Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Hoppla-Daisy
23.10.2014, 21:12
Ich hasse es! Immer wieder auf's Neue! Und nein, ich werde mich NIE daran gewöhnen! :-wand :-wand :-wand
"Welche Beschwerden haben Sie?"
"Ich hab seit vier Tagen Brennen beim Wasserlassen...."
*aufhorch* "Aha? Seit vier Tagen also....
"... und heute Morgen hab ich Blut im Urin entdeckt...."
*noch mehr aufhorch und Luft hol* "Aha, sie haben also vor VIER Tagen (!!!) das erste Mal Brennen beim Wasserlassen gehabt und seit HEUTE MORGEN (!!!) Blut im Urin *noch mehr Luft hol* und da kommen Sie HEUTE ABEND in die NOTAUFNAHME?"
*gefühlsschwangere Pause*
"Haben Sie Fieber? Schüttelfrost?"
"Ja, ich hab Fieber"
"Wie hoch?"
"Weiß ich nicht, hab ich nicht gemessen"
"Okay, dann wollen wir mal FIEBER MESSEN" *schon gefährlich schnaubend*
"Also, sie haben 36,9 °C.... das ist KEIN FIEBER!"
So, und dann hab ich ausgeholt! Immerhin brauchte das Labor ja noch etwas für das Urinsediment.
"So, Frau P., nun sag ich Ihnen mal was. Dies hier ist eine NOTAUFNAHME! Hier kommen normalerweise Menschen hin, die wirklich krank sind und deren Behandlung unbedingt und jetzt erfolgen muss. Dies ist kein Ersatz für einen Hausarzt, nur weil man tagsüber keine Lust oder keine Zeit hat. Wir haben einen Rufdienst. D. h. ich musste jetzt von zuhause kommen, weil SIE seit vier Tagen Beschwerden haben, mit denen Sie Ihren Hausarzt nicht behelligen wollten. Das freut mich natürlich besonders!"
Damit hatte meine Standpauke ein Ende - und Madame (Jahrgang 1994) saß kleinlaut auf ihrem Höckerchen. Keine Ahnung, ob es was genützt hat, aber MIR ging es danach ein bißchen besser!
Relaxometrie
23.10.2014, 21:19
Keine Ahnung, ob es was genützt hat, aber MIR ging es danach ein bißchen besser!
Das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es gibt ca. 80 Millionen Bewohner in Deutschland.......wenn man bedenkt, wieviele Bekloppte es gibt.......
Ruiniere nicht Deine Gesundheit mit Ausrastern, sondern suche bessere Arbeitsbedingungen.
So, und dann hab ich ausgeholt!Und an dieser Stelle habe ich wirklich kurz gedacht, Du hättest ihr als nächstes eine reingehauen... :-oopss
Hoppla-Daisy
23.10.2014, 21:30
Und an dieser Stelle habe ich wirklich kurz gedacht, Du hättest ihr als nächstes eine reingehauen... :-oopss
Hehe, wie geil... ich muss sagen, im Geiste tat ich das wohl auch :-))
Keine Ahnung... bin da nicht der Typ für. Meist bin ich mit kurzer Anamnese, Diagnostik und roten Zettel für ambulante Behandlung schneller fertig als mit einer Standpauke. Es gibt wirklich dumme Menschen, aber einige fühlen sich halt irgendwie wirklich krank und handeln da nicht sooo rational.
Die Briten können das ja immer viel besser erklären. :-D
Das Poster hing mal bei uns in der Notaufnahme... :-))
Hoppla-Daisy
23.10.2014, 22:23
ICH WILL DAS!!!
Also wenn die Leute dummdreist sind, dann verstehe ich eure heftigen Reaktionen ja sehr gut. Aber es ist halt immer ein schmaler Grad, für die Patienten, die nicht dummdreist sind. Ich bin auch schon mal abends in die Notaufnahme obwohl es morgens passiert ist. Eigentlich wollte ich zuwarten, aber dann wurde mir so Panik gemacht, dass ich doch lieber hin bin. Ich finde, wenn man das nicht dauernd macht oder eben wirklich aufschlägt nach dem Thema "Vorher hat es mir nicht in den Kram gepasst, jetzt kümmer dich" dann sollten Ärzten primär auch daran denken, dass sich kaum jemand zum Spaß in die Notaufnahme setzt. Wenn ich dann noch zusammengeschissen werde aufs Übelste, finde ich das irgendwie nicht fair.
Relaxometrie
24.10.2014, 00:20
Wenn ich dann noch zusammengeschissen werde aufs Übelste, finde ich das irgendwie nicht fair.
Sehe ich genau so.
Die Klientel weiß es oft nicht besser. Entweder sind sie wirklich dumm, oder mit den aktuellen Beschwerden einfach überfordert.
Das System (Wohin gehe ich mit welchen Beschwerden?) ist auch undurchdringlich, und ist noch nicht mal in jedem Bundesland gleich. Mal heißt es KV-Dienst, mal hausärztlicher Notdienst.
Aber natürlich gibt es auch Personen mit einer dreisten Anspruchshaltung. Das kommt sogar so oft vor, daß ich auch finde, daß man da eine Handhabe braucht, die mit der Kliniksleitung abgesprochen ist. Man sollte schon auf Schmarozer reagieren können, ohne daß immer wieder diese unsäglichen Diskussionen unter den Angestellten der unterschiedlichen Berufsgruppen entstehen, wie es z.B. der Fall ist, wenn man eigentlich keinen Transportschein unterschreiben möchte.
Und ganz wichtig: es müssen Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die es dem Arzt ermöglichen, mit dummen, überforderten und schmarozenden Patienten umzugehen, ohne daß er sich persönlich angegriffen fühlt. Patienten mit den oben beschriebenen Verhaltensweisen sind so häufig, daß man sich nicht ständig von ihnen angegriffen fühlen sollte.
DEN pflegeleichten Standardpatienten gibt es nicht, und die Forderung danach ist unrealistisch.
Aber es schimpft sich halt leichter über den Patienten, der sich nicht benimmt, als über das absolut kranke Gesundheitssystem.
Ich hasse es! Immer wieder auf's Neue! Und nein, ich werde mich NIE daran gewöhnen! :-wand :-wand :-wand
"So, Frau P., nun sag ich Ihnen mal was. Dies hier ist eine NOTAUFNAHME! Hier kommen normalerweise Menschen hin, die wirklich krank sind und deren Behandlung unbedingt und jetzt erfolgen muss. Dies ist kein Ersatz für einen Hausarzt, nur weil man tagsüber keine Lust oder keine Zeit hat. Wir haben einen Rufdienst. D. h. ich musste jetzt von zuhause kommen, weil SIE seit vier Tagen Beschwerden haben, mit denen Sie Ihren Hausarzt nicht behelligen wollten. Das freut mich natürlich besonders!"
!
Hammermäßig, ich wäre sicherlich auch so abgegangen. xD
Feuerblick
24.10.2014, 08:27
Naja, aber dass man mit Brennen beim Wasserlassen mal zum Hausarzt gehen sollte, müsste eigentlich klar sein. Und dass man mit Blut im Urin auch tagsüber einen Notdienst oder den Hausarzt aufsuchen kann auch... So schwer ist das nicht!
Naja, aber dass man mit Brennen beim Wasserlassen mal zum Hausarzt gehen sollte, müsste eigentlich klar sein. Und dass man mit Blut im Urin auch tagsüber einen Notdienst oder den Hausarzt aufsuchen kann auch... So schwer ist das nicht!
Würde ich ach sagen. Vier Tage hat es nicht gestört, aber buu huuu dann war auf einmal Blutbeimenung mit im Urin. Da hat hat das Mädel dann natürlich gleich gedacht sie muss sterben. Dann war die Motivation plötzlich da einen Arzt aufzusuchen.
Colourful
24.10.2014, 08:53
Sehe ich genau so.
Die Klientel weiß es oft nicht besser. Entweder sind sie wirklich dumm, oder mit den aktuellen Beschwerden einfach überfordert.
Ja. Und ich denke, dass man davon erstmal ausgehen sollte. Viele Leute, die sich dann mit Kleinkram in der Notaufnahme einfinden, sind halt einfach schlichter oder haben es nicht besser gelernt. Und man vergisst auch immer, denke ich, dass sehr viele Leute es schaffen sich dann notfallmäßig beim Hausarzt vorzustellen, mit einem verknacksten Knöchel vielleicht auch schon zum niedergelassenen Unfallchirurgen gehen, weil sie eben nicht damit sofort in die ZNA wollen und es auch so gelernt haben.
So typisch ist da meine 80-jährige Oma, die dann über genug gesunden Menschenverstand verfügt, sich morgens um 8 mit ihren Beschwerden zum Hausarzt zu begeben, zu wissen, dass sie dann auch warten muss, um dann eine adäquate Behandlung zu erhalten. Wäre schön, wenn alle das so machen würden. Nur leider kann man nicht erwarten, dass die Menschen alle so vernünftig sind.
Feuerblick
24.10.2014, 08:53
Nur kam die auch mit mehrstündiger Verzögerung....
WackenDoc
24.10.2014, 08:59
Ich hab das immer vom Dreistigkeitslevel und meiner eigenen Tagesform abhängig gemacht.
Ich glaube, dass es bei vielen hilft, wenn man sie über das Krankheitsbild und die Struktur der Notaufnahme aufklärt und dazu dann gleich noch den Rat mitgibt, das nächste Mal rechtzeitig zum Hausarzt zu gehen.
Bei meinen Bekannten rede ich mir da aber teilweise auch den Mund fusselig, dass sie mit unklaren Beschwerden doch bitte VORM Wochenende bzw. noch zu halbwegs christlichen Zeiten zum Hausarzt sollen.
Dass ich Patienten mal völlig zusammengefaltet hab, war aber bisher eine Rarität.
Ich finde, als Arzt muss man sich nicht alles gefallen lassen und kann auch mal Tacheles reden. Dabei sollte man natürlich berücksichtigen, dass der Patient aus Unkenntnis mal eine Situation falsch eingeschätzt hat.
(Hihi- da erinner ich mich an den V.a. Zehenfraktur zu dem ich als Notarzt durfte. Patientin und Ehemann völlig mit der Situation überfordert, tat wohl auch ordentlich weh, aber wir waren eigentlich erleichtert, dass entgegen des Einsatzstichwortes der Fuss nicht völlig zerquetscht war. Da faltet man den Patienten natürlich nicht, auch wenn der Einsatz unnötig war)
Christoph_A
24.10.2014, 09:02
Ich liebe es, Praxis ist voll, es ist Freitag und drei Kopftuch- und Ganzkörperkondomträgerinnen verlangen nach nem weiblichen Arzt und blockieren meine Räumlichkeiten. Sorry, daß alle Kolleginnen grade auf Urlaub sind......
Ich liebe es, Praxis ist voll, es ist Freitag und drei Kopftuch- und Ganzkörperkondomträgerinnen verlangen nach nem weiblichen Arzt und blockieren meine Räumlichkeiten. Sorry, daß alle Kolleginnen grade auf Urlaub sind......
Ha ha ha .... immer dieses schwanzlose gesindel !!! :-oopss
Relaxometrie
24.10.2014, 09:41
Ich liebe es, Praxis ist voll, es ist Freitag und drei Kopftuch- und Ganzkörperkondomträgerinnen verlangen nach nem weiblichen Arzt und blockieren meine Räumlichkeiten.
Solange man noch solche, der eigenen kulturellen Herkunft entstammenden Forderungen stellen kann, müsste man sich doch schnell einig werden: es ist kein Notfall, also gehen.
Ich hab ja den Luxus, dass ich die einfach wegschicken kann zum hausärztlichen Notdienst, wenn sie keinen möglichen stationären Aufnahmegrund präsentieren. Faustregel: "Wenn Sie noch selber in die Notaufnahme kommen können, dann sind Sie da höchstwahrscheinlich falsch."
Außerdem geb ich schon immer Vorabinformation über die zu erwartende Aufenthaltszeit, die wegen Wartezeit auf das Labor immer Minimum 2h ist, bei jeglichem thorakalen Unwohlsein wegen der zweiten Trop-Kontrolle Minimum 6h - immer wieder erstaunlich, wieviele es dann nicht mehr so dringend haben.
Patienten wirklich anmotzen mach ich eigentlich nie, schon allein weil ich keinen Bock auf Beschwerden beim Oberkommando hab.
Übrigens meine Lieblingsgeschichte aus der Reihe "Und warum kommen Sie jetzt erst?" :-???
Notaufnahme kurz vor Mitternacht, Patient in miserablem AZ wird von den Angehörigen hereingeschleppt, seit dem Morgen stärkste thorakalen Schmerzen, bekannte KHK, im EKG hebt die ganze Vorderwand.
"Da hätten Sie besser gleich kommen sollen."
"Sind wir doch!"
"Aber Sie haben gesagt, das hätte schon heute Morgen angefangen. Jetzt ist Mitternacht."
"Na heute Morgen waren wir ja auch noch in Zagreb." :-oopss
WackenDoc
24.10.2014, 10:19
@Rico: Kann ich toppen.
Auslandsaufenthalt in Antigua über mehrere Monate. Dabei vor mehreren Monaten ein Krankheitsbild was irgendwas in Richtung TIA/PRIND hätte gewesen sein können. Seit dem minimalste Merkfähigkeistsstöung (ok, könnte auch einfach am Alter des Patienten liegen)
Jetzt auf Christi Himmelfahrt (Notaufnahme voll ohne Ende, lauter Besoffene, ihr kennt das) Rückkehr nach Deutschland und nachdem man den Flug überstanden hat, muss man genau DAS Krankheitsbild JETZT mit MRT abgeklärt haben.
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