Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
WackenDoc
11.06.2014, 18:50
Ich glaub er hatte ne Netzhautablösung. Ich hab aber die Akte noch nicht. Würde mich aber nicht wundern wenn er ne Retinopathie hätte.
Ich hab mein bestes gegeben, ihm versucht zu verklickern, dass er es in der Hand hat, wie viel er noch von der Rente hat. Koronarsportgruppe könnte er von uns aus wohl nochmal, auch Anbindung an eine diabetologische Schwerpunktpraxis, Ernährungsberatung, Möglichkeiten der Behandlung der Depression etc.
Der Versuch war da, was er davon annimmt ist seine Sache.
Relaxometrie
11.06.2014, 18:54
Der hat sich wohl schon völlig aufgegeben und will nur noch das letzte Jahr vor der Rente rum bringen
Sind denn die privaten Lebensumstände auch so dramatisch, wie sein körperlicher Zustand?
Dem Zustand "Nur noch das letzte Jahr bis zur Rente rumkriegen" wird in der Kausalkette jetzt ja folgen, daß er als nächstes dann "nur noch die letzte Zeit bis zum Tod rumkriegen" möchte.
Kann man ihn irgendwie aus diesem tragischen Zustand herausholen, oder ist er für nichts empfänglich?
Hab jetzt erst gelesen, daß Du ja schon alles versucht hast, Wacken. Mal sehen, wie es weitergeht mit dem Patienten.
WackenDoc
11.06.2014, 19:00
Hatte ihn jetzt erst zu einem Termin. Aber ich hab versucht mit ihm ein paar Ziele zu vereinbaren in der Hoffnung, dass er es wenigstens versucht und merkt ,dass es ihm damit besser geht.
So dramatisch sind die privaten Umstände eigentlich nicht. Die Ehefrau ist zwar auch krank, aber nicht präfinal. Und so krank er von den Diagnosen ist, ist er noch erstaunlich fit, geht mit dem Hund spazieren etc.
Feuerblick
11.06.2014, 19:02
Das ist schon mal viel wert!
Erinnert mich an einen Patienten, den ich heute in der Ambulanz hatte. Klinische Kontrolle nach einem Arbeitsunfall. Beim Auskultieren der Lunge hat es schön gepfiffen beidseits, da frage ich ihn:
"Ist bei Ihnen was mit der Lunge bekannt?"
Er: "Nein"
Ich: "Rauchen Sie?"
Er: "Ja"
Ich: "Dann sollten Sie mal zu Ihrem Hausarzt gehen, möglicherweise brauchen Sie ein Spray für die Lunge"
Er: "Hab ich schon!"
Ich: "Ich denke, bei Ihnen ist nicht bekannt mit der Lunge?"
Er: "...."
Ich: "Wozu haben Sie denn das Spray?"
Er: "Na wegen.. äh.. Erkältung... Husten und so..."
Und beim Gehen schmeißt er mir noch zu, er sei ja Diabetiker und müsse Insulin spritzen. Und der Mann war vielleicht um die Mitte 40 :-wand Hohlbrot.
"Haben sie eine Erkrankung am Herzen?"
"Nein"
*untersuch* -> Sternotomienarbe
"Was wurde denn da gemacht?"
"Ach, da war mal was mit meiner Herzklappe. Hat aber der Prof. Vonundzu repariert, jetzt geht es mir wieder gut."
:-wand
Diese Augenpatienten zu prämedizieren wird von Tag zu Tag nerviger. Da ist echt keine einzige Nicht-Opthalmologische Diagnose erhoben (mit Glück vielleicht noch der Hypertonus oder ein Diabetes) und die Visiten dauern ewig. Sind auch sicher nicht immer ganz vollständig...
Thomas24
13.06.2014, 20:13
Ich frag mich immer, wie es die Anästhesie in der Prämed schafft, so viele Infos aus den Patienten rauszubekommen-
bei uns heisst es immer nur: "Nehmen Sie Medikamente ein?"
"Ja, ganz viele!!"
"Sie haben nicht zufällig einen Medikamentenplan dabei?"
"Hm...nein"
"Sie wissen nicht zufällig, wofür Sie die Medis nehmen"
"Für´s Herz, wissen Sie? Und für die Luft. Und für Wasser in den Beinen"
"Und welche?"
"Na Tabletten halt, Sie sind doch der Doktor"
"...Ok. Haben Sie zufällig die Schachteln dabei?"
"Neee, ich bin doch im Krankenhaus- da habt ihr doch die Sachen"
"...Okeeey...wer ist denn ihr Hausarzt?"
"Das ist Dr. Soundso- aber der hat diese Woche noch Urlaub"
Feuerblick
13.06.2014, 20:15
*grins* Also meine Patienten hatten IMMER auch eine Allgemeinanamnese, die meistens auch ein bißchen mehr als Fragezeichen enthielt. Aber die o.g. Antworten kenn ich. Besonders schön die Antwort "Ich dachte, beim Augenarzt brauch ich das nich". :-wand
Aber ne Sternotomienarbe fällt nem Augenarzt halt nicht auf. Wie auch??? Wir müssen ja gottlob die Patienten nicht "auspacken" :-))
Das mit den Augenpat. ist bei uns auch so :-oopss ganz ganz anstrengend...
Und das mit den Medikamenten auch, natürlich. Man kennt ja die häufigsten, nennt dann auf Verdacht einige, und viele Patienten erkennen dann den Namen...rate mal mit Rosenthal :-oopss manche beschreiben dann genauer, kleine gelbe, runde in einer roten Schachtel. Ah ja...
WackenDoc
14.06.2014, 07:54
"Ich bräuchte wieder meine Allergietabletten, die Saison geht wieder los".
"Welche hatten Sie den bisher"
"Weiss nicht wie die heissen, so Allergietabletten halt"
"Wir haben hier 5 verschiedene. Ich müsste schon wissen, welche Sie brauchen"- Zeigt ein paar.
"Ne, weiss nicht"
"Haben Sie noch ne Packung davon"
"Ja, zu Hause"
"Dann mitbringen,"
Und wir sprechen nicht von der 80-jährigen mit Demenz und 100000 anderen Medikamenten.
Wenn ich gut drauf bin, frag ich solche Patienten, was für Öl ihr Auto braucht und wieso sie sowas wissen, aber nicht welche Medikamente sie nehmen.
Relaxometrie
14.06.2014, 09:23
wieso sie sowas wissen, aber nicht welche Medikamente sie nehmen.
Na, wenn der Patient sagt, daß die Tabletten so klein (zeigt den Durchmesser mit den Fingern), rund und weiß sind, muß der gute Arzt doch wissen, welches Medikament der Patient meint. Sooo viele Tabletten kommen mit dieser Beschreibung ja nicht mehr in Frage :-))
Hellequin
14.06.2014, 10:16
Ich habe ja schon mal überlegt ob ich mir nicht eine Tupperbox mit kleinen weißen Tabletten zulege, jeweils auf einer Seite nummeriert, dann kann der Patient jeweils heraussuchen welche er meint.:-D
Ich habe ja schon mal überlegt ob ich mir nicht eine Tupperbox mit kleinen weißen Tabletten zulege, jeweils auf einer Seite nummeriert, dann kann der Patient jeweils heraussuchen welche er meint.:-D
Hahaha, das wär so stark! :-top
So, guten Tag, ich bin die Ally und darf seit Donnerstag auch wieder mitspielen. :-D Und heute bin ich dann zum ersten Mal auch direkt wieder allein im Haus, mal sehen wie es läuft. Habe noch ein bisschen Schiss vor den praktischen Sachen, weil mir da echt die Übung fehlt, aber zur Not muss meine OÄ eben auch für Zugänge reinkommen, dann ist das eben so. Wäre ja tagsüber.
LG
Ally
Ich frag mich immer, wie es die Anästhesie in der Prämed schafft, so viele Infos aus den Patienten rauszubekommen-
Bei unseren Prothesenpatienten gibts immer noch eine Prä-Prämed. Da checkt der Anästhesist schonmal grob ab und sagt den Leuten dann, welche Befunde und Briefe sie noch zur richtigen OP Vorbereitung mitbringen müssen :-)
Ich denke, viel kann man in der Vergabe des OP Termin regeln. Da muss man den Leute halt sagen, dass sie bitte eine Medikamentenliste mitbringen sollen und welche Blutverdünner wie weiter genommen oder abgesetzt werden sollen.
Hey Ally, dann diensten wir gemeinsam. Ich bin sicher, alles läuft super bei dir :-)
In meinem alten Haus hat die Anästhesie sich immer gefreut, wenn Augenpatienten kamen, da wir die einzige operierende Abteilung waren, die auch fachfremde Anamnesebögen hatte und auch ausfüllte ;-)
Letzte Woche hatte ich auch ein Beispiel für :-wand junger Mann, 40, wurd vom HNO-Kollegen geschickt. Dort wegen Schwindels vorstellig geworden, Vestibularisausfall diagnostiziert. Sollte zu uns kommen, weil der Kollege wissen wollte, ob sein Schielen vielleicht auch zum Schwindel beiträgt. Ich befrag ihn also und erwarte, dass das ein Schielen seit Kindheit ist, das ja nun mal keine Diplopiebeschwerden macht. Aber nein Pustekuchen: er fing plötzlich vor ungefähr fünf Jahren an zu schielen natürlich mit Doppelbildsymptomatik. Außerdem hat er seit dem Zeitpunkt auch eine einseitige Ptosis. Abgeklärt? Nee wieso denn? Och, an die Doppelbilder habe er sich irgendwann gewöhnt. Joa, sei anfangs recht unangenehm geworden, aber man kann ja auch mal ein Auge zumachen :-wand
*milkakuh*
15.06.2014, 22:10
@Muriel: Mal so aus Interesse, was ist denn die Ursache für die Symptome des Patienten? Leider kenne ich mit mit dem Auge (noch) nicht wirklich gut aus. :-blush
Tja, gute Frage ;-) Da unsere Orthoptistin freitags nicht da ist und er für mich nicht klar fassbare Paresen präsentierte und zudem auch keinen Bock hatte und das alles als sehr sinnlos ansah, kann ich da nix zu sagen. Ne typische N-III-Parese, was die Ptosis ja suggerieren könnte, hatte er jedenfalls nicht. Aber auch da wäre es ja interessant zu wissen, wo die herkommt. Hätte er sich mit den akuten Beschwerden damals vor fünf Jahren vorgestellt, hätte ich ihn direkt in die Neuro weiter geschickt. Nach der langen Zeit jetzt, hielt ich einen elektiven Termin jetzt demnächst dann für ausreichend.
*milkakuh*
15.06.2014, 22:22
Trotzdem danke für deine Erläuterungen! :-)
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