
28.04.2013, 22:18
Und Schwindel, ich HASSE Schwindel...in 98% der Fälle gar nicht nichts...oder schon zig mal durchdiagnostiziert, nur der HA traut sich nicht, dem Pat. zu sagen "Hören sie mal, das ist psychosomatisch, was haben sie denn für persönliche Probleme?"..nö, gehen sie mal ins Bla-Bla-Haus, da hats ne Neuro und da kriegen sie auch gleich ein MRT, sonst müssen sie ja 5 Wochen auf nen Termin warten..." Doppel-Arghh...
Aber das wird sich ja nie ändern, die mit dem Hebungsinfarkt fahren mit eignem PKW ins KH und entschuldigen sich tausendmal, die mit dem quersitzenden Pups möchten bitte um 3 Uhr nachts den Chefarzt und drölfzig Untersuchungen, aber pronto, und dann gehen...
Tja, letzteres ist genau der Grund, weswegen ich nicht daran glaube, dass Verweigern von Transportscheinen was bringt. Oder irgendwelche anderen vermeintlich erzieherischen Maßnahmen. Missbrauch des Rettungsdienstes oder der KH-Ambulanz wird es leider immer geben. Das Problem sind dann Oma Meier und Opa Müller mit ihrer schmalen Rente, bei denen nur hängen bleibt, dass RTW was kostet und mit Infarkt und Schlaganfall tot umfallen, weil sie glauben, sonst was zahlen zu müssen, was sie nicht können. Inhaltlich komplett falsch, aber ich bin mir sicher, dass es so käme.
Zum Thema Schwindel: Das kann auch nach hinten losgehen. Ich hab' im Studium aus heiterem Himmel am Schreibtisch sitzend heftigen Schwindel bekommen. Nie vorher gehabt. Und da hatte ich wirklich Panik, konnte definitiv nicht fahren und hatte das Gefühl, jeden Moment zu synkopieren. Da grade niemand greifbar habe ich da tatsächlich einen Krankentransport angefordert und bekommen. In der Neuroambulanz wollte die Assistentin mich aufnehmen, der OA dann nicht. Ausser klinischer Untersuchung ist dann nichts gelaufen. Und feige genug, mir nicht zu sagen, dass er es für psychosomatisch hält, war er dann auch noch. (Schön, wenn man dann eines Tages in dem Krankenhaus auf einmal Zugriff auf seine eigene Akte hat ;-)).
Ergo bin ich dann 6 Jahre mit paroxysmalem Schwindel rumgelaufen, bevor ich mich dann wieder zu jemandem getraut habe. Und ich kann eins versichern: Schön ist das nicht. Der HNO hat dann in der Nystagmografie den Verdacht geäussert, den der Neurologe dann bestätigt hat: Vestibularis auf einer Seite platt. Schön, dass das mal jemand gesagt hat. Ändert wenig an der Symptomatik, aber immerhin kann man sie zuordnen. Ansonsten wird man nämlöich irgendwann tatsächlich panisch bei solchen Gelegenheiten.
Hoppla-Daisy
28.04.2013, 22:19
Sie hatte im Januar nen Schlaganfall gehabt, seitdem hemiparetisch links. Das Frontalhirn hatte wohl auch was abbekommen ;-). Sie war ein wenig.... äääh.... enthemmt. Aber sonst bis auf ne leichte Presbyakusis noch ganz gut dabei. Also dement war sie NICHT!
Aber sie hat mehrfach auch durchblicken lassen, dass ihr das alles nicht so ganz recht ist ("ach Kinder, was macht ihr denn noch mit mir alten Frau!"). Aber das hat die Enkelin geflissentlich überhört!
habichnicht
29.04.2013, 05:19
Habt ihr eigentlich überprüft, ob die Enkelin tatsächlich vom Gericht als gesetzliche Betreuerin für Gesundheistbelange der Patientin eingesetzt ist? Habt ihr euch die Urkunde oder wie man das nennt zeigen lassen, oder hat die Enkelin einfach nur behauptet, die gesetzliche Betreuerin zu sein?
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Ich sag da eigentlich meistens dann nur noch standardmäßig:
"Sie kommen ins Krankenhaus, weil Sie Beschwerden haben! Also müssen Sie auch generell damit rechnen hier stationär aufgenommen zu werden! Denn wer in eine Krankenhausambulanz kommt - das auch noch Abends - der muss dann ja auch entsprechend akute Beschwerden haben."
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So ähnlich sag ich das auch oft - wir sind eine NotAUFNAHME und keine NotABKLÄRUNG. Was glauben die, was ich in der Notaufnahme alles an Diagnostik machen kann / muss?! Vorzugsweise kommt man dann Freitag Abend - vorher war man ja auf Arbeit - und will jetzt endlich wissen, was los ist. Ok, biete ich gern die stationäre Aufnahme an. We jetzt Aufnahme?! Ach ja, und am Wochenende ist erstmal Beobachtung, am Montag die Untersuchungen, könnte bis Mittwoch dauern. Ja kann ich nicht Montag wiederkommen?! Nö. Achso. Ne, dann geh ich lieber.
Super.
Vorzugsweise kommt man dann Freitag Abend
Genau! Entweder ist es Mittwoch, Freitag, Samstag oder Sonntag! Das kann man schon von vornherein immer sehr gut einplanen.... Dann haben wir ja auch noch ein Kaliber á la "ich konnte nicht zum Hausarzt" - obwohl ma u.U. den ganzen Tag Zeit hatte. Wegen was kommen sie dann? - Husten, Schnupfen, Halsweh, Übelkeit, 'n bissl Drücken im Bauch.. usw.
Lustig wird es dann, wenn man gerade ins Bett gegangen ist, weil einfach nichts los war und irgendwann mitten in der Nacht aus dem Bett geschmissen wird und der Patient dir dann feucht fröhlich erzählt, was er doch seit 3 Wochen (!) irgendwelche Beschwerden hat, die nichts mit irgendeinem Notfall im eigentlichen Sinne zu tun hat...
Da wir (noch) keine Triage in der ZNA haben, muss man als Arzt immer "raus" zu den Patienten, um bei fraglichen Krankheitsbildern mit ihnen zu reden. Das mache ich inzwischen auch bei jedem <30-jährigen, der "im Zug plötzlich so ein Brennen im Brustkorb verspürt hat und in der Zeitung stand, das kann auch ein Herzinfarkt sein!". Ziel ist nur, dass die Leute wissen, dass eine mindestens 3-4 stündige Wartezeit auf sie zukommt, bis das zweite Troponin da ist. In letzter Zeit entlassen sich auch immer mehr "ich hatte so schlimme Brustschmerzen!!11"-Patienten, die geloadet per NEF kommen nach negativer erster Runde selber und gehen heim. Wartezeit ist ihnen zu lang. Und dann gibts natürlich die Stammkunden, die wegen jeden Mist in die Notaufnahme kommen. Beispiel Freitag Nacht: schon die 8. Aufnahme dieses Jahr wegen obstipativen Beschwerden, hat beim Gespräch draußen, ob das wirklich in der Nacht sein müsste und ob er nicht zum ÄBD gehen könnte damit gedroht, mich bei der Ärztekammer zu melden (!). Fazit: nach unauffälligem Sono und Labor einen Beutel Klean-Prep verlangt und heimgegangen. Ich kanns langsam nicht mehr sehen.
vllt. sollte man manche dieser Leute zwingen, hier mal mitzulesen ... vllt. fällt ihnen etwas auf ...
Ihnen fällt dann auf, dass alle Ärzte arrogant und ignorant sind und nur viel Geld fürs Nichtstun haben wollen ;-)
Ich bin ja schon froh, das unser Pflegepersonal in der Ambulanz die Leute schon aussortiert und alle vorher in die Notfalldienstzentrale (also Vertretung für die Hausärzte vor dem Krankenhaus) schicken, damit der Ansturm dann vielleicht mal geringer bleibt.
Manchmal hat man aber auch da die A-Karte gezogen... Denn wenn man Pech hat, sitzt dann eben dort einer, der wirklich alles wieder reinschickt. Dann hat man natürlich wieder den Salat. Aber das kennt man ja. Das schlimme ist, in dieser Bereitschaftshaus sitzt nur sehr selten ein Allgemeinmediziner. Meistens schwankt es zwischen Augen- und HNO-Arzt und manchmal auch noch ein Radiologe. Der letzte Kracher war aber - das ist kein Scherz: ein Zahnarzt!
Das dann halt einfach nichts aussortiert wird, erklärt sich dann von selbst...
Ehemaliger User 20130505
29.04.2013, 14:52
Der letzte Kracher war aber - das ist kein Scherz: ein Zahnarzt! Das kann eigentlich nicht sein, denn Zahnärzte haben mit den KV-Notdiensten nichts zu tun, da sie keiner KV, sondern einer KZV angehören und diese eigene Notdienste hat. KV-Mitgliedschaft könnte ich mir höchstens bei einem MKGler vorstellen, aber ob der an KV-Notdiensten teilnimmt.....?
Auch Augenärzte haben ihren eigenen KV-Dienst und nichts mit den allgemeinmedizinischen zu tun.
Hellequin
29.04.2013, 18:21
Da wir (noch) keine Triage in der ZNA haben, muss man als Arzt immer "raus" zu den Patienten, um bei fraglichen Krankheitsbildern mit ihnen zu reden.
Also wir haben ein Triagesystem und ich bin mässig begeistert. Das ganze steht und fällt halt mit der triagierenden Schwester. Häufig wird halt nicht nachgefragt und das führt dann dazu das der Patient dann zwischen den Fachrichtungen hin- und hergeschoben werden muss, weil er initial falsch eintriagiert wurde.
Und heute war ein Höllentag, Notaufnahme voll bis zum Anschlag, Flure etc. bis auf die letzte Möglichkeit belegt, teilweise keine Möglichkeit neue Patienten zu untersuchen. Im Haus selber ab Mittag fast keine freien Betten mehr, der Rest der Woche wird lustig werden.
Auch Augenärzte haben ihren eigenen KV-Dienst und nichts mit den allgemeinmedizinischen zu tun.
Bei manchem, was der gute Nic so heraushaut, wundert es mich gelegentlich, daß er wirklich Arzt geschweige denn Facharzt ist...
In der Notfalldienstzentrale sind - jedenfalls hier - nicht ausschließlich Allgemeinmediziner. Man findet dort wirklich Ärzte aus allen möglichen Fachrichtungen. Aber es existiert - soweit ich weiß - auch keine Vorschrift, die besagt das in einer Notfalldienstzentrale (oder auch Bereitschaftsdienst, wie es so gern genannt wird) zwingend ein Allgemeinmediziner oder Internist sein muss.
Passiert. Soll vorkommen. Mich wundert auch so einiges... Aber das hat nun wirklich herzlich wenig mit dem Forum zu tun. Btw: Wer mich kennt - der weiß das ich nicht viel von solchen Aussagen halte. Sind mehr herzlich egal. Ich muss ja zum Glück nicht so sein, wie es andere gerne hätten..
Feuerblick
29.04.2013, 19:37
Auch Augenärzte haben ihren eigenen KV-Dienst und nichts mit den allgemeinmedizinischen zu tun.
Nur da, wo sie sich dieses Privileg erkämpft haben... Ist leider nicht selbstverständlich :-nix
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