Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Sebastian1
10.11.2013, 11:08
Neinnein, das sind schamanistische....
So,
ich will mich hier auch mal einreihen :)
Nächste Woche habe ich meinen ersten Arbeitstag in der Inneren und ich bin schon ziemlich aufgeregt. Mein Examen ist inzwischen auch schon ein Jahr her, und ich habe seit dem nichts mit Medizin zu tun gehabt (ich war auf Weltreise :-)) ) Jetzt habe ich ziemlich bammel dass ich mich die ersten Tage blamieren werde weil ich nichts mehr weiß... Wie ist es euch so an euren ersten Tagen/Wochen gegangen?
Viele Grüße
Ach, Cassy, aus Kindern werden Leute....
Ich muss immer wieder feststellen, dass 24h Dienste doch ganz schön ätzend sind. Heute morgen dachte ich noch "Och, geht ja eigentlich", aber jetzt fühl ich mich einfach nur matschig :-keks
Die ganzen Verprügelten heute morgen hätten irgenwie auch nicht sein müssen. Drei Türken gegen einen Italiener (kamen natürlich alle 4 zu mir), eine versuchte Vergewaltigung bei einer Prostituierten (unschöne Sache) und dann noch ein Besoffener mit Platzwunde, dessen Kumpel, der noch die Bierflasche in der Hand hatte (!!!) ich erstmal achtkantig aus dem Eingriffsraum geschmissen habe. Und wieso flennen Borderliner eigentlich immer so bei der Wundversorgung? Erst sich aufschlitzen und dann so tun, als würde man bei der Betäubungsspritze sterben :-( :-( :-(
Und wieso flennen Borderliner eigentlich immer so bei der Wundversorgung? Erst sich aufschlitzen und dann so tun, als würde man bei der Betäubungsspritze sterben :-( :-( :-(
Frag ich mich auch immer. Halt durch!
. Heute morgen dachte ich noch "Och, geht ja eigentlich", aber jetzt fühl ich mich einfach nur matschig
Ja das find ich auch immer fies. Selbst wenn man sogar ein paar Stunden Schlaf hatte, braucht man nicht glauben, dass man im Zn Dienst irgendwas Schlaues auf die Reihe bekäme. Wenn man keinen Schlaf hatte, kann man nicht mal zum Friseur gehen, weil man beim Haarewaschen einnickt.
antonia123
10.11.2013, 18:23
Und wieso flennen Borderliner eigentlich immer so bei der Wundversorgung? Erst sich aufschlitzen und dann so tun, als würde man bei der Betäubungsspritze sterben :-( :-( :-(
ich schätze deshalb bist du chirurgin und nicht psychiaterin ;-)
Naja, "glücklich" sind viele emotional instabile Menschen ja nach dem Selbstverletzen nicht... Dass dabei und danach und auch bei der Wundversorgung emotional reagiert wird ist doch eigentlich nicht verwunderlich... natürlich aus den unterschiedlichsten Gründen, die eine verspürt vielleicht weiterhin den gleichen Druck oder leidet unter den gleichen Gedanken wie vor dem SVV, die andere ist wütend über sich selbst, weil es wieder dazu gekommen ist, die nächste steckt vielleicht inhaltlich immer noch in der auslösenden Situation (zb flashbacks...), für die nächste ist der Akt der Wundversorgung an sich vielleicht ein Schlag ins Gesicht... Also das man da in der Situation oft keine emotional stabile Person vor sich sitzen hat, finde ich alles andere als verwunderlich...
Und dass sich die emotionale Instabilität, die ein Teil des Krankheitsbildes ist, halt auch in der Kontaktgestaltung zeigt, und dann natürlich erst recht in solchen Ausnahmesituationen, ist doch plausibel. Genauso wie die Tatsache, dass diese Patienten bei Eingriffen natürlich genauso oder aufgrund der emotionalen Verarbeitung und Kommunikation oft noch mehr Angst vor Schmerzen und Verletzung äußern und diese auch emotionaler zur Geltung bringen und auch emotional oder Ambivalent in den Kontakt gehen.
Unabhängig davon weiß ich aus der täglichen Arbeit genau, wie anstrengend die Kontakte sein können. Aber das beschriebene Verhalten gehört nunmal auch zum Krankheitsbild dazu und man muss halt lernen, professionell damit umzugehen.
wieso flennen Borderliner eigentlich immer so bei der Wundversorgung? Erst sich aufschlitzen und dann so tun, als würde man bei der Betäubungsspritze sterben :-( :-( :-(
Wegen dieser häufigen Haltung der Chirurgen mit (meist) entsprechendem Umgang mit den Patientinnen versorge ich die Wunden, soweit es geht, lieber selbst.
Diese Patientinnen fordern unbewußt eine aggressive Gegenübertragung der Behandler heraus, um das zu erleben, was sie kennen - nämlich Verachtung, Unverständnis, Abscheu usw.
Da hilft nur eine professionell freundlich-distanzierte Kommunikation und das Bewußtsein über die ablaufende Psychodynamik.
Kackbratze
10.11.2013, 19:27
..und abgeschlossene Ambulanzschränke.
Aus persönlichen Gründen (fürchterliche Erfahrungen im näheren Freundes- und Bekanntenkreis) mag ich die auch nicht :-nix versuch zwar, neutral zu sein...aber wie ein *weiser* Kollege sagte: *Die haben angefangen.* (die Patienten)
Kackbratze
10.11.2013, 21:48
Ich versorgt die Leute und schick die dann zurücl zum Psychiater. Solange die nicht eitern, sehe ich die meist nicht wieder und eigentlich sind sie mir egal.
Wo ist der Unterschied zu einem regelhaft betrunkenen Teenager, der sich im Rahmen von Tätlichkeiten den Körper ruiniert und genauso rumflennt, wenn die Lokale gestochen wird um den Finger zu reponieren?
Hoppla-Daisy
10.11.2013, 23:05
Fournier'sche Gangrän im Dammbereich, mit großflächiger Perforation des Rektums ... ich hab ja schon viele eklige Dinge gesehen und kann viel aushalten. Aber da lief selbst mir das Wasser im Mund zusammen, und ich musste mich zusammen reißen, nicht zu würgen.
:-kotz
Arme Socke, der Patient :-?
Von vorne bis hinten bis jetzt ein Scheißdienst...
Nachtrag: Ich danke dem Gott der Urologen aufrichtig für den Harnverhalt mit Harnstauungsnieren bds jetzt gerade eben. Denn damit habe ich einen freien Tag nach Dienst gewonnen! Und DEN hab ich mir jetzt auch verdammt nochmal sowas von verdient!!!
Dann erhol dich gut an deinem neu gewonnenen, freien Tag :-)
@Lava: ich bin eine alte Schachtel :-D
Fournier'sche Gangrän im Dammbereich, mit großflächiger Perforation des Rektums ... ich hab ja schon viele eklige Dinge gesehen und kann viel aushalten. Aber da lief selbst mir das Wasser im Mund zusammen, und ich musste mich zusammen reißen, nicht zu würgen.
Das waren immer die beschissensten Diagnosen in der Urologie. Waren bei uns meistens junge Männer und die sind alle verstorben... :-(
Von vorne bis hinten bis jetzt ein Scheißdienst...
Ich hätte trotzdem gerne mit Dir getauscht... :-kotz :-kotz
Nachtrag: Ich danke dem Gott der Urologen aufrichtig für den Harnverhalt mit Harnstauungsnieren bds jetzt gerade eben. Denn damit habe ich einen freien Tag nach Dienst gewonnen! Und DEN hab ich mir jetzt auch verdammt nochmal sowas von verdient!!!
Und damit hast Du doch ALLES richtig gemacht! Viel Spaß beim Shoppen und Tag genießen! Ist doch ein wunderschöner Herbsttag! :-)
Colourful
11.11.2013, 08:16
Wegen dieser häufigen Haltung der Chirurgen mit (meist) entsprechendem Umgang mit den Patientinnen versorge ich die Wunden, soweit es geht, lieber selbst.
Diese Patientinnen fordern unbewußt eine aggressive Gegenübertragung der Behandler heraus, um das zu erleben, was sie kennen - nämlich Verachtung, Unverständnis, Abscheu usw.
Da hilft nur eine professionell freundlich-distanzierte Kommunikation und das Bewußtsein über die ablaufende Psychodynamik.
Nähst du das dann z.B. auch selbst?
Selbst verbunden und angeschaut habe ich das im PJ auch, aber bei uns hat kein Psychiater die Wunden auch genäht (was aber meiner Meinung nach bei kleinen z.B.Schnittwunden bei vorhandenem Material nicht so schwierig ist).
Letztes - ja, und genau dieses dann aggressive Verhalten des Behandlers habe die Patienten auch schon sehr oft erlebt und da ist es mal etwas Neues, wenn dies nicht so passiert. Da spielt die Psychodynamik dann eine große Rolle.
Ich würde da ja auch noch ein Stück weiter gehen, denn rational betrachtet sind wir ja auf den Patienten mit Osteoporose und jetzt frischer Fraktur auch nicht sauer, reagieren da ja auch nicht aggressiv. Warum sollten wir das dann bei einem Borderliner sein? Der ist schließlich genauso schwer krank und die (Selbst-)Verletzung ist auch das Symptom der Erkrankung.
LG!
Kackbratze
11.11.2013, 10:09
Same sh1t, different day.
antonia123
11.11.2013, 12:31
Das waren immer die beschissensten Diagnosen in der Urologie. Waren bei uns meistens junge Männer und die sind alle verstorben... :-(
pfui. hatte ich auch schon bei mir. hat natürlich auch erst mal keiner gemerkt bis die schwester dann nach dem windel-wechseln meinte "äh der hoden ist irgendwie so schwarz???"
aber der patient hats gut überstanden
Man war das heute wieder blöde… Keine Luft zum Atmen im "Arztzimmer" (=Abstellkammer) Kopfschmerzen bekommen.
Aaaber: Auf Anweisung sollen wir keinen Urlaub mit ins nächste Jahr nehmen, also hab ich mir die letzten Tage zusätzlich zum Jahresurlaub günstig aufgeteilt und auch gleich unterschrieben bekommen….und jetzt arbeite ich dieses Jahr nur noch 16 Tage.
Pure Dankbarkeit, echt.
Sebastian1
11.11.2013, 16:44
Abends bis 22 Uhr 3 Einsätze und dann morgens um 8 mit 11 rauskommen ist bäh. Und die hatten es fast alle auf Ihre Art in sich...
Ich würde da ja auch noch ein Stück weiter gehen, denn rational betrachtet sind wir ja auf den Patienten mit Osteoporose und jetzt frischer Fraktur auch nicht sauer, reagieren da ja auch nicht aggressiv.
Die kommen auch selten um 4Uhr morgens :-(
Ich versuche eigentlich immer, meine Wut nicht am Patienten auszulassen, aber ich muss wohl gestehen, dass ich um 4Uhr nachts nicht mehr ganz so freundlich und verständnisvoll bin wie um 14Uhr nachmittags.
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