Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Kackbratze
14.05.2008, 05:03
Unklare Bauchschmerzen und Fieber sind kein "ich bin gerade in der Gegend, der HA sagte ich sollte mal irgendwann zur Kontrolle ins KH und weil gerade Dienstag Nacht 4.oo ist und mir langweilig ist bin ich gerade mal hier" Grund um ins KH zu fahren.
Warum ist der Unterschied zwischen akuten Beschwerden und Larifari-Verarsche durch den Patienten für Aussenstehende so schwer zu unterscheiden?!?
condorito
14.05.2008, 07:04
Ich muss mal anmerken, dass ich das teilweise ganz schön komisch finde, was ihr hier schreibt :o( (auch wenn ich eure Situation natürlich (noch) nicht kenne)
Also ich gehe ins Krankenhaus wenn ich z.B. plötzlich urste Magenschmerzen mit plötzlichem Fieber und Übelkeit bekomme und Arzt schon zu hat. Nur mal so als Beispiel. Und selbst da denke ich 3x nach ob ich überhaupt wirklich so krank bin, dass ich in der selben Nacht noch ins Krankenhaus sollte (und ja, auch nach dem 5. Mal habe ich noch drüber nach gedacht, ob ich ins Krankenhaus gehen sollte, habe es aber letztendlich doch nicht getan, das nächste Mal würde ich es tun, weil es mir langsam Angst macht und mein Hausarzt dazu nru sagt: psychosomatisch).
Nur um mal die Perspektive eines Patienten hervor zu holen. Ich finde es eher traurig, dass ich darüber so sehr nachdenken muss, und mir regelrecht Vorwürfe machte, als ich mal wegen akuter Unterleibsschmerzen (nach einigen Stunden stellte sich dann heraus, dass es eine Eierstockentzündung war) ins Krankenhaus gegangen bin (mich hab fahren lassen).
Wie entsteht dieses Bild beim Patienten?
Jilain, es besteht ein feiner Unterschied zwischen einer akuten Eierstocksentzündung (die meistens richtig Schmerzen macht) und "ach, vor 5 Tagen bin ich mal umgeknickt und HEUTE NACHT UM 2 will ich aber nen Röntgen und zwar dalli".
Patientinnen mit Scheidenpilzen oder Ausschluß von Früh-Schwangerschaften vor dem Besuch des geliebten Swinger-Clubs sind eben kein Grund, irgendwann nachts aufzulaufen und den Diensthabenden anzusaugen.
Dienstbereitschaft ist eben nicht so ne Art MCPraxis Drive-thru.
Ich muss mal anmerken, dass ich das teilweise ganz schön komisch finde, was ihr hier schreibt :o( (auch wenn ich eure Situation natürlich (noch) nicht kenne)
Ich wollt auch nur noch mal betonen, daß es nicht so ist, daß wir Patienten nicht ernst nehmen. Die anderen haben das ja auch schon gesagt, daß es da Unterschiede gibt.
Wenn jemand starke Schmerzen, die ihm angst machen, die er so noch nie hatte etc....was auch immer...und man ist auch nicht so jung und gesund und hat keine Möglichkeit, schnell ins Krankenhaus zu kommen -> dann sagt da überhaupt niemand was 'gegen.
Fakt ist aber leider oft, die Leute machen sich keine Gedanken, und dabei kommt raus, daß der 30 jährige mit vorgestern gestoßenem Zeh den RTW ruft, der ältere Opi mit Herzinfarkt lieber mit dem Taxi kommt, weils ja irgendwie noch geht...
Ich nehme eigentlich alle erstmal ernst, aber man sollte sich schon vorher mal Gedanken machen, das kann man schon verlangen, finde ich!
Auch was Feines und schon bei mir im Dienst gehabt:
Unterbauchbeschwerden seit ca. 1 JAHR. Jetzt seit ca. 3 Wochen mal wieder etwas stärker. Das Ganze sei ja noch nie so richtig abgeklärt worden. Und das könne man doch jetzt mal tun. Aber stationär bleiben geht natürlich auch nicht, schließlich hat sie noch ein Kind zu Hause zu betreuen. Und das alles nachts um 1 Uhr...
Es gibt auch Krankheitsbilder, die so dermaßen pillepalle sind, dass sie den Namen Krankheit kaum verdienen, wo ich aber jeden Patienten verstehen kann, wenn er damit in den Notdienst kommt. Bestes Beispiel bei uns ist das ausgeprägte Hyposphagma. Wenn auf einmal das komplette Auge blutunterlaufen ist und sich die Bindehaut noch chemotisch vorwölbt, dann ist das zwar letztendlich nicht mehr als ein blauer Fleck, wenn man es mal genau nimmt, aber dass das dem Patienten Angst macht und er dies abgeklärt haben möchte, verstehe ich auch nachts um 2h. Was ich nicht verstehe und wo ich sauer werde, ist von den Vorschreiberin ja schon ausführlichst beschrieben worden.
Relaxometrie
14.05.2008, 09:24
Im Aufnahmedienst (Psychiatrie), habe ich auch jede Menge Leute vor mir sitzen, die das System ausnutzen und sich eine Aufnahme an Sonn-/Feiertagen und nachts irgendwie erzwingen. Bei meiner Fachrichtung ist es leider nicht ganz so einfach, jemanden wieder auf die Straße zu setzen, wenn er das Zauberwörtchen (= Suizidalität) erwähnt. Gerade an Pfingstmontag hatte ich einen ca. 35jährigen Kerl vor mir, den wegen einer Mobbinggeschichte bei der Arbeit schon viele Therapeuten und Richter beschäftigt hat. In unserem Haus war es zum erstenmal. Er fing das Gespräch an mit "vor 3 Jahren..." und mündete in ein verworrenes System von Anschuldigungen. Ich habe ihm gesagt, daß sich das zwar alles nicht gut anhören würde, daß das aber kein Notfall sei, der an einem Feiertag abends erledigt werden müsse. Naja......es dauerte keine Minute, da kam das Zauberwörtchen. Also doch stationäre Aufnahme, wie der Herr und seine Begleiterin wünschten :-keks
Oh, Gyn-Dienst, dazu fällt mir auch eine Geschichte ein :-))
Abends gegen halb zehn trudelte ein Pärchen in die Gyn. Sie hätten beide seit paar Wochen einen "Ausschlag" im Genitalbereich und dagegen müsse JETZT was unternommen werden.
Grund für die plötzliche Handlung, einen Arzt aufzusuchen: Die beiden hatten sich für den Abend spontan ein Date mit einem anderen Pärchen verschaffen können, und da musste ja alles feinifein aussehen.
Sie haben es auch nicht geschnallt, dass man ihre Feigwarzen nicht mal so eben wegzaubern kann :-oopss
Man man man. Leute gibts.
Huhu,
entschuldigt, ich habe mich etwas doof ausgedrückt. Danke auf jedenfall für eure Antworten! :-)
Jetzt isses halb 11 und ich kann besser nachdenken ;) Also ich meinte das so, dass es zumindest bei mir als Patienten bisher so angekommen ist, als sei man unerwünscht, wenn man mit Schmerzen ins Krankenhaus geht. Aber wenn ich weiter drüber nachdenke, so ist das zum Einen ja nur meine Interpretation der Situationen wo ich mal im KH war, zum anderen könnte ich gerade gestresste Assistenzärzte und Schwestern getroffen haben und zum Anderen ist es womöglich das Gesundheitssystem allgemein, was einem das Gefühl gibt.
Also sorry, dass ich diesen Beitrag gepostet habe. Er war etwas unüberlegt :-blush
*ggg*@ Doctöse
musst Dich nicht entschuldigen ... die Geschichten aus der Praxis sind sehr kurzweilig ..... BITTE MEHR DAVON !!!!
Meist "verraucht" die Wut über entsprechendes Klientel auch rasch wieder ....
wenn allerdings in kurzer Zeit mehrere solcher Spezies auflaufen und womöglich der Doc selbst z.b. krank oder totmüde ist .... :-kotz
Es geht um die Anspruchshaltung der entsprechenden Menschen .. für "echte" Sorgen, Ängste, Beschwerden hat - glaube ich -jeder von uns ein Ohr ...
lg pieks
Dr. Psycho
14.05.2008, 11:21
Ne Freundin von mir hatte auch mal fiese unklare Bauchschmerzen-abends, als der Hausarzt schon zu hatte. Sie wollte auf keinen Fall ins KH, weil sie um die Uhrzeit keinem Assi in der Aufnahme wegen ein "bisschen Bauchweh" auf den Keks gehen wollte- am nächsten Tag hab ich sie dann persönlich ins KH gekarrt und siehe da: ne zu diesem Zeitpunkt perforierte Appendizitis....
Aber was solls, ne richtige Blinddarmnarbe ist doch viel sexier als ein paar "Löcher" von ner Lap-Op... :-))
Hellequin
14.05.2008, 15:03
Neulich in der Neuro:
Ein Akademiker pennt an seinem Schreibtisch, auf seinem Arm ein. Als er wieder aufwacht,kribbelt es etwas im Arm. Entweder kann man jetzt auf die Idee kommen das es einen kausalen Zusammenhang zwischen eingeschlafenen Arm und dem daraufschlafen gibt, oder man ist ein intelligenter Akademiker der Google benutzen kann. Und sie da, Google spuckt als Diagnose bei Sensibilitätsstörrungen auch die Multiple Slerose aus. Also nachts um 2 flugs ins Auto gesetzt und ins nächstbeste KH gefahren. Das Kribbeln ist jetzt zwar weg aber zur Sicherheit läßt man dann doch mal den diensthabenden Neurologen antanzen.
Vielleicht sollte man den Morbus Google als DRG-Diagnose in die Abrechnung mit aufnehmen.
Dr. Psycho
14.05.2008, 15:21
Muahahahaha :-peng !!!
Die Blödheit des Menschen ist unerschöpflich und trotzdem immer wieder erstaunlich...
Feuerblick
14.05.2008, 15:30
Aber was solls, ne richtige Blinddarmnarbe ist doch viel sexier als ein paar "Löcher" von ner Lap-Op... :-))Ehrlich gesagt würde ich auch keine Lap-AE machen lassen, lieber ne gescheite offene.... Hab einige Lap-Würmer gesehen, war immer ein tierisches Gefummel und bei den benötigten Mini-Schnitten für einen normalen Wurm... näää, nur keine Lap!
Feuerblick
14.05.2008, 15:31
Neulich in der Neuro:
Ein Akademiker pennt an seinem Schreibtisch, auf seinem Arm ein. Als er wieder aufwacht,kribbelt es etwas im Arm. Entweder kann man jetzt auf die Idee kommen das es einen kausalen Zusammenhang zwischen eingeschlafenen Arm und dem daraufschlafen gibt, oder man ist ein intelligenter Akademiker der Google benutzen kann. Und sie da, Google spuckt als Diagnose bei Sensibilitätsstörrungen auch die Multiple Slerose aus. Also nachts um 2 flugs ins Auto gesetzt und ins nächstbeste KH gefahren. Das Kribbeln ist jetzt zwar weg aber zur Sicherheit läßt man dann doch mal den diensthabenden Neurologen antanzen.
Vielleicht sollte man den Morbus Google als DRG-Diagnose in die Abrechnung mit aufnehmen.Herr, wirf Hirn vom Himmel... Nun ja... selig sind die geistig Armen...
Jau, :-dafür
M. Google ist gerade bei jüngeren Patienten eine echt häufig anzutreffende Diagnose mit den "lustigsten" Auswüchsen. Es gibt anscheinden echt einige Zeitgenossen die meinen ihre häufig (erstmal) unspezifischen Syndrome bei Google eingeben zu können und dann die lustigsten und unrealistischsten Krankheiten raussuchen und mit ner entsprechenden Liste kommen, die vermeintlich jetzt vom Arzt abgearbeitet werden muss. Bestätigt natürlich durch tausende Forennutzer bei denen "die Ärzte" erstmal mit der Diagnose völlig daneben lagen, bzw. bei denen nach jahrelanger Leidensgeschichte irgendwann einmal jemand auf den "Kolibri" gekommen ist. Getreu dem Motto: nicht überlegen, erstmal googlen, was im Netzt steht wird schon stimmen. Grundsätzlich sind es immer die "grässlichsten" oder aber die seltenen Krankheiten die von den "Googlern" auf die harmlosesten Symptomen als ursächlich angenommen werden. Wir leben schon in einem hysterischen und durch das Internet auch in einem (vermeintlich) allwissenden Zeitalter......
condorito
14.05.2008, 16:03
Andererseits kann ich auch aus eigener Erfahrung von Neurologen berichten, die zwar im CCT den Verdacht auf ne Sinusitis äussern, das Blut im Liquor allerdings übersehen....
@condorito:
über Fehler von "anderen" kann glaube ich fast jeder berichten... Oft fällt es uns Ärzten jedoch schwer den Balken im eigenen Auge zu entdecken...
Genauso kann wahrscheinlich jeder über Patienten berichten bei denen man selber der erste ist der auf die richtige Diagnose gekommen ist....schön fürs Ego, aber immer realistisch bleiben...die eigenen Defizite werden vielleicht beim Kollegen oder beim Hausarzt beklagt und man bekommt sie gar nicht mit!
Thomas24
14.05.2008, 22:23
@condorito:
über Fehler von "anderen" kann glaube ich fast jeder berichten... Oft fällt es uns Ärzten jedoch schwer den Balken im eigenen Auge zu entdecken...
Genauso kann wahrscheinlich jeder über Patienten berichten bei denen man selber der erste ist der auf die richtige Diagnose gekommen ist....schön fürs Ego, aber immer realistisch bleiben...die eigenen Defizite werden vielleicht beim Kollegen oder beim Hausarzt beklagt und man bekommt sie gar nicht mit!
AMEN !! :-top
Muahahahaha :-peng !!!
allerdings :-))
es gibt aber auch nervige Leute :-oopss gestern hätte ich auch beinahe mal den ersten rausgeschmissen...so ein Spinner! :-(
DrSkywalker
15.05.2008, 08:06
Ich habe gestern einen Freund mit Schnittwunde im Gesicht(Lippen auch betroffen) in die chirurgische Amublanz gefahren. Als wir den Pfleger fragten ob das nicht ein platischer Chirurg nähen könne wurde er sofort ziemlich pampig. Der Assi kam dann dazu und meinte er wolle es nähen. Als wir dann noch mal nachfragten ob man bei einer Schnittwunde im Gesicht nicht vielleicht einen Plastischen hinzuziehen könne drehte sich der Assi beleidigt um und ward nie mehr gesehen. Mit dem Pfleger gab es noch eine längere Diskussion auf em Gang in der er nette Sachen wie "Extrawürste" oder "Narben sind männlich, ich wäre stolz gewesen früher mit so ner Narbe" von sich gab.
Im Endffekt wurde es tatsächlich von nem plastischen Chriugen genäht und alles war gut (für uns). Für die Pfleger und den Arzt in der Ambulanz waren wir aber absolute Problempatienten und wenn sie hier im Forum aktiv wären, würden sie mit Sicherheit hier über die nervigen Medizistudenten die sih aufführen und "Sonderbehandlung" wünschen ablästern.
War es nun unverschämt sich bei einer Schnttwunde im Gesicht sorgen zu machen und nachzufragen ob man das nicht besonders behandeln sollte? Hätte Kackbratze uns sogar rausgeschmissen? ;-) Als PAtient hat man es oft auch nicht einfach.....
Und mein chirurgisches Teretial muss ich jetzt wohl wo anders machen :-))
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