Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Habt ihr so wenig Stundenohn oder zieht der Chef den Grossteil ein?
Das ist ja mal echt wenig. Für unsere Neurologischen Betreuungsgutachten werden 2 Stunden für Anamnese und Untersuchung berechnet a 60€ und dann 2 Stunden für Schreiben a 60€. Das macht meist knappe 250€...
Warum meckern Krankenschwestern über Patienten, warum ärgern sich Erzieherinnen über Kinder und deren Eltern, warum haben Polizisten und Feuerwehrmänner auch mal die Nase voll und warum hängen Sportler den Beruf an den Nagel ? Weil natürlich der Alltag in jedem Wunschberuf zuschlägt und man eben immer mal Phasen hat, in denen man ausgelaugt ist oder die Rahmenbedingungen so schlecht sind, dass einem der Spaß am Beruf vergeht, das ist völlig normal, denn genau wie die Leute um die wir uns kümmern, sind wir eben auch nur Menschen mit bestimmten physischen und psychischen Grenzen ...
Man sollte vielleicht nicht nur einfach lesen, sondern auch ein wenig mitdenken wie das ganze gemeint sein könnte...
Bei der Aussage ging es viel weniger um Verbesserungen, sondern lediglich um die Tatsache des andauernden Gemaules wegen schlimmen Arbeitszeiten und/oder Nachtdiensten und nur sehr wenig Freizeit.
Manchmal überlege ich wirklich, aus welchem Grund so mancher den Arztberuf gewählt hat...
Moorhühnchen
04.05.2013, 14:35
Puh, nachdem ich vorgestern schonmal gleich wegen des hohen Krankenstands in den OP abgezogen wurde, hatte ich dann gestern endlich die Gelegenheit meinen ersten Intensiv-Frühdienst hinter mich zu bringen... für nen ersten Tag war's ganz gut, mal schauen, was die kommenden Wochen so bringen. :-)
Nächste Woche geht's dann also nach genau einem Tag Einarbeitung mit Spätdiensten weiter.................. :-?
Relaxometrie
04.05.2013, 15:01
Warum meckern Krankenschwestern über Patienten, warum ärgern sich Erzieherinnen über Kinder und deren Eltern, warum haben Polizisten und Feuerwehrmänner auch mal die Nase voll und warum hängen Sportler den Beruf an den Nagel ? Weil natürlich der Alltag in jedem Wunschberuf zuschlägt und man eben immer mal Phasen hat, in denen man ausgelaugt ist oder die Rahmenbedingungen so schlecht sind, dass einem der Spaß am Beruf vergeht, das ist völlig normal, denn genau wie die Leute um die wir uns kümmern, sind wir eben auch nur Menschen mit bestimmten physischen und psychischen Grenzen ...
Sehr gut dargestellt :-)
Ich hoffe allerdings, daß Nic129 -der großartige Facharzt für Chirurgie- nur ein Troll ist. Denn eine so undifferenzierte und realitätsferne Meinung zum Arbeitsalltag kann man doch nicht wirklich haben :-(
Habt ihr so wenig Stundenohn oder zieht der Chef den Grossteil ein?
Ein Teil geht an den Schreibdient, ein Teil geht für das Porto drauf und - ach ja - die Klinik behält einen Teil ein. Schließlich machen wir die Gutachten ja während der Arbeitszeit und nicht in unserer Freizeit, weswegen die uns das Geld schonmal komplett streichen wollten. Da haben wir aber damit gedroht, dann einfach gar keine Gutachten mehr zu machen...
Für die ganzen Formulargutachten gibts meistens nur zwischen 2 und 10 Euro. Witzigerweise bekomme ich dann für manch andere Formulargutachten wiederum mehr als für die Rentengutachten! Obwohls viel weiger Arbeit ist! Für D-Berichte, Blutentnahmen für die Polizei und Rehaanträge kriegen wir übrigens GAR NICHTS. Und die freien Gutachten bzw. die privaten Unfallversicherungen, für die es teilweise einige hundert Euro gibt, machen natürlich nur die Oberärzte... aber ich durfte mich am Telefon vom LOA anschnauzen lassen, dass es ja unmöglich wäre, dass wir alle immer keinen Bock auf Gutachten hätten. Schließlich bräuchten wir die ja für den Facharzt. Stimmt auch. Nur hat der letzte Chef mir die geforderten 20 Gutachten schon längst bescheinigt. :-))
Sehr gut dargestellt :-)
Ich hoffe allerdings, daß Nic129 -der großartige Facharzt für Chirurgie- nur ein Troll ist. Denn eine so undifferenzierte und realitätsferne Meinung zum Arbeitsalltag kann man doch nicht wirklich haben :-(
kann auch sein, dann hat er/sie wahrscheinlich nichts anderes Sinnvolles zu tun ...
Sebastian1
04.05.2013, 22:31
Auch stressig: neuer Kollege zur Einarbeitung. Ich finde es schon bedenklich, wenn jemand im ersten Jahr (und sei er noch so helle) einen neuen Kollegen einarbeitet. Da hilft der Einäugige dem Blinden. Es ist nichts gegen gegenseitige Unterstützung zu sagen, aber ich denke, dass neue KOllegen von jemandem eingearbeitet werden sollten, der schon ein bisschen länger dabei ist. Wobei ich das auch von anderen Häusern und Fachrichtungen kenne, nicht spezifisch auf Fr. Pelz' Posting bezogen.
Bei uns werden die ganz frisch von der Uni zu uns gestossenen Kollegen für mehrere Wochen fest einem Facharzt zugeteilt und laufen nur mit bzw. arbeiten unter Aufsicht, bevor die Leine länger wird... finde ich wesentlich sinniger. (Aber ich hab eh manchmal das GEfühl, das Glück zu haben, auf der Insel der Glückseligen zu arbeiten ;-))
Diese Diskussion ist genau das, was man unseren Politikern mit schöner Regelmäßigkeit vorwerfen muss: Da werden Vorschläge ohne Kenntnis der Tatsachen und der realen Möglichkeiten gemacht. Ist ja prima, wenn ihr einen neuen "Allgemeinmediziner" schaffen wollt. Aber da schon jetzt die Besetzung der meisten KV-Dienste daran scheitert, dass die wenigsten für den angebotenen Appel und das Ei arbeiten möchten, wird ein neuer Pseudo-Facharzt samt neuem Arbeitsmodell wenig bringen. Denn dieser Vorschlag würde ja bedeuten, bei gleichbleibender Bezahlung (Wo würdet ihr denn bitte das Geld für solche Ärzte herzaubern wollen? Da, wo ihr auch die Ärzte herzaubert??) im Schichtdienst arbeiten zu müssen. Der "Tag und Nacht-Allgemeinmediziner" quasi. Klingt das wirklich und ernsthaft verlockend? Verlockender als ein Angestelltenstatus in einer Praxis mit seltenen KV-Diensten und freien Feiertagen und Wochenenden? Wirklich? Wenn das in deinen/euren Augen großartig klingt, dann nehme ich alles zurück und akzeptiere, dass mein Wunsch nach ungestörtem Feierabend, freien Feiertagen und Wochenenden offensichtlich ein exotischer ist... :-nix
So ist es, zuzufügen sei noch, dass es jetzt schon im hausärztlichem Kerngeschäft, nämlich der Niederlassung einen Mangel gibt, den man dann sogar noch verschärfen würde. Die Weiterbildung eines Allgemeinmediziners dauert im Schnitt fast 8 Jahre (Durchschnittszeit bis zum FA), Teile dieser derart weitergebildeten Ärzte ausschliesslich im KV Dienst einsetzen zu wollen wäre ehrlich gesagt nicht wirklich effizient. Sicher gäbe es genügend Ärzte die zeitweise genau das machen würden (wenn die Kohle stimmt), jedoch meist nur als Zwischenlösung. Die Lösung des Problems ist eigentlich simpel: gerade auf dem Lande wird sich die Bevölkerung mit weiteren Anfahrtstrecken zufrieden geben müssen, wenn man dann noch die Dienste einheitlich gut bezahlen würde und eine einheitliche Mindestquali (von mir aus zB eine (nicht zu schwer zu erlangende) Zusatzbez. für alle nicht primärmed.-hausärztl. tätigen Kollegen) einführen würde, dann wäre das Problem gelöst.
P.S. gerade für Frauen sind KV ND möglicherweise je nach Region und Organisation des Dienstes nicht ohne. Das kann nämlich bedeuten nachts mutterseelenalleine in die finstersten Gegenden fahren zu müssen. KV Dienst bedeutet nicht unbedingt nur Sitzdienst, sondern kann auch Hausbesuchsdienst umfassen und da steht nicht in jeder Region ein Fahrer oÄ zur Verfügung, da fährt man in vielen Regionen noch komplett alleine mit dem Privat PKW.
Eben- ich bin ja selber nicht eingearbeitet worden, man hat einfach gesagt, "ach warst ja im PJ schon hier, kennst dich aus".
Außerdem ist das schon der 3. Kollege in 5 Monaten, der neu auf die Station kommt. Der erste war frisch von der Uni, der 2. FA und jetzt ist es ein Assi im 4. Jahr. Dazu kommen ja noch die Studenten, die Fragen stellen möchten, aber um die kümmern sich ja auch die anderen.
naja, wie gesagt, mir ist es auch zuviel und ich werd wegrotieren.
Apropos Gutachten: das ist diesmal ein Punkt auf meiner Gehaltsabrechnung, 317 Euro und ich hab noch nie ein Gutachten geschrieben! Schade, muss ich bestimmt zurückgeben, wenn ich nachfrage, was das soll.
Vielleicht ist es Poolgeld?
Das wäre ja cool - hab zwar wirklich noch nie was von Poolbeteiligung gehört in unserer klinik. Aber manchmal wird man ja auch positiv überrascht.
So. Morgen startet mal wieder eine 7-Tage Woche mit 4 langen Diensten. Hurra :-keks Aber ich beschwer mich nicht, dafür hab ich dann zwei Wochenenden, auf die mich freuen kann :-)
WackenDoc
05.05.2013, 20:23
3 Tage arbeiten, Feiertag, Freitag frei, WE frei und dann ne Woche Intubationspraktikum.
MissGarfield83
05.05.2013, 20:25
3 Tage arbeiten, Feiertag, Freitag frei, WE frei und dann ne Woche Intubationspraktikum.
Bei den Arbeitszeiten sollte man vielleicht doch deinen Arbeitgeber mal näher beäugen ... ;-)
Sebastian1
05.05.2013, 22:08
und dann ne Woche Intubationspraktikum. Dass habe ich ab morgen früh auch wieder ;-)
Dass habe ich ab morgen früh auch wieder ;-)
Und? Wie läuft's so? :D
Es spricht doch nichts dagegen, wenn man solche Phasen hat. Darum ging es doch auch gar nicht. Das hat aber auch nur relativ wenig damit zu tun gehabt, was ich meinte.
Viel mehr betrifft das die, die jeden Tag schon bei Arbeitsantritt eine Laune schieben die nicht mehr zu ertragen ist und dazu noch jeden Tag aufs Neue immer und immer wieder betonen, wie scheußlich die Arbeit ist und wie schlimm diese ganzen Arbeitszeiten wären. Zu allem Überfluss dann noch Neulingen (Praktikanten, Famulanten,...) unter die Nase reibt, das sie sich den Berufswunsch doch noch mehrfach überlegen sollten, weil er einfach nichts wäre.
Klar gibt es Tage, an denen man alles in die Tonne treten könnte und sich durch den Kopf gehen lässt warum man sich das überhaupt antun muss. Sicherlich tragen auch Patienten da ihren Teil dazu bei. Manchmal steht man sich aber auch vielleicht einfach selbst im Weg.
Und auf den oben genannten Fall z.B. bezieht sich die Aussage... Daher habe ich auch in einem anderen Beitrag geschrieben, das man vielleicht einfach mal nachdenkt, worauf das bezogen sein könnte...
Feuerblick
06.05.2013, 12:31
Es ist also Medizinern verboten, im Laufe der Zeit festzustellen, dass sie Job, Arbeitsbedingungen, Dienste etc. für sich selbst scheisse finden? Weil sie das ja alles hätten vorher wissen müssen? Und weil man selbstverständlich als Arzt sich für die Menschheit aufopfern und daher alle schlechten Bedingungen dankend annehmen muss?
Aber ein Lehrer, ein Bankmensch etc, der sich irgendwann mal für seinen Beruf entschieden hat, der darf seinen Job nicht mögen und das anderen auch erzählen? Oder stößt der dir auch übel auf, weil man sich ja schließlich im Vorfeld für seinen Job entschieden hat und den dann gefälligst auch mögen muss?
Deine Weltsicht entspricht hiermit etwa der meiner Eltern, in deren Generation man allerdings aus verschiedenen Gründen bei EINEM Job und EINEM Arbeitgeber blieb. Bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind. :-nix
Und ja, man sollte jedem überschäumend motivierten Famulanten und PJ klarmachen, was die Schattenseiten des Jobs sind. Denn sonst sind das später frustrierte Mediziner... und die stören doch Menschen wie dich ;-)
Ich finde meinen Job nicht per se scheiße, nur die Art, wie man gezwungen wird ihn auszuüben.
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